Interview: | THE 11TH HOUR |
Titel: | Schonungslose Seelenspiegelung |
Bereits das 2009 erschienene Debütalbum „Burden Of Grief“ offenbarte sich als dramaturgisch betont intensiv angelegtes Doom Death Metal-Werk, welches dennoch Zeugnis von inniglicher Kreativität ablegte.
Als künstlerische Ziehväter für die zu Beginn als reines Studioprojekt gedachte Formation waren der musikalisch enorm umtriebige Niederländer Ed Warby sowie der schwedische Todesmetall-Fanatiker und Brüllmonster Rogga Johansson verantwortlich: Zwei einschlägig sehr bekannte Death Metal-Veteranen. Mr. Warby scharte im Weiteren sogar ein Live-Line-Up um sich, welches The 11th Hour Präsenz auf diversen Bühnenbrettern ermöglichte.
Und dem Perfektionisten Warby ist eine anhaltend große Leidenschaft für schleppend schwere Rhythmen zueigen, sodass er nun erneut an den Start geht: Mit dem neuen und zweiten Album „Lacrima Mortis“.
Um einiges emotionaler und teils gar auf sakral anmutenden Büßerpfaden wird dabei nun gewandelt.
Maincomposer und Multiinstrumentalist Warby spielte den aktuellen Langdreher sogar ganz im Alleingang ein.
Als Growl-Kehle wurde wegen Johanssons anhaltender gesundheitlicher Probleme Pim Blankenstein verpflichtet, welcher zuvor lediglich live bei The 11th Hour agierte.
„Nach acht Monaten harter Arbeit am neuen Album fühle ich mich hinsichtlich ,Lacrima Mortis‘ derzeit regelrecht befreit. Daneben spüre ich nicht wenig Stolz in mir, denn meiner persönlichen Ansicht nach ist dieses zweite Album noch besser als das Debüt geworden“, lässt Ed die Leserschaft wissen.
Trotzdem ist der hochgradig spielfreudige Holländer gegenwärtig sehr nervös und unruhig, wie er zugibt.
Und dies liegt an seiner Erwartungshaltung bezüglich den kommenden Rezensionen zu seiner neuesten Kreation.
Der Mann gibt sich betont menschlich:
„Es ist immer wieder dasselbe heftige Gefühl in mir, wenn ich mich den Reaktionen der Musikpresse zu stellen habe; ungeachtet dessen, an wie vielen Platten ich schon mitgewirkt habe. Ich bin da immer wieder aufs Neue total nervös“, bekennt der Erfahrene, welcher bislang neben einer Vielzahl an Band-Beteiligungen primär seit 1991 als Schlagzeuger der Todesblei-Truppe Gorefest sowie als Studiomusiker für die Progressive Rock-Größe Ayreon bekannt wurde.
Wer nun vorschnell vermutet, dass dieser vielseitige Multiinstrumentalist beim Songwriting primär ans Hörerpublikum denkt, den belehrt Warby nur zu gerne rasch eines Besseren.
„Daran denke ich im Vorfeld überhaupt nicht. Es war ohnehin noch niemals mein Ziel, mit meiner Musik irgendwelche Leute zufrieden zu stellen. Ich ging und gehe da viel eher total intuitiv vor, vielleicht bin ich deswegen derzeit mal wieder im Vorfeld der Veröffentlichung von so großer innerer Unruhe geplagt. Was das Doom Metal-Genre von den Kompositionen auf ,Lacrima Mortis‘ hält, wird sich zeigen. Es gibt mittlerweile so unendlich viele Bands in diesem Metier, dass es schon beinahe unmöglich geworden ist, darin noch großartig originell beziehungsweise innovativ zu sein. Ich persönlich versuche daher eben, den mir bestmöglichen Doom Metal zu kreieren. Ich lege dabei mächtig viel Wert auf meine Riffs. Diese stellen für mich das Rückgrat meines Songwritings dar. Daher hat jeder Song auf dem Album ein wirklich monströses Brecher-Riff zu bieten. Und ich kann nur hoffen, dass es nach wie vor da draußen so einige Hörer gibt, die das zu schätzen wissen, was ich mit The 11th Hour auf die Beine stelle.“
Im Großen und Ganzen ist dieser anhaltend kreative Geist bereits sehr zufrieden, was die Reinheit des für diese Band gewählten Stiles betrifft, wie in Erfahrung zu bringen ist.
„Daher möchte ich bis auf Weiteres auch nichts am klanglichen Erscheinungsbild von The 11th Hour ändern. Das neue Album enthält eine tolle Kombination an klassisch-epischem Doom Metal mitsamt diversen Death Metal-Elementen, wie ich denke. Und ich nehme mir auch weiterhin alle künstlerischen Freiheiten dieser Welt, was die Weite meiner dazugehörigen Arrangements angeht.“
Beim Erarbeiten seiner Stücke startet Ed stets mit einem Riff oder einer gewissen Melodie, wie er das vorherige Statement zu ergänzen weiß.
„Wenn ich Glück habe, ergibt sich der jeweilige Rest des Songs dann ganz von alleine beziehungsweise auf ganz natürliche Weise. Einige Nummern für ,Lacrima Mortis‘ entstanden somit ziemlich schnell, während andere wiederum ein ganzes Jahr und teils sogar noch länger benötigten. Und im Studio fallen mir während der Aufnahmen auch stets noch ergänzende Ideen ein, beispielsweise Änderungen im Vokalbereich bis hin zu additionalen Orchestrierungen etc.“
Erneut werden bei dem Doom-Duo, so Ed in aller Klarheit, wieder düstere Thematiken wie Tod, Trauer, Verlust, Reue usw. besungen. „Lauter lustige Dinge also“, gerät es diesem Überzeugungsmenschen nun scherzhaft, „doch möchte ich beileibe nicht unerwähnt lassen, dass neben fiktiven Belangen auch eine ganze Menge an autobiographischen Inhalten aus meinem eigenen Leben dafür lyrisiert worden sind. Und gegenüber dem Albumvorgänger bietet der neue Auswurf diesmal keine Konzeptstory.“
© Markus Eck, 29.12.2011
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