Top
Interview: SALTATIO MORTIS
Titel: Freudig flexibel

2018 erschien ihr viel diskutiertes Album „Brot und Spiele“, auf dem die beliebten zeitkritischen Spielmannsrocker erneut zeigen, wie wandelbar sie als Künstler und Kreative sind.

‚Kommerzieller' seien Saltatio Mortis geworden, behaupten so einige, was andere wiederum ob einer gewissen, leichter zugänglich gewordenen ‚Hörbarkeit' begrüßen. Wie aber sehen sich die Urheber rein musikalisch selbst, vom Status Quo unerschrocken thematisierender und mutig tradierender Totentänzer mal abgesehen, wird Schlagzeuger Lasterbalk gefragt.

„Letztlich, wenn man die Wortbedeutung ‚Kommerz‘ verwenden will, dann waren wir genau ab dem Moment schon Kommerz, ab dem wir damals unseren Hut vor uns in einer Fußgängerzone platziert haben, in der Hoffnung, dass jemand Geld hineinwirft“, lässt der Taktmann wissen.

„Musik für Geld zu spielen, ist nichts anderes als kommerzielle Musik zu machen. Ich denke, was die ganzen Kommerzschreier meinen, ist wohl, dass ihnen das ein oder andere Lied von uns vielleicht nicht mehr gefällt, und dann wird ein Etikett gebraucht, dass man der Band ankleben kann, wenn man irgendwie noch einen reintreten will.“

Ihn selbst lässt die Thematik eher kalt, so Lasterbalk. „Die Leute können es bleiben lassen, denn dieser Vorwurf trifft mich nicht mal im Entferntesten. Ich finde es einfach nur noch langweilig.“

Zum Thema ‚Gesteigerte Eingängigkeit der Lieder‘ kommentiert der Stockschwinger: „Das sehe ich in der Tat auch so. ‚Brot und Spiele‘ ist sicherlich leichter ins Ohr gehend als manch andere Scheibe von uns. Dies hat aber auch mit einer ganz bewusst getroffenen Entscheidung von uns im Songwriting zu tun. Ich selbst habe den Ansatz noch nie verstanden, wenn Musiker oder Bands sagen: ‚Ich mache Musik, die keiner hören will.‘ Das finde ich ehrlich gesagt widersinnig und fade. Ich erschaffe mit meiner Band doch viel lieber Lieder mit guten Melodien und griffigen Texten, welche die Leute dann im optimalen Falle beim Spazierengehen vor sich hin pfeifen oder beim Sporteln immer wieder bestärkend hören. Oder auch gerne Stücke, mit denen man auf der Tanzfläche die Augen schließen und sich einfach in die Klänge reinfallen lassen kann.“

Die Karlsruher präsentieren sich als Band anhaltend überraschend, wandlungsfähig, tiefgründig und dabei betont unbeirrt. Bei der Frage, ob sich Saltatio Mortis mittlerweile überhaupt noch wohlfühlen, wenn ihnen vorschnell einzig das Prädikat ‚Mittelalter Rocker’ aufgestempelt wird, konkretisiert sich die Miene des Trommlers einmal mehr.

„Gerade im gesamtgesellschaftlichen Kontext sollte erkannt worden sein, dass Kategorien zwar durchaus etwas Denknotwendiges sein können, sie aber dennoch ständig auch hinterfragt werden sollten, um dogmatische Ansichten in Stereotype zu übersetzen. Wir sind mittlerweile weit davon entfernt, eine Mittelalterkapelle zu sein. Und ‚Kritisch‘ möchte ich unsere Inhalte auch nicht unbedingt nennen. Wir verspüren eher anhaltend den Drang, mit kontemporären Inhalten einen Zeitbezug herzustellen. Das heißt nun aber überhaupt nicht, dass wir für alle Zeiten partiell politisch sein müssen. Thematische Schwerpunkte müssen wir nämlich vor jeder neuen Platte stets erst selbst für uns herausfinden. Es kann daher sogar sein, dass auf dem nächsten Album kein einziger politisierender Text mehr sein wird.“

Für März und April ist die „Brot und Spiele“-Tour geplant. „Grundlegend ändern wird sich da bei uns 2019 nichts. Wir arbeiten auch weiterhin generell vor jedem einzelnen Konzert daran, dass es für uns und die Besucher der maximale ‚Aha-Moment‘ wird. Unsere Liveshows sind einem dauernden Wandel unterzogen, von Pyro- über Licht- bis zur Bühnentechnik an sich. Auch Setlisten und die Art, wie wir die Lieder spielen, befinden sich in einem dauerhaften Flow. Momentan befinden wir uns in einer wichtigen Ruhephase und werden uns erst demnächst wieder zum Proben treffen. Und dann gehen wir konkret an die Shows 2019 heran. Es ist auf der Bühne sowieso wie auf unseren Platten: wir möchten uns nicht festlegen.“

© Markus Eck, 12.02.2019

[ zur Übersicht ]

All Copyrights for band-photos & -logos reserved by its Respective Owners.

Advertising

+++