Interview: | ORDEN OGAN |
Titel: | Voll auf die Bühne ausgerichtet |
„Orden Ogan war, ist und wird immer in erster Linie Selbstverwirklichung sein“, proklamiert Sänger und Gitarrist Sebastian „Seeb“ Levermann zum aktuellen Album „Ravenhead“.
Somit muss sich der Frontmann mitsamt Band massiv weiterentwickelt haben. Denn die neuen Songs offenbaren das bislang Beste, was man von der 1996 gegründeten Power Metal-Truppe bislang zu hören bekam.
Im Oktober 2012 brachten die anhaltend hungrigen Nordrhein-Westfalen ihren vierten Langspielrelease „To The End“ auf den Markt, welchem bereits hervorragende Kritiken beschieden waren. Mehr als zwei Jahre vergingen also bis zur „Neuen“.
Fokus: Kreative Eigenständigkeit
„Wir machen Musik, und die gestalten wir genau so, wie wir es nun einmal tun, weil es das ist, was wir lieben und machen möchten. Schnell mal ein paar Songs zusammenkloppen, so etwas könnte ich gar nicht. Da steht mir der eigene Anspruch im Weg. So richtig intensiv in die Songausarbeitung der neuen Kompositionen ging es für uns ab Januar 2014. Im Juni und Juli haben wir aber dann erst mit den Drum-Aufnahmen begonnen. In den letzten Jahren waren wir mit Orden Ogan viel unterwegs. Die Festivals sind größer und die Band ist auch international viel etablierter geworden. Da wächst gleichzeitig von allen Seiten der Druck: Deadlines, Erwartungen etc. Aber das muss man ausblenden. Im Mittelpunkt steht bei Orden Ogan die Musik an sich und das wird sie immer tun. Wenn der Tag kommt, an dem es keinen Spaß mehr macht oder die Ideen nicht mehr fließen, löse ich lieber die Band auf als ein halbgares Album zu veröffentlichen“, dessen ist sich Seeb sicher.
Flüssig funktionierende Einheit
„Ravenhead“ wurde wie auch schon die Vorgängeralben von ihm in seinem Greenman Studio produziert und gemischt, wie er weiter berichtet.
„Ich bin sehr glücklich darüber, dass sich die viele Arbeit und Erfahrung auszahlt und sich die Produktion, also der Sound selbst, im Vergleich zu den Vorgängeralben nochmals verbessert hat. ,Ravenhead‘ klingt genau so, wie wir es uns vorgestellt haben. Wir haben beim Songwriting mit den Refrains angefangen, was für uns eine völlig neue Herangehensweise ist. Früher haben wir oft den Hetfield-Ansatz verfolgt: Songs also mit einem Riff begonnen und geguckt, wo es uns hinträgt. Außerdem sind wir nach dem Ausstieg von Keyboarder Nils, Bassist Lars und Drummer Ghnu nach dem 2010er ,Easton Hope‘, der bewirkt hat, dass ich ,To The End‘ fast im Alleingang schreiben musste, mit der neuen Besetzung als Band durch viele Shows stark zusammengewachsen. Schlagzeuger Dirk und Bassist Niels haben sich prima involviert. Wir haben an ,Ravenhead‘ also auch wieder als richtige Band gearbeitet, was man dem Album auch anhört.“
Vermehrtes Vorwärtskommen
Die neuen Stücke sind außerordentlich virtuos ausgerichtet, was laut Aussage von Seeb nicht von ungefähr kommt. „Seit 2012 hat Orden Ogan einen starken Aufwind verspürt. Diese Aufbruchsstimmung hat sich sicherlich im Songwriting niedergeschlagen. Wenn man viel live spielt, dann bekommt man irgendwann auch beim Songwriting schon einen guten Eindruck davon welche Parts live besonders gut funktionieren und schreibt Songs auch automatisch in diese Richtung. Auf ,Ravenhead‘ gibt es, von der Filmmusik-Ballade ,Too Soon‘ mal abgesehen, eigentlich nur Songs, die wir wirklich gern live präsentieren wollen.“
Alleingang mit Verstärkung
Wie immer lag der Löwenanteil des Kompositionsprozesses für „Ravenhead“ zwar mal wieder bei Seeb, wie er eröffnet.
Aber auch von Drummer Dirk sind viele Ideen mit ins Songwriting eingeflossen, wie zu erfahren ist.
„Mit ,Sorrow Is Your Tale‘ ist auch noch ein Song vertreten, der größtenteils von unserem Bassist Niels geschrieben worden ist. Und ,In Grief And Chains‘ ist komplett von unserem Ex-Keyboarder Nils Weise geschrieben worden. Gitarrist Tobi hat sich diesmal verstärkt auf Soli konzentriert, die durch die Bank phänomenal geworden sind.“
Mit persönlicher Note
Wir gehen anschließend über zum Thema Einflüsse und Inspirationen. Was hat die Urheber von „Ravenhead“ hauptsächlich angetrieben beim Erarbeiten des Materials für die neue Scheibe?
„Der Drang zur Selbstverwirklichung und Musik zu schaffen, die einzigartig und natürlich ganz persönlich ist. Es macht, trotz des ganzen Stresses und der vielen durchgemachten Nächte, auch einfach tierisch Spaß!“
Ausgebaute Besonderheiten
Worin sieht der Sänger und Gitarrist daneben selbst die allergrößte Stärken der neuen Kompositionen?
„In Gesprächen mit Fans ist immer wieder deutlich geworden, dass die Orden Ogan-Refrains, sowie die harten Riffs, die im Power Metal-Genre ja ansonsten selten zu finden sind, die Stärken und auch Trademarks der Band sind. Das hat sich vermutlich bei uns unterbewusst so eingebrannt, dass wir diese Elemente nochmals stärker betont haben. ,Ravenhead‘ kommt direkt, ohne Umwege auf den Punkt und wirkt trotz seiner 49 Minuten Spieldauer sehr kurzweilig.“
Düstere Geschichten
„Ravenhead“ ist der Name des Klosters, so Seeb abschließend, welches auf dem Backcover der neuen Orden Ogan-Veröffentlichung zu sehen ist.
„Der Name rührt von der erhöhten Lage des Klosters und den Rabenschwärmen am Himmel darüber her. Das ist im Übrigen auch der Platz, in dem der Orden Ogan - Ogan, altkeltisch für Furcht - residiert. Vor dem Kloster liegt ein See, den eine wunderschöne Frau mit rabenschwarzem Haar der Legende nach mit ihren Tränen gefüllt hat und sich anschließend darin ertränkte. Jetzt lockt sie ahnungslose Opfer auf den Grund des Sees. ,Ravenhead‘ verfolgt ein loses Konzept von kleinen düsteren Stories, die am gleichen Ort zusammenlaufen. Allerdings haben viele Songs noch eine zweite Bedeutungsebene. ,F.E.V.E.R‘ beispielsweise handelt auf der zweiten Ebene von der einen Freundin, die man mal hatte und die viele sicherlich nur zu gut kennen, die einfach schlecht für einen ist.“
© Markus Eck, 02.01.2015
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