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Interview: NOTHGARD
Titel: Faible für Individualität

Kaum hat man derzeit ihren Bandnamen aktuell das erste Mal zur Kenntnis genommen, da lassen diese Düsterlinge aus dem Bayerischen Wald auch schon ihr schmissiges Debütalbum „Warhorns Of Midgard“ ins Szenegeschehen krachen!

Und der Mix aus imposantem Viking Metal und kraftvollem Pagan Metal mitsamt tollen melodischen Ingredienzien offenbart großes Potenzial.

Spieltechnisch bereits auf beachtlich hohem Niveau, zockt der 2008 gegründete Heidentrupp sein martialisches Liedgut zudem mit einer musikalischen Reife, welche für solcherlei Jungspunde sehr selten ist. Wonnig umgesetzte skandinavische Einflüsse tun ein Übriges. Ich kralle mir daher doch gleich mal Dominik Kreilinger, den Sänger und Gitarristen der aufgeweckten Horde.

„Nothgard ist die von uns abgewandelte Form eines Zweihandschwertkampfstils, die so genannte Nothgarde. Hauptsächlich eine Art Konterangriff. Wir hießen als Band zuvor Nordavind und da dieser Bandname schon öfters vorhanden war, suchten wir uns natürlich einen neuen. Dazu dachten wir viel darüber nach, was zu unserer Musik am besten passen könnte und kamen dann schließlich auf Nothgard. Ein sehr guter Name für uns, weil unsere Musik meiner Meinung nach vom technischen Aspekt her eben auch ein Konter zum allgemein verbreiteten Pagan- und Viking Metal ist“, lässt der Kerl verlauten.

Der Griffbrett-Flitzefinger legt sogleich informierend nach:

„‚Warhorns Of Midgard’ ist auf spielerischem Sektor ziemlich technisch angelegt, wobei wir besonderes Augenmerk auf die Gitarrenarbeit legten. Untermalt von orchestralen Klängen und Folk-Elementen ist das Album letztendlich doch relativ heavy geworden, was durchaus beabsichtigt ist um uns von anderen abzuheben.“

In der Tat, die Stücke sind für eine relativ junge Band wie diese Bajuwaren bereits sehr technisch versiert auch durchdacht ausgerichtet. Wie kommt das?

„Als Hauptsongwriter widmete ich so ziemlich meine komplette Freizeit dem Gitarrenspiel und dem Songwriting. Es macht mir unheimlich viel Spaß, was natürlich auch dazu geführt hat, dass ich viele Stunden täglich damit verbracht habe zu üben. Das trifft auch auf alle anderen Mitglieder von Nothgard zu.“

Wie der Frontmann im Weiteren zu erzählen weiß, hatte das Quintett seine künstlerischen Ziele für das aktuelle Werk ohnehin relativ hoch angesiedelt. „Wir hoffen natürlich, dass unsere Hörer das auch so sehen. Unser Ziel ist es, einfach gute Musik zu machen und dabei stets unser Bestes zu geben. So bin ich mit der Gesamtarbeit eigentlich sehr zufrieden. Natürlich ist es so, dass wenn man sich nun selber alles etliche Male durchhört, dann könnte man immer was besser machen. Aber ob das letztendlich sinnvoll ist, sei mal dahingestellt.“

Dominik offenbart sich nachfolgend als Hauptsongwriter der Rotte:

„Meine Einflüsse hierbei waren durchwachsen. Skandinavische Bands wie Norther und Children Of Bodom, aber auch Korpiklaani, spielten eine Rolle. Auch klassische Einflüsse sind vorhanden. Zudem spielte ich einige Zeit bei einer Death Metal-Band mit US-Einfluss, was bei einigen Nothgard-Stücken schon leicht zu hören ist.“

Der Kompositionsprozess zum aktuellen Debütalbum verlief laut Aussage des Gitarristen und Sängers im Großen und Ganzen relativ entspannt. Er erläutert:

„Ich stelle hauptsächlich immer den Grobaufbau zusammen. Dann setzen wir uns zusammen und durchdenken gemeinsam alles, und jeder darf seinen Senf und gute Ideen hinzu geben. Für dieses aktuelle Album hatten wir ja reichlich Zeit. ‚Warhorns Of Midgard’ enthält Songs, die ich bereits alleine vor zwei bis drei Jahren fertig gestellt hatte, bis hin zu Kompositionen, welche erst eine Woche vor den Aufnahmen ihren Ursprung fanden. Somit kam die unterschiedliche Herangehensweise ganz von alleine, weil sich die persönlichen Vorlieben ändern, was auch gut ist.“

Klangstark produziert wurde die neue Scheibe beim Reglerprofi Andy Classen in dessen renommierten Stage One Studio, und wie Dominik dazu verlauten lässt, wollten Nothgard gleich von Beginn an ein optimal produziertes Album haben. Er resümiert:

„Es sollte druckvoll und klar sein. Gerade bei Newcomer-Bands ist ja dies oft nicht der Fall. Weil eben das nötige Geld fehlt. Deshalb hatten wir alles bei Freunden in Homestudios aufgenommen. Classen re-ampte dann alles und machte sich ans Mischen und Mastern. Somit sparten wir uns teure Studio-Zeit, was uns den Weg zu Andy ermöglichte.“

Das Genre ist doch ziemlich überfüllt mittlerweile. Worin beziehungsweise in welcher Position sieht mein Gesprächspartner Nothgard inmitten des Ganzen?

„Ja stimmt, das Genre ist überfüllt. Doch ich hoffe, wir können uns eben gerade aufgrund des technischen Bezuges und der reichhaltigen Abwechslung einen eigenen Weg bahnen.“

Und wie sehr beschäftigt sich jemand wie Dominik persönlich mit heidnischer Historie?

„Anfangs eigentlich sehr, vor allem in Zeiten in denen nichts zu tun war. Ich war ja bis Juli 2010 noch Schüler und da hat man in den Ferien natürlich reichlich Zeit beispielsweise die Edda oder ähnliche Lektüren zu lesen. Im Moment fehlt mir etwas die Zeit, da ich seit letztem Sommer noch bei Wolfchant in die Saiten schlagen darf.“

Wir sprechen im Zuge dessen anschließend auch noch ein wenig über die moralische Verlotterung der heutigen Gesellschaft. Dominik: „Ich bin dabei der Meinung, dass in der heutigen Zeit einfach fast alle Menschen nur noch auf sich bezogene Egoisten sind. Die schnelllebige Zeit lässt vielen zwar ohnehin keine andere Wahl, doch finde ich, sollte von den Leuten wieder mehr auf ihr Inneres gehört werden. Sie sollten nicht nur unmündig einen Teil der Gesellschaft darstellen. Alte Werte wie Treue gegenüber sich selbst, seinen Mitmenschen geraten zunehmen in Vergessenheit. Allgemein werden alte Tugenden leider mehr oder minder ausgelöscht und durch neumodernes Konsumdenken und Egoismus ersetzt.“

Doch es gibt einen Lichtblick: „Wir im Bayerischen Wald hier sind ja regelrecht von der Natur umgeben. Was echt toll ist, denn nicht nur Abende an Seen oder Lichtungen im Lagerfeuerschein sind im Sommer echt ein Highlight. Zudem befindet sich nur einen Kilometer von meinem Zuhause eine alte Burg, auf der regelmäßig Events veranstaltet werden.“

Eltern und Freunde stehen zum Glück auch voll hinter dem, was Dominik mit der Band so alles treibt:

„Anfangs ist es natürlich immer schwierig seine Eltern von der Notwendigkeit der Musik zu überzeugen, aber mittlerweile ist mir das trotzdem gelungen. Mein Enthusiasmus wirkt wohl ansteckend. Wie schon erwähnt lege ich großen Wert auf einige Tugenden, wie Treue zu sich selbst und Freunden gegenüber, Ehrlichkeit und Mündigkeit. Damit meine ich selbst mal sein Gehirn zu benutzen und wenn es sein muss voll und ganz hinter seiner eigenen Philosophie zu stehen. Dennoch ist für mich als Lead-Gitarrist das Gitarrenspiel bei Nothgard wichtiger als der Gesang.“

Wir gehen über zu wichtigen Einflüssen und Inspirationen, welche die Lyriken der neuen Kompositionen auf „Warhorns Of Midgard“ durchziehen. Der Klampfer berichtet: „J.R.R Tolkien’s ‚Lord Of The Rings’, diverse Filme, aber hauptsächlich selbst erlesenes Wissen über mythologische Hintergründe. Auch sind einige Lyrics fiktiv und metaphorisch geschrieben, wodurch sich eine Parallele zur heutigen Zeit erkennen lässt.“

Live-Auftritte 2011 auf Bühnen vor Publikum sind in Planung, so der spielfreudige Recke: „Gleich am 15. April geht es für uns los mit der Black Trolls Over Europe 2 Tour. Zusammen mit Heljareyga, der neuen Band von Heri Joensen, Skyforger, Wolfchant als Special-Guest und einigen Weiteren. Zudem werden wir auf den WMDs 2011 auftreten und am Metal Invasion Festival 2011. Weitere Gigs sind noch in Planung. Im Moment setzen wir alles daran, das Beste heraus zu holen. Wir sind allesamt Perfektionisten, und meiner Meinung nach muss ein Live-Auftritt mit der Musik auf der CD zu vergleichen sein. Natürlich wird das schwierig. Aber wir geben wie gesagt unser Bestes. Ich hoffe mit ‚Warhorns Of Midgard’ können wir vielen Menschen unsere Musik näher bringen. Klar erhoffe ich mir derzeit einen großen Durchbruch, aber wer macht das nicht?“

© Markus Eck, 23.02.2011

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