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Interview: STORMWARRIOR
Titel: Kraftvolle Barbarei

Für ihr neues drittes Studioalbum „Heading Northe“ hängten sich diese norddeutschen Vollblutmetaller gar mächtig ins Zeug.

Bezeichnend, dass diese oberkernig-teutonische Attackenplatte mit einem wahrlich herrlichen Frontcover vom altbekannten Helloween-Stammgrafiker Uwe Karczewski entsprechend gekrönt wurde. Auch im aktuellen musikalischen Falle brillieren Stormwarrior mit sich blitzschnell entladenden Hochdruck-Gitarrengewittern, machtvoll getaktetem Trommelspiel und berauschend epischen Nordmanns-Melodien der oftmals hymnischen Klasse.

Der höchst eigenständig raus gezockte Schwermetall-Mix aus frühen Helloween, Grave Digger zu Bestzeiten und feinmelodischen Running Wild kann mich erneut vollauf überzeugen; nicht zuletzt auch deswegen, weil das dem kriegerischen Kampstahl verschworene Quartett samt seiner beherzten Attitüde auf faszinierende Weise durch und durch echt ist.

Frontmann Lars Ramcke ist als Gitarrenschwinger und kehlenstarker Kraftbarde im Dienste bei diesen zutiefst spielfreudigen Sturmkriegern.

Nur zu gerne lässt sich der Kerl allerlei Details zu seiner Horde und zum neuen Klangwerk entlocken.

„Eigentlich würde ich sagen, dass wir allesamt schon typisch nordische Flachbirnen sind“, scherzt er mir eingangs zu. Weiter: „Unser Motto: Bloß nicht aus der Ruhe bringen lassen. Manchmal explodiert man natürlich mal, aber dann trinkt man eben mal ´n Bierchen und dann ist´s auch wieder gut.“

Mit letzterem erzählt der Saitensüchtige bestimmt keinem Leser dieser Zeilen etwas grundlegend Neues.

Stormwarrior-Gitarrist Alex Guth ist verheiratet, Drummer Falko Reshöft wird bald Papa, Tieftöner Yenz Leonhardt schaut sich gerne irgendwelche Horrorstreifen an.

Und Lars selbst schläft am liebsten aus, wenn er mal Zeit dazu hat. „Oder ich stöbere gerne in alten nordischen Schriften rum. Ansonsten ist da aber auch nicht wirklich viel Freizeit vorhanden. Da wir unsere Musik auch noch selber produzieren ist man da schon ziemlich eingebunden.“

Als Lieblingssorten an Bier gibt mir der versierte Griffbrett-Mann die Marken Holsten, Tuborg und Carlsberg an. „Ansonsten darf es auch gern mal ein kleiner Whisky sein.“

Vor Stormwarrior hatte mein Gesprächspartner damals bereits schon einmal eine Band namens Northern Rage am Start, mit welcher er dieselbe Stilrichtung eingeschlagen hatte. Wir erfahren:

„Irgendwann hatte der Rest der Band allerdings keine Lust mehr auf Heavy Metal und wollte eher melodischen Death Metal machen, also blieb mir ja gar keine andere Möglichkeit als mich „selbständig” zu machen. Ja, und das ist mittlerweile zehn Jahre her.“

Die Entwicklung ging auf jeden Fall in die richtige Richtung, das steht fest.

„Na ja, damals war es natürlich eher so, dass man einfach mal drauf los gespielt hat. Hauptsache laut, wild, dreckig, die 80er eben. Heavy Metal als Lebensstil und die Band als i-Tüpfelchen, um dem Ganzen den nötigen Ausdruck zu verleihen. Mittlerweile ist das natürlich alles professioneller geworden und wir konnten sowohl musikalisch gesehen zum Musiker reifen, als auch auf der produktionstechnischen Seite einiges dazulernen – um eben die Platten auch selber produzieren zu können. So gesehen füllt Heavy Metal nach wie vor mein komplettes Leben aus, nur, dass sich eben fast alles um die Band herum abspielt. Ich hab zwar außerhalb der Band nicht viel Zeit, aber was anderes kommt für mich einfach auch nicht in Frage.“

So gehört sich das ja auch. Lars nennt nachfolgend gerne seine direkten Einflüsse und Inspirationen: „Neben alten Running Wild denke ich, dass Bathory, Manowar, W.A.S.P. und Judas Priest auf jeden Fall diesmal auch mit dazu zu zählen sind. Sowie nach wie vor „Walls Of Jericho“ von Helloween. Bands, die ich mir privat anhöre, kann ich ja nun nicht alle aufzählen, aber in letzter Zeit höre ich wieder ziemlich viel W.A.S.P.. Die Randy Piper's „Animal“-Scheibe fand ich auch sehr gelungen. Wenn mal Zeit da ist sind es schon eher die 80er-Sachen, die bei mir laufen. Aber wegen der Produktion hatte ich im letzten Jahr nun auch nicht wirklich viel Zeit um einfach mal so Musik zu hören. Ansonsten sehe ich sehr gerne gute Filme wie „Braveheart“ und „Pathfinder“ beziehungsweise befasse ich mich gerne mit altnordischen Sagen und Mythen, und das sowohl kulturell als auch mythologisch gesehen.“

Im Prinzip, für sich gesprochen, ist es für Lars laut eigener Aussage so, dass das, was er mit Stormwarrior macht, nun mal genau die Musik ist, die ihm selber am besten gefällt:

„Und da ich glücklicherweise die Möglichkeit habe, dieses im professionellen Rahmen zu tun und mich sozusagen den ganzen Tag damit auseinandersetzen kann, ist das für mich eigentlich Antriebsmotor genug. Für mich kann es nichts Schöneres geben als den ganzen Tag Heavy Metal zu machen und das koste ich natürlich voll aus. Ist natürlich mittlerweile auch sehr viel Arbeit – und manchmal ist man auch froh wenn man einfach mal einen Tag Ruhe hat, aber das gehört eben dazu, von nix kommt nix.“ So sieht es aus.

Die Einstellung seiner Truppe zur deutschen Metal-Szene ist eher verhalten, so Lars im Weiteren. „Rege Kontakte pflegen wir auf dieser Ebene eigentlich nicht, abgesehen von ein paar Hamburger Bands, die man sowieso öfter mal am Wochenende trifft. Ansonsten gibt's natürlich schon diverse Bands, denen man immer wieder bei Festivals oder anderen Konzerten über den Weg läuft und mit denen man dann auch das ein oder andere Bierchen zischen kann. Ansonsten muss ich zugestehen dass ich in den letzten Jahren zumindest ein wenig toleranter gegenüber anderen Bands geworden bin. Man lernt halt auch ein paar Leute besser kennen und merkt teilweise erst dann, wie viel Herzblut auch sie in die Sache legen, was man oftmals von außen nicht sofort auf den ersten Blick erkennen kann. Aber es wäre ja auch uninteressant, wenn man mit 15 oder 16 Jahren schon weise wie Odin wäre“, lacht der Mann.

Direkt Bezug nehmend auf das neue Album „Heading Northe“: „Wikinger Metal“ ist ja ein richtiger Trend geworden.

Pagan Metal, Viking Metal sind ohnehin „in“, aber auch Bands wie Grave Digger, Leave´s Eyes, Rebellion und unzählige andere fahren mittlerweile dieselbe thematische Schiene.

Wie schätzt der Gitarrist das Ganze für seine Gruppe ein?

Einige Anstrengungsfalten auf seiner Denkerstirn kommen zum Vorschein.

„Da wir eh von hier oben kommen, haben wir vielleicht durch die vorhandenen Naturbegebenheiten beziehungsweise der ganzen Mentalität und Geschichte her am ehesten den „direkten Draht” zu dieser Thematik, verglichen mit, sagen wir mal, „Bands aus dem südlichen Bergland“. Man kann natürlich anderen Bands nicht absprechen, auch Musik beziehungsweise Texte darüber zu schreiben, und das will ich auch gar nicht, aber ich denke, dass man hier oben in unserer Region immer noch mehr mit der nordischen Geschichte und eventuell alten Bräuchen verbunden ist, als es beispielsweise in Bayern oder im Ruhrpott der Fall ist. Nichtsdestotrotz weiß ich nicht, ob man da unbedingt von Trend sprechen kann oder sollte. Ich halte es ausnahmslos für positiv, dass sich wieder mehr und mehr Leute mit der heidnischen Thematik auseinandersetzen und auf der Suche nach eigener Identität sind. Mir sind hunderte von Bands mit heidnischem Hintergrund lieber als auch nur eine einzige White Metal-Kapelle.“

Lars glaubt daher nicht, dass es ein Abflauen diesbezüglich in naher Zukunft geben wird. Er legt dar:

„Das Christentum beziehungsweise die Kirche verliert nun mal in diesen Zeiten mehr und mehr an Glaubwürdigkeit und Einfluss, was natürlich nur zu begrüßen ist. Ich gehe jetzt zwar nicht davon aus, dass die Leute wieder die alten Gottheiten verehren werden und rituelle Opferzeremonien abhalten werden – aber es wächst die Bereitschaft sich damit auseinanderzusetzen beziehungsweise das Bewusstsein, dass unsere Vorfahren nicht christlich auf die Welt gekommen sind; selbst im „südlichen Bergland” nicht. Wie das auf dieser Welt nun letztlich weitergeht, das wird wohl davon abhängen, wie es in den nächsten Jahren und Generationen im Bewusstsein der Menschen weitergeht und ob die Politik es hinbekommen wird die richtigen Weichen zu stellen. So lange Leute wie Bush an der Macht sind und sich einfach einen Scheißdreck darum scheren, Hauptsache die Wirtschaft boomt und die großen Taschen werden noch voller, sieht die Zukunft nicht gerade sehr rosig aus. Vielleicht liegt hier ja auch ein Grund vor, warum sich mehr Menschen mit der alten Zeit auseinander setzen?“

Das neue farbenprächtige Front-Cover von Uwe Karczewski ist ein richtiger Hammer, und Lars gefällt es auch so gut wie mir. „Auf jeden Fall. Meiner Meinung nach ist es bisher so ziemlich die beste Arbeit von Uwe überhaupt. Er hat es wirklich gut verstanden die ganze Stimmung, die das Album hat, einzufangen.“

Wir sprechen auch noch über bisherige und kommende Stormwarrior-Bühnenattacken. Lars gibt zu Protokoll:

„Damit es richtig gut wird, muss man natürlich gut eingespielt sein um die Kompositionen so richtig ballern zu lassen. Dazu ist aber auch ein guter Sound auf der Bühne nötig, damit jeder sich und den Rest gut hören kann und weiß, was die anderen gerade so machen. Wenn das alles funktioniert und die Band gut drauf ist, schwappt das im besten Fall dann auch aufs Publikum über – und die Stimmung wird toll. Bei den letzten Konzerten, gerade in Wacken, hat eigentlich alles sehr gut zusammen gepasst – auch bei den Songs ohne Kai Hansen“, grinst der Gitarrist.

„Was livetechnisch als nächstes ansteht, ist am 22. Februar die „Zehn Jahre Jubiläums- und `Heading Northe`-Release-Party“ im Ballroom in Hamburg, bei welcher auch der eine oder andere „Ex-Warrior” mit dabei sein wird. Dann geht es im April nach Athen zum „Up The Hammers Festival“ und im Sommer spielen wir wieder auf dem „Magic Circle Festival.“ Ich gehe aber mal davon aus dass noch einiges dazu kommen wird, wenn das aktuelle Album draußen ist.“

Abschließend dreht sich unser Dialog noch um Zukunftspläne dieser eingefleischten norddeutschen Schwermetalldiener. „Erstmal werden wir mit dem Studio umziehen und sobald das fertig ist, fangen wir an die Wacken-DVD zu mischen, sodass die auch so schnell wie möglich erscheinen kann. Dann wie gesagt, hoffentlich so viele Gigs wie möglich spielen und dann geht es gleich weiter mit dem nächsten Album. Es wird auf keinen Fall wieder so lange dauern bis zum nächsten Studioalbum, soviel ist sicher! Am Ziel orientiert gesehen, müssen wir einfach abwarten was passiert – und was sich für Möglichkeiten auftun werden.“

© Markus Eck, 09.03.2008

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