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Interview: SECRETS OF THE MOON
Titel: (Selbst)Bewusst

Das vorhergehende Album „Sun“ von 2015 kann stilistisch definitiv als Brückenschlag zum aktuellen Nachfolger „Black House“ eingeschätzt werden. So wurden primär allerlei düstere Occult Rock-Elemente mitsamt überaus stimmungsträchtigen Darkwave-Nuancen noch massiver in den Sound der einstigen Schwarzmetaller eingebracht.


Vorgestellt wurde die neue Veröffentlichung von der Band am Samstag, den 26. Oktober in Oberbayern im idyllisch gelegenen Q7 Studio.

Als Inhaber, Produzent und Toningenieur Michael Zech, bei Secrets Of The Moon als ‚Ar‘ an der Gitarre, der taufrischen, neun Stücke umfassenden Tracklist seinen K(l)ickstart gab, erschallte rundum Ungewöhnliches.

Schnell fällt der beeindruckend organische Klang der Lieder auf, zu dem laut Aussage von Ar u.a. auch der versierte Audiotüftler V. Santura beigetragen hat, bekannt geworden als Gitarrist von Dark Fortress.

Überhaupt wurde für „Black House“ ebenso unbekümmert der eigenen Vision gefolgt wie keinerlei Rücksicht auf Erwartungshaltungen genommen, so lässt Ar verlauten.

„Mit ‚Sun‘ haben wir sinnbildlich eine Tür eingetreten, und jetzt haben wir das Haus nach unserem Geschmack eingerichtet.“

Individueller geht es tatsächlich nicht mehr. Höchst eigenwillig inszenierte und arrangierte Kompositionen wie der Opener „Sanctum“ geistern sich auf gespenstisch unheimliche, abgründig düstere Weise ins Gehör. Klingt in etwa, als würden sich frühe The Cure und alte New Model Army mit neueren, catchy verpoppten Paradise Lost völlig melancholisch geworden in den Armen liegen - dabei von Sisters Of Mercy gestützt, von The 69 Eyes einfühlsam getröstet.

Auch Nummern wie „Don’t Look Now“ – in gewissen Momenten beinahe wie ‚Muse auf Absinth‘, denkt sich der Autor - oder „He Is Here“ verströmen daneben eine ziemlich ätherisch wirkende Art von typisch finnischer Aura.

Nicht minder visionär und zuweilen auch nicht wenig proggig geht es weiter im seelenvoll-schwermütigen Programm, partiell betont groovend akzentuiert, wobei auch diverse Post Rock-Querverweise und offenherzig-balladeske Anklänge nicht fehlen. Vokalisiert wird diesmal mit einer erstaunlich ausgefeilten Mischung aus erhebendem Klar- und kontrolliertem Grimmgesang, was völlig homogen zur neuen Musik an sich passt.

Reglerdreher Ar wirkt während des gesamten Hördurchgangs auf seinem Produzentenstuhl, als wäre er selbst immer noch gleichermaßen fasziniert wie ergriffen vom eigenen Schaffen, welches da nun auf „Black House“ verewigt wurde.

„Für mich ist es einfach ‚nur‘ Rock, kurz und knapp gesagt. Die ganzen Schubladen kümmern uns nämlich so gar nicht. Die limitieren doch viel zu sehr. Darüber sind wir mit Secrets Of The Moon sowieso längst hinaus. Im ‚Black House‘ ist man natürlich willkommen, aber es gelten unsere Regeln. Natürlich sind wir nicht rangegangen und wollten das zusammenwürfeln, was andere Bands schon vor uns machten. Wir hören uns sowieso ganz bewusst so dermaßen viel an unterschiedlichen Stilen an. Das lieben wir. Musik, die ich nicht verstehe, sehe ich selbst beispielsweise als positive Progression. Sowas bringt einen auch als Musiker gleich vielfach weiter.“

Für ihn stellt es grundsätzlich einen großen Unterschied dar, Musik zu verstehen und Musik zu mögen.

„Musik zu mögen, ist eine sehr emotionale Sache. Platten, die man noch aus seiner eigenen Jugend heraus mag, sind meistens mit einer bestimmten Lebensphase verknüpft, wo es sozusagen die perfekte Scheibe am richtigen Ort und Zeitpunkt war. Da werden Situationspunkte gesetzt. Um Songs jedoch auf kompositorische und ideelle Weise aber zu verstehen, dazu bedarf es einer ganz ‚speziellen Chemie‘, einer analytischen Erfassung sozusagen. Das kann meiner Auffassung nach auch immens interessant sein. Ich denke, dies ist eigentlich bei jedem Fan gleichermaßen in beide Richtungen ausgeprägt, denn die persönliche Beziehung zu Musik verändert sich ja beinahe jeden Tag.“

© Markus Eck, 02.11.2019

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