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Interview: THORONDIR
Titel: Wut und Freude vereint

Wirklich völlig unerwartet, mit riesengroßer Wucht und beinahe wie aus dem Nichts heraus hageln die stürmisch tosenden Vollmelodikerlieder dieser kreativ potenten bajuwarischen Pagan Metal-Newcomer auf Anhänger solcherlei großepischen Materials hernieder.

Pech hat in diesem Fall, wer dabei keinen stabil geschmiedeten Kriegerhelm aufhat. Denn die eingangs beschriebenen Kompositionsgeschosse des leidenschaftlichen Musikantenkommandos machen das Debütalbum „Düsterwald“ zu einer gesamtmusikalisch verdammt treffsicheren Heidenmetall-Katapultschleuder.

Vom eher liebenswert naiv anmutenden Albumcover dieses künstlerisch so gehaltvollen Munitionsbrockens sollte man sich als passionierter Fan des Genres auf gar keinen Fall davon abhalten lassen, einer mit grundehrlichen Motiven aufstrebenden und menschlich sympathischen jungen Horde sein Gehör zu schenken.

Als Vokalist ist Frontmann Kevin Wienerl ein richtiges Brüllvieh.

Und er weiß im Interview-Dialog den guten Eindruck zu festigen, welchen die ergötzlich symbolschwangere Heldenmusik von Thorondir an sich schon vorab bei mir machen konnte.

Da sein Vater eingefleischter Rock- beziehungsweise Hard-Rock Fan ist, kam Kevin schon in jungen Jahren mit etwas härterer Musik wie zum Beispiel Black Sabbath, Led Zeppelin, etc. in Berührung.

„Als ich dann so im Alter von 16 Jahren das erste Mal Stücke von Ensiferum hörte, wusste ich, dass genau das `meine` Musik ist. Dabei kamen mir immer wieder Bilder von epischen Schlachten, Wikingern auf ihren Drachenbooten und dergleichen in den Sinn. Und an diesem Empfinden hat sich bis heute glücklicherweise nichts geändert. In erster Linie haben wir als Band den Pagan Metal-Musikstil gewählt, weil wir uns – und damit spreche ich für die gesamte Thorondir-Mannschaft – sehr für altgermanische und nordische Mythologie und die Religion dieser längst vergangenen Kulturen interessieren. Und weil wir diese Leidenschaft durch unsere Musik den Hörern vermitteln wollen.“

Und auch Kehlenmann Kevin hat laut eigenem Bekunden schon registriert, dass diese spezielle Szene des Metal immer mehr Zuspruch gefunden hat und mittlerweile ein regelrechter „Boom“ daraus entstanden ist.

„Bei vielen Bands weiß man einfach nicht ob sie ihre Musik aus Leidenschaft oder nur wegen des Geldes machen. Persönlich habe ich das beim Veranstalten eines Konzertabends feststellen können, denn bei vielen Bands erkennt man schon am Vertrag ob es eher ums Geld geht oder einfach um Spaß am metallischen Musizieren.“

Er selbst lässt sich jedoch nicht von sonstigen Äußerlichkeiten bei Fans der Szene beeindrucken. „Ich denke jeder sollte selbst wissen wie er sich präsentieren will. Selber möchte ich mich zumindest auf der Bühne äußerlich den Motiven unserer Texte anpassen, denn ich finde jede Band sollte schon durch ihr Aussehen etwas von ihrer Einstellung vermitteln.“

Und natürlich wollen auch Thorondir, dass die Fans ihre Texte verstehen und ein Stück von der Leidenschaft der Gruppe für die alte nordische beziehungsweise germanische Kultur mit nach Hause nehmen. Er spricht aus vollem Herzen:

„Trotzdem wollen wir den Spaßfaktor aufrechterhalten um das Ganze nicht zu konservativ wirken zu lassen. Denn Pagan Metal ist nicht nur ernste Musik sondern soll auch auflockernde und erheiternde Elemente haben. Ideal ist einfach eine Mischung aus Ernsthaftigkeit und Spaß!“

Als die Beteiligten damals ihre eigene Band gründeten, wussten sie untereinander eigentlich fast gar nichts voneinander, so Kevin, resümierend.

„Mittlerweile sind wir wie eine überglückliche große Familie, in der sich jeder mit jedem versteht. Klar gibt es auch bei uns öfter kleine Meinungsverschiedenheiten, aber ich denke, dass das einfach menschlich ist. Das Schöne ist, dass wir auch privat – also außerhalb unseres Bandraums – viel zusammen unternehmen. Rivalitäten? Ich weiß nicht wie es bei anderen Bands aussieht, aber ich konnte bis jetzt keine Rivalität unter uns feststellen.“

Zur Entstehungsgeschichte des aktuellen Silberdeckels erinnert sich der wackere Stimmbandschinder Kevin noch sehr gut: „Tja, also eigentlich war das Ganze so, dass wir einfach Songs geschrieben haben und eigentlich gar nicht so schnell geplant war, diese auf eine CD zu packen. Irgendwann Mitte des letzten Jahres beschlossen wir dann einfach mal unsere bis dahin geschrieben Songs in einem bei uns ansässigen Tonstudio aufnehmen zu lassen. Dort kam uns auch die Idee unser Debütalbum nach unserem Song `Düsterwald` zu benennen, denn dieses Lied drückt am besten unsere Verbundenheit mit der Natur aus und passt daher auch sehr gut als Oberbegriff für die restlichen Songs auf diesem Album. Viele Songs sind beim gemeinsamen Zusammensitzen in unserem Bandraum entstanden. Klar war da die eine oder andere Flasche Gerstensaft oder Met im Spiel. [lacht] Es war einfach so, dass jedem von uns auch mal zu Hause eine Melodie in den Kopf gekommen ist, welche einfach super in unseren Stil passte. Unsere Texte schreibe ich meistens bei einer gemütlichen Kaffeerunde mit unserem Rhythmusgitarristen Dominik.“

Ich will wissen, von wem aus der Band die teils wirklich tollen Melodien kommen. Und diese Frage kann der Sänger sehr einfach beantworten. Denn Hauptkomponist unserer Melodien ist unser Lead-Gitarrist Michael, der einfach ein Talent hat, immer das Passende zu unseren Vorstellungen zu finden. Natürlich bringt hier jeder seine Verbesserungen und Kritiken mit ein. Ich denke aber, genau so sollte es in einer Band doch auch sein oder?“ Exakt.

Wir gehen zu den Aufnahmen der neuen Lieder an sich über, und mein Gesprächspartner weiß mir dazu zu berichten:

„Also eigentlich ging das alles sehr schnell, denn wir waren zu diesem Zeitpunkt schon ein sehr gut eingespieltes Team. Somit war das gesamte Album innerhalb von vier Tagen eingespielt und im Kasten. Die Arbeit an den Studioaufnahmen war genial, da man die eigenen Songs jetzt endlich einmal in super Qualität genießen durfte. Auch nachdem alles eingespielt war, fand ich es spannend, mit dem Tontechniker gemeinsam noch an den Feinheiten zu feilen. Es wurden auch keine Entscheidungen vom Studio alleine getroffen, sondern es geschah immer alles nach unseren Vorstellungen. Für mich waren die Aufnahmen daher einfach vier sehr schöne Tage mit meiner Band und den Studioleitern. Es war einfach niemals stressig oder langweilig. Diese Tage im Studio waren für mich unvergesslich und nachdem alle Arbeit getan war, kam bei mir doch ein bisschen Wehmut auf, denn nun dauert es wieder eine ganze Zeit bis wir solche Tage wieder erleben können.“

Bei den allerersten Live-Auftritten von Thorondir war das mit dem von mir nun nachfolgend angefragten „Abgehen“ auf der Bühne laut Kevins Aussage noch sehr neu und schwer für die Jungs, da sie eigentlich noch keinerlei Bühnenerfahrung hatten. Doch mittlerweile kommt glücklicher Weise ein bisschen Routine in die Sache:

„Natürlich kommt es schon etwas auf das Publikum an, denn wenn die Menschen vor der Bühne auch mitmachen, geht es für uns auch etwas leichter so richtig die Sau raus zu lassen. Zum sonstigen Schmiss auf den Brettern trage ich hin und wieder mit Feuerspucken dazu bei, die Stimmung etwas heißer werden zu lassen“, gibt mir der Kerl noch grinsend zu Protokoll.

Kevin freut sich abschließend darüber, dass Thorondir schon in relativ kurzer Zeit ein richtig gutes Team geworden sind und sehr viel Spaß und Freude am gemeinsamen Musizieren haben. Er proklamiert dazu mit aller Entschlossenheit: „Für meine Band lege ich die Hand ins Feuer! Und natürlich freue ich mich über unseren kürzlich abgeschlossenen Vertrag bei CCP Records.“

© Markus Eck, 17.02.2009

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