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Interview: SERIOUS BLACK
Titel: Professionell verankerter Neubeginn

Wenn der jeweilige Hintergrund bereits Erfahrung und Können aufweist, dann kann man als Kollektiv eigentlich nur davon profitieren.

Dachten sich diese sechs Musiker und legten unter einem Melodic (Power) Metal-Banner los, ohne sich groß um das Drumherum zu kümmern. Und diese löbliche Einstellung hört man den Songs des Debütalbums „As Daylight Breaks“ vollauf an.

Vokalisiert wird vom ehemaligen Tad Morose-Sänger Urban Breed. Mit von der Partie ist neben ehemaligen und aktuellen Akteuren von Edenbridge, Visions Of Atlantis und Dreamscape auch Roland Grapow, bekannt von Masterplan und Helloween.

Kesselwart Thomas ,Thomen‘ Stauch, der seit der Gründung bis 2005 bei Blind Guardian auf deren Drumhocker saß, schwingt die Stöcke nun bei Serious Black gewohnt gekonnt.

Zusammengefunden haben die Beteiligten überraschenderweise nicht übers Internet, so der Schlagzeuger. 



„Unser Bassist, Mario hatte schon seit einiger Zeit die Idee, mehrere befreundete Musiker mit langjähriger Erfahrung zu einer Band zusammenzuführen. Schließlich saß er eines Tages mit Roland Grapow backstage in Spanien und unterhielt sich mit ihm über das Musikbusiness. Als Mario von seiner Idee erzählte, hatte Roland zuerst diverse Bedenken, ob eine solche Konstellation nicht zu gewissen Konflikten führen würde. Aber er ließ sich dann doch noch von Marios Vorhaben begeistern und schlug ein. Mich kontaktierte Mario dann sofort, als er wieder in München war. Wir kannten uns noch von der Savage Circus Tour in 2007. Er erzählte mir von seinem Vorhaben und konnte mich sofort begeistern, da mit Savage Circus zu diesem Zeitpunkt sowieso gerade nicht viel passierte. Aufgrund von Zeitproblemen meiner Bandkollegen in Savage Circus, ließ sich die Fertigstellung des neuen Albums einfach nicht konsequent verwirklichen. Ich habe die ganze Sache vorerst mal auf Eis gelegt. Mal sehen, ob wir es irgendwann noch schaffen, gemeinsam eine weitere Scheibe fertig zu stellen. Das nervte mich schon seit vielen Monaten und somit kam Marios Anfrage wie gerufen und ich sagte ihm unverzüglich zu.“ 



Keyboarder Jan Vacik und Gitarrist Dominik Sebastian stimmten auch noch kurzerhand zu.

Und somit war eine neue Band geboren, wie Thomen angeregt weiter erzählt. 



„Nur ein Sänger fehlte uns noch! Doch wir entschieden uns, besser erst mal ein paar Songs zusammenzutragen, damit die Entscheidung für den richtigen Sänger dann vielleicht etwas einfacher ausfallen würde. Somit trafen wir uns dann im Januar 2014 zu fünft, das erste Mal, in Jans eigenen Dreamsound Studios in München, um die ersten Songideen zusammenzutragen und uns alle ein bisschen besser kennen zu lernen. Die erste Nacht verbrachten wir natürlich mit zahlreichen Anekdoten aus der Musikwelt und einige von uns mit so einigen Bierchen, aber am zweiten Tag wurde sofort konsequent gearbeitet. Die ersten Ideen sprühten wie Funken aus uns heraus, die Kommunikation stimmte, es war einfach eine geile Arbeitsatmosphäre, ohne Zeitdruck! Wir fühlten uns, als würden wir schon jahrzehntelang zusammenarbeiten!“

Nach gut einer Woche hatten Serious Black schon fast acht grob konzipierte Songs erschaffen.

Als sich die Musiker Gedanken über einen Sänger machten, fiel ihnen die Wahl allerdings erst mal gar nicht so leicht, wie sich der Schlagzeuger erinnert.

„Es gab mehrere Ideen, doch irgendetwas störte uns letztendlich immer. Wieder zuhause, sprach ich mit einem meiner besten Freunde über dieses Thema und er erwähnte plötzlich die Band Trail Of Murder. Das war's! Es fiel mir wie Schuppen von den Augen ... Urban Breed, ex-Tad Morose! Sofort schlug ich es meinen Kollegen vor und alle waren sofort begeistert. Jetzt galt es nur noch Urban von unserem Vorhaben zu überzeugen! Wir kontaktierten ihn in den USA, wo er seit längerem lebt, schickten ihm per Email die ersten Hörproben und schon nach kurzer Zeit sagte er zu und schickte uns sofort Mengen an geilen Songideen. Es war einfach genial, denn genau so einen talentierten und motivierten Sänger suchten wir! Somit waren wir endlich komplett formiert. Wir sind über die letzten Monate so dermaßen zusammengewachsen, sind super gute Freunde geworden und haben gemeinsam ein einzigartig angenehmes Arbeitsklima erschaffen, das heutzutage sicherlich seinesgleichen sucht. Die Produktion hat uns vollkommen zusammengeschweißt!“

Was den Bandnamen Serious Black anbelangt, so fragt man sich, ob die Beteiligten eigentlich nicht viel zu positiv und belebend am Werk sind, um sich so als Band zu nennen?


„Also, erst einmal gäbe es hierzu zu sagen, dass es fast unmöglich geworden ist, einen Bandnamen zu finden, der nicht schon in irgendeiner Weise existiert. Während der kompletten Songwriting-Phase, haben wir immer und immer wieder eine Liste aktualisiert, die mit neuen Ideen für einen Bandnamen gefüttert wurde. Doch als wir feststellten, dass uns irgendwie nicht ein einziger davon richtig kickt, legten wir die Sache erst einmal ad acta. Jedoch kann ich persönlich mit solchen Stillstandssituationen schwer umgehen und grübelte weiter. Circa zwei Tage später schoss mir plötzlich dieser Name, Serious Black, in den Kopf. Ein paar Mal hin und her überlegt, ob man das wirklich bringen kann, war die Antwort für mich eindeutig – ja! Denn heutzutage, bei dieser Schwemme an Bands, braucht man am besten einen Namen, der für gewisse Aufmerksamkeit sorgt. Mir war klar, dass jeder es sofort mit Sirius Black von Harry Potter assoziieren würde, logisch!“

Davon abgesehen bekennt sich der Mann als großer Harry Potter-Fan und merkt an, den Namen Sirius Black einfach geil zu finden.

„Sofort rief ich Mario an und schlug ihm den Namen vor. Er verstummte kurz und meinte dann: ,Thomen, das ist genial! Mal sehen, was die anderen sagen!‘ Als auch Roland, Dominik, Urban und Jan noch zustimmten, war Serious Black geboren und wir hatten endlich ein Problem weniger! Als wir den Namen zum ersten Mal publik machten, waren die Resonanzen darauf sogar sehr positiv. Gut, zwei bis drei Personen auf Facebook fragten mal, ob wir das mit dem Namen wirklich ernst meinen würden, aber man kann es schließlich nicht jedem recht machen. Auf deine Frage, ob wir nicht viel zu positiv musizieren und wirken, um sich so als Band zu nennen, kann ich eigentlich nur mit Nein antworten, da man Serious Black negativ, wie auch positiv interpretieren kann. Es ist nun mal eine Sache der persönlichen Betrachtungsweise. Wenn dieser allerdings bei jedem gleich wäre, wäre das Leben ganz schön langweilig.“


Was genau die geneigten Hörer seiner eigenen Einschätzung nach insgesamt auf musikalischer Ebene auf dem neuen Album erwartet, ist laut Thomen eigentlich ziemlich einfach darzulegen.

„Jeder von uns hat mit seinen Bands, über Jahrzehnte hinweg, Mengen an Erfahrungen gesammelt und auch meist den jeweiligen Stil seiner Bands mit geprägt. Diese Stilelemente vereinen sich bei Serious Black zu einem mehr oder weniger neuen Stil. Keiner von uns kann oder will seine Vergangenheit leugnen. Dafür sind wir alle viel zu sehr geprägt von unserem musikalischen Werdegang. Letztendlich ist es kein Wunder, dass sich unsere Musik wohl am ehesten in der Sparte Melodic Power Metal einordnen lässt. Aber auch gewisse Rockelemente wird man bei uns sicherlich hier und da finden. Ziemlich einzigartig auf der metallischen Seite sind sicherlich Urbans Chorgesänge, die seinen Vocals und somit auch unserer Musik einen ziemlich untypischen Charakter verleihen.“

Worin sieht der erfahrene Drummer selbst die allergrößte Stärken der neuen Kompositionen?


„Sicherlich in der Strukturierung der Lieder und deren Eingängigkeit. Auch wenn es hier und da immer mal wieder kleine Finessen gibt, wirkt es sich bei uns nicht negativ auf den Ohrwurmcharakter eines Songs aus. Jeder Song ist anders als der andere. Wir haben ein breites Spektrum an Song-Charakteren, Songtempi, Gitarrensounds, Melodien und Emotionen auf einem Album vereint und klingen dabei immer nach Serious Black und nicht wie ein zusammengewürfelter Haufen Musiker, der nicht weiß, was er will. Das unterscheidet uns wahrscheinlich auch so extrem von den ganzen All-Star-Projekten. Denn wir sind eine Band, auch wenn viele Leute das vielleicht erst mal nicht so sehen und glauben mögen.“

Letztendlich haben alle Bandmitglieder zusammen an sämtlichen Songs gearbeitet, wie der Trommler mit freudiger Miene berichtet.

„Natürlich hat der eine oder andere von uns zum Teil auch schon fast fertige Songs angebracht, die aber in den meisten Fällen dann trotzdem noch von allen gemeinsam überarbeitet wurden. Es ist wirklich schwierig das zu konkretisieren, denn der eine oder andere Song war teilweise schon fast fertig, während andere wiederum noch viel Bearbeitung benötigten. Jeder von uns hat sehr viel Arbeit in das Album gesteckt, daher wäre es nun unsinnig und unfair einige Songs oder Komponisten speziell hervorzuheben. Alles in allem war es eine Gemeinschaftsarbeit der Band Serious Black!“


Was den knackigen Sound der Metal-Formation so frisch und unverbraucht werden lässt? Laut Thomen liegt es an der speziellen Mischung aus den verschiedenen Stilelementen, die jeder einzelne von ihnen in diese Band mit eingebracht hat. 



„So nach dem Motto – schmeiße sechs Zutaten in einen Mixer, schüttle ihn fest und dann probier mal! Wenn du die richtigen Zutaten gewählt hast, sollte dabei eigentlich eine leckere Mahlzeit herauskommen. Wir hoffen die richtigen Zutaten gewählt zu haben, so dass es zumindest fast all unseren Testessern schmecken dürfte. Daniel Hofer, unser Grafiker von www.archetype-design.it, hat dann noch die nötige Dekoration zugesteuert. Denn wie sagt man so schön…. auch das Auge isst mit!“ [lacht]

Auch das kollektiv gespürte Gemeinschaftsgefühl beim Erarbeiten der Lieder trug seinen Teil massiv bei, so der Stockschwinger, um das Ganze letztlich so richtig homogen werden zu lassen.


„Für uns war von Anfang an wichtig, dass die Atmosphäre der kompletten Scheibe letztendlich das widerspiegelt, was wir beim Komponieren und Aufnehmen der Songs gefühlt haben. Wir hatten echt viel Spaß und Freude an dem was wir da gemeinsam erschaffen haben. Wir haben zwar durchgehend professionell und konsequent gearbeitet, haben dabei den Spaß aber nie zu kurz kommen lassen. Wäre auch gar nicht anders gegangen, muss ich ganz ehrlich sagen, wenn ich jetzt nur mal kurz an Rolands ironisch, sarkastische Sprüche denke, die er nebenbei immer mal wieder, wie aus der Pistole geschossen, abfeuert. [grinst] Gut, ich gebe es ja zu, dass ich mich schon ein wenig gerächt habe, indem ich dann alle bis 6:00 Uhr morgens zugelabert habe, obwohl sich der ein oder andere vielleicht schon gegen 2:00 Uhr nachts aufs Ohr legen wollte, nach einem anstrengenden Studiotag! Selbst schuld, würde ich sagen!“ [lacht lauthals]

Wie viel Zeit das gesamte Songwriting für „As Daylight Breaks“ in Anspruch nahm, lässt sich für den Fellverdrescher nicht so ganz genau konkretisieren.

„Wir hatten ja auch immer wieder gewisse Unterbrechungen, da Jan und Mario zum Beispiel auch noch andere Produktionen im Studio machen mussten, Roland, Dominik und Mario zwischendurch mit Masterplan, Edenbridge und Emergency Gate auf Tour waren, usw. So waren wir gezwungen, in gewissen Zeiträumen, in mehreren Etappen zu arbeiten. Aber das hat super funktioniert und wir haben den Abgabetermin letztendlich einhalten können. Die Songwriting-Phase inklusive Produktion hat uns aber bestimmt irgendetwas um die fünf bis sechs Monate an Zeit gekostet.“

Thomen, hellauf davon begeistert, lässt es sich auch im Weiteren nicht nehmen, einmal mehr die optimale Zusammenarbeit der einzelnen Bandmitglieder zu loben.


„Es war einfach genial! Jeder wusste, was er zu tun hat. Jeder hat sich ins Songwriting eingebracht. Es herrscht eine super Demokratie innerhalb der Band, so dass es bei Unstimmigkeiten auch immer eine faire Lösung gibt. Ein jeder respektiert die Bedürfnisse der anderen und somit kommt einfach niemals diese Schülerband-Atmosphäre auf, die so ziemlich jede junge, neu gegründete Band, zumindest in den meisten Fällen, erst einmal durchleben muss, bis sich so etwas nach Jahren dann endgültig festigt. Bei Serious Black merkt man einfach, dass besagte Hürde bei jedem einzelnen von uns schon seit Ewigkeiten überwunden wurde, da man die Erfahrungen, die jeder von uns über Jahre gemacht hat, nicht einfach so ausblenden kann.“

Schließlich bewegt sich das tief greifende Interviewgespräch auch noch auf die primären lyrischen Inhalte der Lieder von „As Daylight Breaks“ zu.

Wie Thomen diesbezüglich zu erläutern weiß, behandelt jeder Song der Scheibe eigentlich ein komplett anderes Thema, bis auf zwei bis drei Songs, die lediglich eine ähnliche Thematik auf eine jeweils andere Weise behandeln. Wir erfahren:

„So handeln die Songtexte beispielsweise von Ängsten im Alltagsleben und gespaltenen Persönlichkeiten. Teils geht es aber auch um gewisse Gefahren im Leben, die einen machtlos erscheinen lassen, wenn beispielsweise Personen in höheren Positionen, wie Politiker, zu viel Macht erlangen und diese gegen die Menschheit ausspielen.“

Glücksgefühle, Gewohnheiten und daraus resultierende Qualen innerhalb einer Beziehung kommen textlich auch vor.

„Wie man versucht damit umzugehen und was man bereit ist zu opfern, um die Liebe wieder aufblühen zu lassen. Ein bis zwei SciFi-Themen haben wir auch verarbeitet. Ein höchst emotionales Thema behandelt zum Beispiel unsere Ballade ,As Daylight Breaks‘, die gleichzeitig als Albumtitel dient.“

Das Stück, so Thomen, behandelt ein Thema, über das sich sicherlich viele Menschen immer und immer wieder Gedanken machen.

„Vor allem Eltern, die mit ihren Kindern viel Geborgenheit, Liebe und Zuneigung teilen möchten, kennen sicherlich das Gefühl, diese wichtigen Punkte ihren Kindern zeitweise nur ausreichend bieten zu können. Das Leben bringt so viele Probleme mit sich, dass man schnell ins Grübeln gerät, ob man den wichtigen und positiven Sachen im Leben überhaupt noch genügend Aufmerksamkeit schenkt. Kurz gesagt, man möchte oft mehr geben, als es der Alltag zulässt! Ich denke, jeder weiß, was gemeint ist. Unser Sänger Urban kennt dieses Gefühl jedenfalls so sehr, dass er bei den Gesangsaufnahmen für diesen Song eine kurze Zwangspause einlegen musste, da das Thema so viele Emotionen in ihm weckte, dass er sich ein paar Tränen nicht mehr verdrücken konnte. Genau diese Emotionen hat er auch beim Aufnehmen eingefangen und das ist gut so, denn ehrlicher kann ein Gesang nicht mehr sein!“

© Markus Eck, 02.01.2015

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