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Interview: SALTATIO MORTIS
Titel: Die Seele aus dem Leib gespielt

Ein wohl überfälliges Live-Album mit dem Titel „Manufactum“ haben diese zu Recht sehr populären Mittelalter-Spielleute ihren zahlreichen ergebenen Verehrern mitgebracht: Voller ausdrucksstarker altertümlicher Klänge und erfüllt von Atmosphäre pur. Schalmei-Meister Falk Irminfried von Hasen-Mümmelstein ist bekannter Weise auch ein enorm ausdauernder Sackpfeifenbläser: Er gab sich für mich erneut mit großer Freude und dabei freudig erregt die Gesprächsehre.

„Ganz grundsätzlich gesehen ist `Manufactum` ein wundervolles Album geworden. Ein Werk, bei dem es uns gelungen ist, genau das auf CD zu bringen was wir uns auch wünschten. Nämlich die große Freude und die spezielle Stimmung die uns immer wieder ergreift, wenn wir auf einem Mittelaltermarkt auftreten können – gepaart mit der Begeisterung und der Ausgelassenheit all der Menschen vor der Bühne. Wir haben uns bei der neuen Scheibe dazu entschlossen ein fast vollständiges Konzert zu präsentieren. Dies beinhaltet natürlich auch alle Ansagen, Klatscher und Jubler“, entzündet Falk die Fackel der Information.

Es scheint dem langhaarigen Spielmann im Weiteren besonders erwähnenswert, dass die Zusammenarbeit mit Lutz Demmler von Umbra Et Imago hervorragend funktioniert hat. Der werte Herr Hasen-Mümmelstein offenbart mir hierzu:

„Er hat uns aufgenommen und dann in seinem Studio gemischt. Mit Lutz arbeiten wir nun bereits seit vier Alben zusammen und er konnte uns auch hier bestens weiterhelfen. Durch Zufall wussten wir, dass er über ein entsprechend Road-taugliches Mischpult verfügt und die dafür nötigen Aufzeichnungsgeräte. Es war sehr spannend Lutz in einer als Mittelalterzelt getarnten Technikburg zu erleben. Allen Witterungsunbilden zum Trotz hat er für uns den wahren Mittelalterhammer in Form von `Manufactum` aufgenommen“, wird angemessen gelobt.

Aufgenommen wurde das Ganze auf dem mittelalterlich Spectaculum zu Telgte. Falk erinnert sich zurück: „Ohne die Hilfe des Veranstalters der Spectaculi, Gisbert Hiller, der nebenbei auch die Dark & Mysterie Music Night organisiert, wäre es überhaupt nicht möglich gewesen. Hier noch einen herzlichen Dank an Gisbert. Ganz besonders begeistert bin ich auch von dem Artwork unseres neuen Albums. Unser Techniker bzw. Grafiker Magister Flux hat sich dabei selbst übertroffen. Im CD-Booklet sind tatsächlich alle Personen zu finden ohne die das Album nicht möglich gewesen wäre. Mit diesem Werk und dem Booklet bedanken und verbeugen wir uns auch vor all den Menschen die uns bisher so massiv unterstützt haben: Vor unserer Crew, den Technikern und vor allem vor unserem Publikum.“

Der Plan für die brandneue Live-Scheibe entstand sozusagen am Frühstückstisch nach einem Mittelaltermarkt – da saßen Perkussionist Lasterbalk der Lästerliche und Sackbläser Dominor der Filigrane als erste zusammen und sinnierten darüber, was sie sonst noch so in der damaligen Saison anstellen könnten. Falk kramt in seiner Erinnerung:

„Irgendwie sind sie dabei auf die schräge Idee verfallen endlich das von unseren Fans vehement geforderte Live-Album aufzunehmen. Diesen Plan eröffneten sie dann den nach und nach am Tisch eintrudelnden Spielmännern und Technikern. Es war sozusagen kurz vor knapp, denn der letzte große Markt der Saison 2004 stand vor der Tür und wir hatten nur wenige Tage Zeit zur Vorbereitung des Albums. Alle waren sehr aufgeregt, da uns alle Seiten vor einer Live-Aufnahme warnten. Viele andere Kollegen mit denen wir über solch ein Projekt zuvor fabuliert hatten rieten uns vehement davon ab, da das Risiko eine schlechte Aufnahme zu erhalten viel zu groß sei. Risiken haben wir aber noch nie gescheut und Herausforderungen schätzen wir besonders. Darum setzten wir alles auf eine Karte und haben dann tatsächlich in Telgte aufgenommen.“

Für ihn ist „Manufactum“ ein gelungener Zeitzeuge, berichtet er, denn es bildet Saltatio Mortis und ihr Spiel genau zu diesem Zeitpunkt und in dieser Situation perfekt ab.

„Ich freue mich schon unbändig darauf in vielen Jahren einmal wieder dieses Album zu hören und mich an genau jenen quasi magischen Moment zurückzuerinnern, welcher dazumal zu der Aufnahme führte. Ich bin echt zufrieden mit der Scheibe. Wären wir das nicht, dann hätten wir sie uns auch verkniffen. Der Druck der Instrumente und die Begeisterung des Publikums ergreifen mich wenn ich das Album höre. Ansonsten sind solcherlei Fragen nicht wirklich erschöpfend zu beantworten, denn ich möchte mich nicht in Eigenlob ergehen. Wobei ich es aber doch so gern tun würde, denn es uns ist wirklich super gelungen.“

Jedoch: „Es hätte weniger regnen können als wir aufgenommen haben. Man muss sich die Situation vorstellen: Hunderte von begeisterten Menschen tanzen und toben durch eine regnerische Nacht. Um uns herum brennen die Fackeln und die Feuerwerke von Magister Flux. Dazwischen all die teure geliehene Technik. Es war schon sehr aufregend auf dieser Bühne zu stehen. Also, ich hätte allen Beteiligten ein besseres Wetter gewünscht. Aber es hat dem Album nicht geschadet, es ist dadurch irgendwie echter und erdiger geworden.“

„Manufactum“ kommt aus dem lateinischen und bedeutet soviel wie „Handgemacht“. Und genau das ist es laut Falk auch: „Sieben Männer, mit ihren Dudelsäcken und Trommeln, spielen sich auf einem Mittelaltermarkt die Seele aus dem Leib. Gerade heraus, ohne Schnörkel und voll auf die Zwölf. Wir entschlossen uns ein für uns typisches Mittelalterset zu spielen, wie wir es sehr gern zum Abschluss einer rauschenden Spectaculum Nacht tun.“

Und dabei gab es nicht viel auszuwählen sondern eher zu kürzen, wie zu erfahren war. „Wir haben genau einen Auftritt aufgenommen. Den haben wir dann auch genommen. Genauer gesagt, Samstagnacht gleich nach dem großen Pestumzug begann das Konzert. Im Studio wurden dann später nur noch die Lautstärkeverhältnisse der einzelnen Instrumente angeglichen und alles CD tauglich gepegelt. Ansonsten kann sich der Zuhörer auf einen mittelalterlichen Markt versetzt fühlen.“

Die Mittelaltermarktsaison 2004 war für die beliebten Spielleute Saltatio Mortis ohnehin sehr erfolgreich, freut er sich: „Noch nie hatten wir so viele begeisterte Menschen vor unseren Bühnen oder so viele Auftritte wie in diesem Jahr. Die schönsten Erinnerungen für mich sind diejenigen bei denen uns Menschen halfen, die lediglich aufgrund ihrer Begeisterung für unsere Musik außerordentliches für uns geleistet haben. Damit sind nicht zuletzt all diejenigen gemeint, die sich vor unseren Bühnen einfanden und uns durch ihre wundervolle Begeisterung zu neuen Leistungen angespornt haben.“

Hätten nicht so viele Menschen immer wieder dieses neue Live-Album gefordert, dann hätten Saltatio Mortis es nie auch nur in Erwägung gezogen. „Aber der Zuspruch unserer Fans hat uns den Mut und die Kraft dazu gegeben. Man darf ja dabei nicht vergessen, dass wir zu dieser Zeit schon mitten in der Vorproduktionsphase für unser nächstes Rockalbum steckten.“

Schon seit jeher legte die spiel- und auftrittsfreudige Mittelaltergruppe großen Wert auf passende Kostüme, entworfen und gefertigt von Bedia Peukert. „Sie ist eine großartige Gewandschneiderin mit einer echt kreativen Ader. Durch lange Gespräche und Diskussionen hat sie jedem von uns sein Traumgewand auf den Leib geschneidert.“

Das aktuelle Produkt „Manufactum“ stellt den musikalischen Stand von Saltatio Mortis im Herbst des Jahres 2004 dar, doch all ihre Gedanken werden laut Aussage von Falk im Augenblick aber von der Vorbereitung der kommenden Platte in Beschlag genommen. „Im Februar 2005 werden wir wieder mal im Studio sein und neue Lieder aufnehmen. Wir können es gar nicht mehr erwarten diese Songs endlich live zu spielen. Wer jetzt schon auf unsere Rock-Konzerte kommt kann daraus schon den einen oder anderen Song hören.“

Saltatio Mortis arbeiten neben vielem anderen auch daran ihre Show für 2005 noch ausgefeilter zu gestalten. „Wir werden für die nächste Saison einige Überraschungen in petto haben. Aber da will ich nicht zuviel verraten. Ansonsten wollen wir natürlich echt reich und abartig berühmt werden. Andere Zukunftspläne haben wir derzeit nicht.“

© Markus Eck, 05.01.2005

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