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Interview: RE:AKTOR
Titel: Konstant grenzüberschreitend

„Re:aktor is Metal for the 21. Century“, so lautet das musikalische Motto dieser stilistisch scheinbar nach vielen Seiten offenen Neueinsteiger aus Portugal.

Der vor übersprudelndem Ideenreichtum und ausufernder Kreativität scheinbar explodierende Industrial Metal, den Re:aktor fabrizieren, füllt ihr aktuelles Debütalbum „Zero Order“ mit maschineller Kälte ebenso aus wie mit stellenweise knallhart inszeniertem Todesschwermetall. Mit bizarr anmutenden Soundeffekten und knackender Klanghärte also nur so gespickt, ist den aggressiven portugiesischen Polterern mit ihrem ungestümen Erstwerk eine in allen Belangen ungewöhnliche Veröffentlichung gelungen.

Und Gitarrist [Nexion] ist bei Re:aktor nicht nur zusätzlich für elektronisch programmierte Klangelemente zuständig, sondern geschmacklich auch voll auf der Höhe der Zeit, wie sich herausstellen soll.

„Obwohl ich ein großer Liebhaber von elektronischer Musik und Industrial-Sounds bin, habe ich mir meine Liebe zu hartem Rock und Metal erhalten. So war es ein wohl ganz natürliches Resultat, dass sich bei unseren Rehearsals mit der Zeit ein entsprechendes stilistisches Gemisch entwickelte: Überwiegend mechanisch und anorganisch anmutende Klänge. Durch unser aller ausgeprägtes Interesse an modernen musikalischen Gestaltungsmöglichkeiten entstanden somit die Songs für unser aktuelles Debütalbum `Zero Order`.“

Eventuelle Ängste vor Erfolgsrisiken, wie sie durch solcherlei mutig innovatives Musizieren entstehen könnten, sind dem Portugiesen fremd.

„So etwas kenne ich eigentlich überhaupt nicht. Denn das Wichtigste ist für uns bei der ganzen Sache, uns durch unsere kreierten musikalischen Experimente immer wieder selbst neu zu finden und zu definieren.“

Auch dass sie sich mit ihrem Debütalbum bis jetzt nicht nur Freunde gemacht haben, tangiert [Nexion] eher peripher.

„Bis jetzt erhielten wir ebenso immens begeisterte Reaktionen wie auch total verabscheuendes Feedback. Dies ist uns aber nur Recht, denn schließlich machen wir unseren Sound nicht in erster Linie, um andere Leute zufrieden zu stellen.“

So äußerten sich bisher so einige erboste Kritiker über Musik und Image von Re:aktor, wie sich im weiteren Gesprächsverlauf auftut. „Die regten sich über unseren Sound und die darin verarbeiteten Einflüsse ebenso auf wie über unsere Pseudonyme oder gar den Bandnamen. Es sei ihnen alles viel zu konfus. Aber auf der anderen Hand erhielten wir erfreute Reaktionen, welche unsere neue Platte als eine der großartigsten Veröffentlichungen der letzten Jahre frenetisch abfeierten. Wir wollen jedoch in erster Linie Reaktionen der Fans auf unser Schaffen erhalten, gleich wie diese nun ausfallen mögen.“

Denn Die Fans sind es, die seiner Meinung nach den ganzen Musikzirkus am Leben erhalten: „Sie entscheiden letztendlich über Aufstieg und Fall einer Band. Ohne die Hörer gäbe es keine Bands, keine Labels, keine Radiostationen und keinerlei Musikmagazine. Dies scheinen viele Leute in diesem Business immer mehr zu vergessen. Wir wollen mit Re:aktor gute Songs machen, die den Hörer eine Bedeutung erkennen lassen und zu denen er eine Verbindung herstellen kann. Ziel mit unserer Band ist es, der unserer Meinung nach in ganz Europa schon seit Längerem stagnierenden Heavy Rock- und Metal-Szene eine gehörige Dosis frischen Windes zu verpassen.“

Entsprechende Einflüsse für das effiziente Umsetzen solcherlei Vorhabens findet [Nexion] zur Genüge, wie er mitteilt. „Ich persönlich höre mir unterschiedlichste Sounds an, von Rock bis hin zu hartem Industrial. Eben einfach alles, was mich in Bewegung bringt und mir den gewünschten Kick gibt. Das geht von A Perfect Circle´s `Mer De Noms`, Chris Cornell´s `Euphoria Morning`, Adema´s `Unstable` über Morbid Angel´s `Domination` und Dimmu Borgir´s `Death Cult Armageddon` bis hin zu Radiohead´s `Hail To The Thief` und Alice In Chains´ `Facelift`.“

Von Anfang an wollten sich Re:aktor somit keinerlei limitierenden Konzeption beugen, wie sich anschließend eröffnet. Der Griffbrettschrubber hierzu:

„Dies soll uns die Möglichkeit offen halten, differierenden Aspekten musikalischer wie lyrischer Natur nach allen Seiten adäquat Rechnung zu tragen. Trotzdem ergab es sich am Ende des Songwriting-Prozesses, dass einzelne Stücke auf `Zero Order` irgendwie eine Verbindung zueinander aufwiesen.“

So erhielt das aktuelle Album laut [Nexion] schlussendlich doch eine gewisse konzeptionelle Verknüpfung zwischen den einzelnen Tracks, welche sich jedoch wie von selbst aufgebaut hat. Dieser sieht seine Band Re:aktor auf konstant grenzüberschreitendem Kurs zwischen Industrial Metal, modernem Rock und vielen elektronischen Einflüssen. Und er ist der Überzeugung:

„Wir gehören zum kleinen erlesenen Kreis von neuen Bands aus Europa, welche derzeit ihre Karriere starten und deren Beweggründe in erster Linie darin liegen, die Grenzen der hier überwiegend vorherrschenden Monotonie der Genres zu durchbrechen.“

Wie der Gitarrist mir anschließend noch preisgibt, hat die Namensgebung der neuen Scheibe, „Zero Order“, volle Berechtigung. „Die primäre Assoziation des Titels bezieht sich auf eine bestimmte chemische Reaktion, welche in ihrer Erscheinung vom Gehalt der Konzentration des Mediums abhängt. Wir benutzten dies im übertragenen Sinne. Als Metapher, welche die Stärke unseres Albums versinnbildlichen soll, ein zeitunabhängiges Eigenleben zu führen. Unabhängig davon, wie wir als Musiker darauf einwirken. In zweiter Instanz kann der Albumtitel auch für eine inhärent nihilistische und philosophische Annäherung an die heutige digitalisierte Welt gesehen werden, in welcher sich der Hörer befindet.“

© Markus Eck, 04.10.2003

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