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Interview: VISIONS OF ATLANTIS
Titel: Zusammenhalt in schwerer Zeit

Mittels des letzten Albums „Delta“ stellte diese etablierte Melodic Symphonic Power Metal-Konstante aus Österreich neben neuem Songmaterial auch eine neue Vokalistin vor: Die Griechin Maxi Nil. Letztere zeigte sich sehr ambitioniert und konnte somit die personell entstandene Lücke nach dem 2007er Austritt von Sopranistin Melissa Feerlak stimmlich passabel füllen. Eine große Aufgabe lag also vor der steirischen Band, die sich nach der Veröffentlichung von „Delta“ ganz schön anstrengen musste, um der von allen Seiten gewünschten Überzeugungsarbeit nachzukommen.

Doch die gerade gestoppte Rotation des Besetzungskarussells sollte alsbald schon wieder in volle Fahrt kommen, als der frisch verpflichtete Münchner Tieftöner Mario Lochert die Epiker-Kapelle unfreiwillig verlassen musste.

„Die meiste Zeit in 2011 ist sehr gut für uns verlaufen. Wir konnten im Februar letzten Jahres pünktlich zum ,Delta‘-Release eine großartige Europa-Tour mit Rhapsody Of Fire spielen. Und wir konnten dazu von Fans und Presse sehr gute erste Reaktionen auf ,Delta‘ verbuchen. Daneben waren wir auch im letzten Frühjahr auf den Bühnen sehr präsent und die Sommerfestivals waren für Visions Of Atlantis allesamt der absolute Wahnsinn. Außerdem sind wir als harter Kern innerhalb der Bandgemeinschaft durch verschiedene Umstände und Vorkommnisse noch näher zusammengerückt, was ich sehr positiv bewerte“, verkündet Keyboarder Martin Harb voller Zuversicht, welcher sich seit 2006 in der Band befindet.


Wie der auch als Komponist Tätige weiter angeregt zu berichten weiß, waren Visions Of Atlantis 2011 ohnehin wieder mit einem neuen Release am Start: Nämlich der neuen EP „Maria Magdalena“, deren Erscheinungsdatum für den 21. Oktober festgelegt wurde.

„Für diesen Release haben wir uns einige Besonderheiten einfallen lassen. Zum Beispiel die erste Coverversion, die Visions Of Atlantis je aufgenommen haben, und zwar Sandra‘s 80er-Hit ,(I‘ll Never Be) Maria Magdalena‘ als Titeltrack, sowie das Re-Recording eines älteren Tracks und noch mehr. Im Weiteren enterten wir im Oktober gemeinsam mit Leave‘s Eyes wieder Europas Bühnen im Zuge einer kleinen gemeinsamen Tour, um abschließend am Metal Female Voices Fest in Belgien unsere erste DVD aufzuzeichnen. Dort traten wir als Co-Headliner gemeinsam mit Therion auf.“



Nach vier Jahren beinahe gänzlicher musikalischer Funkstille und dem bereits von manchen Leuten verkündeten Tod der Band war die Wiederauferstehung von Visions Of Atlantis wohl nicht nur für die Fans etwas Besonderes, so der Tastenspieler im Anschluss.

„Sondern dies war vor allem auch für uns als Gruppe eine Art Genugtuung. Und das Album ,Delta‘ als Ganzes war dabei ungemein wichtig. Die Fans haben uns bereits kurz nach der Veröffentlichung ihren Respekt dafür gezollt, dass wir in einigen Passagen Mut bewiesen haben und unsere eigenen musikalischen Pfade ein Stück weit verlassen haben, ohne jedoch den typischen Visions Of Atlantis-Sound zu ändern. Außerdem war es sehr schön zu hören, dass viele Leute ,Delta‘ als unser bisher bestes Album ansehen. Da das Female Metal-Genre jedoch einem momentanen Wandel und manchen Schwierigkeiten unterworfen ist, waren unsere Erwartungen und der Erfolgsdruck an uns selbst nicht allzu hoch. Sie wurden letztlich aber weit übertroffen, was uns sehr freut.“


Und die hierfür neu rekrutierte Frontfrau und Sängerin Maxi Nil wurde von den Hörern begeistert aufgenommen, so Martin im Weiteren.

„So wurden nach einigen Unkenrufen zu Beginn, warum wir denn nun auf eine klassische Sopranstimme verzichten würden, sofort die Gegenstimmen laut und Maxis warmes, voluminöses und gefühlvolles Organ hervorgehoben. Letztlich sind nicht nur wir sicher, mit ihr die bisher beste Visions Of Atlantis-Stimme an Bord zu haben, sondern die Leute sehen dies ebenso. Und für die Zukunft verspricht ihre Stimme noch sehr viel mehr, da wir verstärkt im Bereich rockiger weiblicher Stimmpassagen arbeiten wollen. Und hierzu eignet sich ihre Stimme sehr gut, wovon man sich auf den nächsten Releases gut überzeugen wird können.“


Der folgende Dialog befasst sich schließlich mit dem sehr überraschenden Ausscheiden von Bassist Mario Lochert.

„Kurz und bündig: Mario Lochert wurde aus der Band geworfen, da seine Vision von Visions Of Atlantis letztlich sehr weit vom Rest der Band entfernt lag. Diese Band war vor allem im Laufe der Jahre durch Freundschaft und einen harten, loyalen Kern gekennzeichnet und vor allem durch die Liebe zu unserer Musik. Und hier kamen wir an einen Punkt, an dem Differenzen unüberbrückbar wurden und wir entscheiden mussten, dass Visions Of Atlantis, und vor allem unsere Vision davon, nur ohne Mario Lochert in der angedachten Form weiter bestehen kann. Und nachdem Mario dann zum Masters Of Rock Festival ohnehin aus unerfindlichen Gründen nicht erschien, machte es uns die Entscheidung noch leichter, die letzte Konsequenz in Betracht zu ziehen und ohne ihn weiterzuarbeiten.“


So wird in Zukunft kein fixer Bassist mehr in die Band integriert, so der Keyboarder, da die Steirer Gruppe live auf gesampelte Spuren, wie das auch einige andere Formationen tun, zurückgreifen kann. Der Fingerfertige lässt tiefer blicken:

„Ich möchte jedoch nicht ausschließen, dass für gewisse Shows der eine oder andere Gastmusiker an Bord sein wird, so wie wir auf Wacken bereits ebenso mit Gast-Bassisten gespielt haben. Auf jeden Fall muss es Spaß für uns und die möglichen Session-Mitstreiter sein. Denn das ist schließlich das Wichtigste, worauf sich Visions Of Atlantis gründet: Auf eine gute gemeinsame Zeit, in der Gäste gerne willkommen sind. Momentan wollen wir jedoch die nächsten Shows definitiv zu fünft absolvieren.“



„Delta“ offenbarte doch einige neue stilistische Züge im Visions Of Atlantis-Sound. Wir sprechen darüber, inwiefern sich das kommende Visions Of Atlantis-Album davon unterscheiden wird, oder ob die gefahrene musikalische Schiene beibehalten wird.

„Also um kurz noch einmal auf diese EP zu sprechen zu kommen: Hier zeigen sich schon einige interessante Ansätze im Visions Of Atlantis-Sound, welcher sich im stetigen Wandel befindet und welcher noch viele Interessante Details bereit hält. So möchten wir in Zukunft wie schon erwähnt die rockige Variante der weiblichen Gesangs-Parts noch mehr in Szene setzen, sowie die Filmmusik-artigen Bereiche forcieren und trotzdem wieder etwas zurück in Richtung ,Trinity‘ und ,Cast Away‘ gehen und wieder mehr Synthesizer integrieren. Das Ganze gepaart mit mächtigen Gitarren, die von unserem neuen Saitenhexer Cris Tian inszeniert werden. In Ansätzen kann man dies ja auch schon auf der EP hören. Und für das nächste Album sind wir bereits schwer am Arbeiten, um so bald als möglich wieder ins Studio gehen zu können.“


Das Basis-Songwriting für das nächste Album der Band ist eigentlich ohnehin so gut wie abgeschlossen, so mein Gesprächspartner.

„Da ich schon sehr früh begonnen hatte an neuem Material zu arbeiten. So auch die anderen Bandmitglieder, die ebenfalls ihren Teil zu einem guten nächsten Album-Release beitragen werden. Den Großteil der Songs werde ich für das kommende Album beisteuern, jedoch werden sämtliche Kompositionen von uns allen gemeinsam finalisiert und fertig bearbeitet. Da ich wie bereits erwähnt sehr früh mit neuen Songs fertig war, kam mir recht bald die Idee eines Konzepts hinter den ganzen Liedern, welches ich über ein Jahr lang ausgearbeitet habe. Das bedeutet, dass das volle lyrische Programm bereits fix und fertig steht, auf musikalischer Ebene der Großteil ebenso. Nun steuert jeder von uns noch seinen Teil bei, damit wir einen tollen Mix unserer eigenen Vorlieben zu dem verbinden, was Visions Of Atlantis ist: Catchy, rockig, gefühlvoll mit dem richtigen Maß an Härte und Groove. Somit wird das kommende Album wohl etwas langsamer als ,Delta‘ ausfallen, dafür aber wohl in eine technischere und rhythmischere Kerbe schlagen. Davor sollten bitte aber noch alle Augen beziehungsweise Ohren auf unsere aktuelle EP ,Maria Magdalena‘ gerichtet werden, da wir hier fast 30 Minuten Visions Of Atlantis-Musik im Gepäck haben, von denen jede einzelne unbedingt gehört werden will!“ [lacht]

Für die aktuelle EP haben Sänger Mario Plank und Keyboarder Martin auf Basis der lyrischen „Delta“-Ausrichtung metaphorische, kleine Geschichten verfasst, die mit der gewissen Prise Gesellschaftskritik und der Visions Of Atlantis-typischen Wassermetaphorik arbeiten.

„Außerdem findet sich auch der zweite Teil des ,Trinity‘-Songs ,The Poem‘ auf der EP, welchen ich als Übergang zu einem für später geplanten Teil Drei komponiert habe. Somit ist die EP noch ganz im Stile von Visions Of Atlantis, mit all den gut verpackten kleinen und großen Kämpfen des Lebens. Für das nächste Album wiederum wird das lyrische Konzept ähnlich sein, jedoch mit einer viel klareren Marschrichtung und einem roten Faden, der sich durch die Songs ziehen wird. Und ich hoffe sehr, wir können, wenn es dann soweit ist, ausführlich darüber sprechen, da wir alle jetzt schon sehr gespannt sind, in diesem Jahr noch stärker da weiterzumachen wo wir jetzt stehen! Wir danken bei der Gelegenheit dem tollen Support unserer Fans weltweit, die sich unsere Musik legal und original kaufen und unser Fortbestehen als Band dadurch maßgeblich mitgestalten. Danke für euren Respekt, und Danke für das Interview!“

© Markus Eck, 02.01.2012

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