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Interview: VAN CANTO
Titel: Mächtige Stimmen

Wer recht voreingenommen und anmaßend meint, er hätte in seinem Musikleben bereits alles Mögliche gehört, der darf sich hier eines Besseren belehren lassen: Denn der epische „Helden Metal A-capella“, so nennt die Band ihren Stil, dieses klanglich so unerhört erfindungsfreudigen deutschen Sextetts kommt neben einer Vielzahl an den verschiedensten kraftvollen Stimmarrangements lediglich mit einem realen Drummer aus!

Unglaublich? Eigentlich schon, aber wenn die fünf geübten Vokalisten Dennis P. Schunke, Inga Scharf, Ross Thompson, Stefan Schmidt und Ingo Sterzinger ihre Stimmbänder erzittern lassen, bricht eine überraschend massive Soundwand über dem Hörer zusammen.

Was sich Apocalyptica also vor einigen Jahren trauten, das führen Van Canto mit ihrer einzigartig klingenden und hochgradig originellen Musik noch viel mutiger fort – bislang gar ein Novum. Daher wählte die Gruppe ihren Bandnamen Van Canto – Canto kommt aus dem Lateinischen und bedeutet schlicht „Stimme“.

Von Altmeister Charlie Bauerfeind in den Twilight Hall Studios in Grefrath machtvoll tönend produziert, versprüht das aktuelle Album „Hero“ eine faszinierend düstere Aura.

Kein Wunder, ansonsten bannen dort nämlich Blind Guardian ihre Werke auf Konserve.

Und bei der Gelegenheit beteiligte sich deren weltberühmter Sänger Hansi Kürsch auch gleich bei der Hochgeschwindigkeitshymne „Take To The Sky“ als überaus kompetenter Gastsänger.

Auch Van Canto-Kehlenkünstler Stefan Schmidt musiziert ohnehin schon seit Jahren im deutschen Metal-Musikgeschehen mit.

„Wir lieben es sehr, Coverversionen von bekannten Metal-Hits zu machen. Somit finden sich auf dem neuen Album auch entsprechend umgesetzte spezielle Songs zu `Fear Of The Dark` von Iron Maiden, `The Bard’s Song` von Blind Guardian und auch zu `Kings Of Metal`, im Original von Manowar“, lässt der Mann verlauten, der vor seinem stimmgewaltigen Wirken bei Van Canto bereits einige Jahre bei der Progressive Modern Metal-Combo Jester’s Funeral als Gitarrist harte Rhythmen verschoss.

Er resümiert: „Unser alter Sound mit Jester’s Funeral konnte im Untergrund zwar einiges Aufsehen erregen, doch der erhoffte breite Zuspruch von den Fans solcherlei Stilistik blieb leider aus – unser letztes fertiges Album hatten wir daher nicht mal mehr als reguläre CD veröffentlicht, sondern lediglich auf unserer Band-Website zum Download freigegeben.“

Wir ziehen dazu in Erwägung, dass in der mittlerweile auch – wie eben medial überall sonst – mehr und mehr nach Sensationen haschenden Metal-Welt eben nur noch sehr wenig Platz für handwerklich bodenständig und ehrlich arbeitende Schwermetallkapellen ist.

Genau dieser Fakt aber erwies sich für die neue Gruppe als probater Kickstarter ins Rampenlicht.

„Gegründet wurde Van Canto damals im Jahr 2006; zunächst noch als Projekt unter Freunden. Uns war damals noch gar nicht klar, wie das Ganze überhaupt weitergehen sollte. Nach einiger Zeit hatten wir neun Lieder selbst erarbeitet und auch in einem Studio aufgenommen beziehungsweise produziert, für unser Debütalbum `A Storm To Come`. Dieses wurde dann in kompletter Eigenregie im Dezember 2006 veröffentlicht und anschließend auch sehr erfolgreich über unsere Van Canto-Website vertrieben. Und, bereits bei diesen besagten Aufnahmen waren wir uns einig, dass das, was wir da so machten, wirklich total toll klingt. Und diese Einschätzung teilten auch sämtliche anderen Leute, welche wir mit unserem Material konfrontierten – viele davon waren gleich ganz begeistert, endlich mal wieder etwas total Neues hören zu können. Somit fiel uns der nach und nach immer mehr gefestigte Entschluss, vom Projektstatus in das Banddasein zu wechseln, schlussendlich überhaupt nicht mehr schwer.“

Eine goldrichtige Entscheidung. Denn ein halbes Jahr später meldete sich eine etablierte Plattenfirma bei dem ungewöhnlichen Ensemble. Stefan:

„Ein Jahr später, also im Dezember 2007, wurde das Debütalbum dann über Gun Records bereits erneut veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits so einige Live-Auftritte hinter uns und spätestens ab dem Zeitpunkt war für uns klar, dass wir das Ganze von da ab als richtige Band weiter mit aller Kraft durchziehen wollten.“

Der auffallend auskunftsfreudige Vokalmann, der bei Van Canto gesangstechnisch die tieferen Rhythmusgitarren nach besten Möglichkeiten imitiert sowie für die Gitarrensoli verantwortlich zeichnet, gewährt glücklicherweise auch noch einen kleinen Einblick in seine ureigene Art Lieder für diese A-capella-Truppe zu komponieren:

„Ich schreibe unsere eigene Musik neben den Coverversionen meistens zunächst auf meinen Gitarren und kreiere dann auch noch all die opulenten Arrangements dazu. Und das klappt sehr gut, selbst mit den aufwändigen Variationen.“

© Markus Eck, 18.09.2008

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