Interview:	SCHANDMAUL
Titel:	Hoffnungsvolle Entschlossenheit

Der Juni 2023 brachte Sänger Thomas Lindner schlimmste Neuigkeiten mit einer Krebsdiagnose - ein böses Rachenkarzinom galt es fortan gezielt zu bekämpfen. Vokalist, Band, Beteiligte, Familie, Verwandte, Freunde, Kumpels sowie eine komplette Fangemeinde standen zunächst unter Schock, zumal vor allem Letztere auch noch ein halbes Jahr Funkstille von Künstlerseite her zu erdulden hatte.

Sein ganz persönliches Schicksalsjahr hatte Thomas in solcherlei niederschmetternden Wochen und Monaten zu meistern. So folgten Operationen, Medikamentierungen, Behandlungen etc., was dem bayerischen Barden durch vielfachen Trost und Zuspruch von allen Seiten nicht wenig erleichtert wurde.

Die negativen Auswirkungen in Sachen Schandmaul waren multipel, auch das geplante Band-Jubiläums-Event, das Folkfield Festival in Gelsenkirchen musste vertagt werden. Stattfinden wird das Ganze nun 2024 am 13. und 14. September, mit im Billing sind nach wie vor Versengold, Subway To Sally, Fiddler's Green, Letzte Instanz, Tanzwut und mehr.

„Ich habe einiges hinter mir, neben OP, Bestrahlungen - der helle Wahnsinn. Ich bin jedoch guter Dinge, weil man augenscheinlich nichts mehr von dem Übel sehen kann, fürs Erste bin ich glücklicherweise also ‚übern Berg’. Definitiv sicher wird man sich allerdings erst in ein paar Jahren sein können, es wird da noch so einige Nachuntersuchungen geben müssen“, weiß ein dadurch arg gebeutelter, aber hoffnungsvoll klingender Thomas zu berichten. 



„Derzeit bin ich am Ball, wieder zu Kräften zu kommen und auch wieder ein paar Kilo zuzulegen, denn das Vergangene hat schon arg an mir gezehrt. Im Hals und damit auch im Stimmbereich ist alles noch ‚höchst sauer auf mich‘, weil vor allem durch die Bestrahlungen noch eine ziemliche Schwellung darin vorherrscht. Die Stimmlage, mit der ich gerade spreche, stellt somit sozusagen meinen kompletten Tonumfang dar. Ich bin derzeit also kein Sänger. Selbst meine Zunge ist mir beleidigt, da ihr etwas weggeschnitten werden musste, daher aktuell mein leichter ‚Zungenschlag’, wie man so sagt. Ich arbeite so gut es mir möglich ist daran, dies alles wieder in den Griff zu kriegen. Und ich muss dafür auch viel an Geduld aufbringen“, so legt Thomas den Stand der Dinge dar.

So ist es allzu verständlich, dass Schandmaul in 2024 nur sehr wenige Konzerte geben werden können - und dass die Gruppe dann jeweils mit eng befreundeten Musikern und Musikerinnen am Gesangsmikro performen wird. Thomas:

„Gegenwärtig stehen neben dem Folkfield für Schandmaul zwei bis drei Gigs definitiv fest und ein bis zwei Konzerttermine befinden sich gerade in der Planungs-Pipeline. So werden wir auf dem Rockharz Festival zu erleben sein und in Worms beim dortigen Spectaculum am elften Mai. Ich selbst werde dann auch auf den Bühnen zugegen sein und meine Akustikgitarre schlagen sowie hier und da in die Tasten greifen - ich komme ja eigentlich instrumentell vom Keyboard, und nun ist es ein ‚Mittelalter-Keyboard’ geworden. Ich bin jedenfalls heilfroh, dass ich überhaupt wieder auf der Bühne stehen werde können - ja, ich bin wirklich hochmotiviert im Moment, so wie wir alle in der Band.“



Seinen allergrößten Dank und höchste Wertschätzung möchte der tapfere Thomas an dieser Stelle den vielen Fans aussprechen, welche Schandmaul auch und insbesondere 2023 die Treue hielten und nicht gleich sofort alle ihre Tickets zurückerstattet haben wollten, sondern mit der Band ebenso hoffnungsvoll abgewartet haben.

„Das ist echt erfreulich, da wir letztes Jahr ohnehin so viel von all dem, was wir uns vorgenommen hatten, ja leider absagen bzw. verzögern mussten. Wir werden 2024 auftreten und ich werde werde das Mikro so vermissen wie es mich vermisst, aber wir werden für euch spielen, und wir freuen uns schon immens darauf! Ich werde an anderer Position zu sehen und zu hören sein als bislang gewohnt - es wird also höchst spannend für uns und euch gleichermaßen!“

Vor besagtes Gesangsmikro wird dann laut Thomas der Georgij Alexandrowitsch Makazaria treten, den man von seiner im Februar 2023 aufgelösten österreichischen Formation Russkaja kennt. „Sowie auch Till Herence von den Münchnern Apron - Georgij und Till sind also die beiden Sängerknaben, die uns live hauptsächlich ihre Stimmen geben werden. Zwei alte Hasen ihres Fachs, die wir gut kennen. Den Georgij kennen wir noch aus Zeiten, wo er mit Russkaja tourte, und auch privat verstehen wir uns prima, er ist einfach eine ‚feine Type‘. Und der Till ist mir ja auch schon seit mehreren Albumproduktionen ein inniglich Vertrauter, bei ihm im Studio nahm ich meinen Gesang auf - und mit der Zeit avancierte er sogar zu meinem ‚Vocal-coach‘.“

© Markus Eck, 12.04.2024

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