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Interview: SERENITY
Titel: Umfassender Tiefgang

Seit 2001 reifen und reifen sie als Band immer weiter aus, die österreichischen Symphonic Power Metaller mit der edel-progressiven Schlagseite und dem sagenhaft melodischen Händchen.

Da dieses Jahr von Serenity ‚nur‘ eine Single veröffentlicht wurde, „In The Name Of Scotland“, kommt der neueste Release gerade recht: Ein mitgeschnittenes, spezielles Akustikkonzert in ebenso speziellem Rahmen, vollauf beherzt unterstützt von musizierenden Gästen.

„Memoria“, so der schon länger von der Band geplante Titel, wurde der tragisch verstorbenen Schwester von Bassist Fabio D’Amore gewidmet, welche zwei Tage vor den Shows verschied.

Herzlich zu beglückwünschen ist das Quartett zum überaus erfolgreichen Crowdfunding für die Umsetzung.

Laut Gitarrist Christian ‚Chris‘ Hermsdörfer war es für seine Gruppe das erste Mal, dass von ihnen etwas mit derlei Unterstützung finanziert wurde.

„Wir hatten wirklich keine Ahnung wie und ob das funktionieren würde. Natürlich hat man gerade während der Pandemie einige Beispiele anderer Bands vor uns gesehen, die da wirklich unglaubliches zusammenbekommen haben. Aber als etwas kleinere Band weiß man dann ja doch nicht wie es am Ende wird. Wir finden aber, das unsere damit verbundenen Angebote den Fans sehr gefallen hatten - wir haben da auch viel Wert darauf gelegt, das es um faire Angebote geht und nicht einfach nur nach dem Motto ‚bitte geb‘ uns dein Geld’. Da muss schon was Passendes entgegen stehen, sonst können wir da nicht dahinter stehen. Und somit sind, wie ich denke, nun am Ende alle sehr zufrieden mit dem Ergebnis.“

So wurde auch die dankbar angenommene Idee mit VIP-Tickets realisiert. Chris kommentiert: „In den USA ist diese VIP-Sache ja schon ein lang etabliertes Ding bei Shows. Auch in Europa kommt das einfach überall inzwischen bei Tourneen dazu und es hat ja wirklich sehr viele Vorteile insbesondere für Fans. Wir versuchen, wie beim Crowdfunding auch, ein wertiges Package für den Fan anzubieten. Natürlich kostet das einen Mehrpreis, aber man erhält eben einiges dafür und hat mit der Band wirklich Zeit, was man eben beim obligatorischen Merch-Stand-Besuch nach der Show nicht hat. Da haben wir nämlich dann Zeitdruck, müssen meist fix weiter in den Bus zur nächsten Show, oder können nach dem Duschen usw. erst spät nach der Show zu den Leuten.“

Zu den markantesten Nuancen und eventuellen Bonus-Features des neuen Live-CD-/Blu-ray-Werkes befragt, lässt der Mann wissen: „‚Memoria’ ist ein lang erträumtes Herzensprojekt von uns gewesen. Wir haben auf so vielen Touren und VIP-Specials unsere Unplugged-Specials eingebaut und immer wieder gezeigt, wie gerne wir das machen. Nach der 2018er Unplugged Show beim Wacken Winternights in der Kirche war für uns damals schon klar, das wir mehr aus der Sache machen wollen, sind dann aber immer wieder durch den ‚normalen‘ Tourstress davon abgehalten worden. Das wir dann doch noch die Chance hatten mit genau dieser Idee auch noch unsere erste Live-CD und Blu-ray aufzunehmen ist eben etwas ganz, ganz Spezielles für uns und wird daher immer mit das besonderste Serenity-Album blieben. Das wir dieses Werk zusammen mit ganz vielen wunderbaren Gästen aufnehmen konnten, ist denke ich das Markanteste am ganzen Album überhaupt. Bonus-Features sind natürlich auch zu finden, keine Frage!“

Serenity sind in Geschlossenheit unglaublich zufrieden damit, sagt Chris.

„Man muss ja zudem ganz klar sagen: Was wir da im Rahmen der Mittel, die einer Band unserer Größe zur Verfügung stehen, geschaffen haben, insbesondere nach diesen beschissenen zwei Jahren, ist wirklich fantastisch. Da steckt sehr, sehr viel Idealismus und Hingabe drin und wir können uns unglaublich glücklich schätzen, für ‚Memoria‘ so geniale Gastmusiker gefunden zu haben, die eben genau diesen Idealismus geteilt haben und das Ganze zu etwas fantastischem gemacht haben.“

Die österreichischen Metal-Könner wollten ihren Fans und Crowdfunding-Supportern eine schöne Location bieten, welche aber auch für die Video-Aufnahmen letztlich die passende Fläche zu bieten hat.

„Da war das Kulturquartier in Kufstein schnell im Fokus, da der Kino-Style doch für die Inszenierung die passenden Rahmenbedingungen prima bereit stellte. Zudem waren Lage, Nähe zu Hotels usw. ein ebenso wichtiger Entscheidungsgrund - schliesslich war uns klar, dass Fans aus ganz Europa zu ‚Memoria‘ anreisen würden.“

Ein Unplugged-Konzert geben ist das eine, für eine Live-Aufzeichnung ein halbes Jahr üben und dann an nur zwei Shows alles perfekt hinzubekommen jedoch etwas ganz anderes, postuliert der Axeman. „Daher waren wir alle schon sehr unter Druck und neben der nicht meßbaren Vorfreude natürlich auch sehr aufgeregt, ob denn auch alles klappen würde. Um so mehr berührt es einen dann, wenn man nach den ersten Tönen merkt: ‚WTF - ja das läuft, alles klappt und es wird unfassbar schön werden heute!“

Als das Gespräch all die aktuell genommenen Hürden der stromlosen Musizierkunst thematisiert, nimmt die Miene des Musikus’ eine Art akademischen Ausdruck an. „Man darf nicht vergessen, das wir alle Songs im Grunde neu lernen mussten. Natürlich bleibt die Abfolge meist gleich - dennoch musste ich einige Songs und Abschnitte komplett neu arrangieren, umdenken usw. Hier kam ein wenig Wissen aus den Erfahrungen der ‚Origins‘-Produktion von Beyond The Black dazu. Auch hier hatten wir zusammen mit Arne Wiegand von Santiano alles auf unplugged neu gestalten müssen. Diese Ansätze habe ich dann auch in die Songs von uns gepackt, um den Vibe der Metal-Nummern nicht zu verlieren und jeden Song besonders zu gestalten. Das ist schon eine heftige Nummer, die tatsächlich um einiges schwieriger ist, als das gewohnte Stromen!“ [grinst]

Die Partizipation von Marco Pastorino, bekannt von den italienischen Progressive Metal-Visionären Virtual Symmetry, sorgt für abwechslungsreiche Klangtupfer. Wir erfahren: „In den vielen Jahren Serenity haben ja durchaus einige Musiker ihren Gastauftritt gehabt bzw. mit uns an diversen Sachen gearbeitet. ‚Memoria‘ sollte diese Geschichte unserer Band auch in dem Hinblick darstellen. Daher lag uns sehr viel daran, Kollegen aus der jüngeren Historie wie Marco oder auch der Allrounder Sascha Paeth, aber eben auch Gäste wie Clémentine Delauney von Visions Of Atlantis oder Niklas Müller von Ad Infinitum mit uns auf diesem Werk vereint zu haben.“

Herausragend ist auch der Beitrag der charismatischen Ansagerin, die jeden enthaltenen Song fesselnd kommentiert. Chris erinnert sich:

„In der Planung zur Umsetzung von ‚Memoria‘ hatten unser Sänger Georg Neuhauser und ich viele Ideen, u.a. eben auch das Ganze in eine Art Geschichte einzubauen. Serenity-Songs sind ja immer voller geschichtlicher Infos, warum also nicht eine Erzählerin haben, die wertvolle Infos zu den Songs gibt und gleichzeitig durchs Programm führt? Als Fabio dann PJ vorgeschlagen hatte und wir sie bei den Proben das erste Mal Live erleben durften, waren wir begeistert!“

Die eigentlichen Lieder für die Setlist des Abends auszuwählen, war für die Beteiligten durchaus nicht so einfach.

„Erstellung des Spannungsbogens, die Gästeverteilung, die Instrumentenauswahl usw. haben uns schon gefordert - aber am Ende haben wir das doch gut hinbekommen. Viele Proben im fanden im Vorfeld dazu statt. Und im Grunde waren es mitsamt Aufbautag dann drei gefühlte 24h-Schichten um das alles an den Start zu bekommen. Aber das war es absolut wert!“

Auf nennenswerte - auch Pandemie-bedingte - Höhen oder Tiefen des Erstellungsprozesses angesprochen, wird bilanziert: „Da wir ja mehrfach verschieben mussten, hatten wir mit den ersten Vorbereitungen schon lange zuvor begonnen. Dazu gehörte u.a. das Vorproduzieren und die Einführung der Songs für alle daran beteiligten Musiker. Durch die Pandemie mussten dann aber immer wieder Proben abgesagt werden, da z.B. ich nicht nach Österreich reisen durfte oder jemand krank war etc. Alles absolut nicht einfach - aber wir haben es schließlich geschafft.“

Wie zu erwarten war auch die erwähnte 2022er Single Covid-bedingt, informiert Chris. „Die Pandemie hat alles auf den Kopf gestellt - dazu gehören natürlich auch unsere Planungen was Veröffentlichungen anging. Letztendlich konnten wir mit viel Geschick das dann zumindest so hinbekommen, das wir diese eine Single veröffentlichen konnten, was einfach den unverschuldeten Verschiebungen von ‚Memoria‘ geschuldet war. Jetzt sind wir aber endlich wieder da, wo wir vor dem Covid-‚Pausieren‘ waren - und jetzt wird es auch wieder regelmäßig Neues von uns geben.“

Apropos, wie Chris zurückblickt: „Als mittelgroße Band hatte die Pandemie natürlich große Folgen für uns, da die Möglichkeiten für uns, musikalisch aktiv zu werden, sehr begrenzt waren. Allerdings haben wir uns hingesetzt und wirklich Vieles selbst geschaffen - Streaming-Shows, digitale Signing-Days und eben die Planung für ‚Memoria’. Das ist alles ohne Hilfe anderer passiert und daher sind wir super stolz darauf, das wir uns nicht unterkriegen haben lassen, den Fans weiter etwas bieten und den Kontakt halten konnten.“

Nachdem „Memoria“ erfolgreich absolviert war, haben sich Serenity direkt neben ihren erfolgreichen Sommershows hingesetzt und bereits auch fleissig neue Songs geschrieben. „Wir sind also bereits mitten im nächsten Album - wann es aber fertig wird können wir natürlich noch nicht sagen.“

© Markus Eck, 09.11.2022

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