Interview: | MYRKUR |
Titel: | Das Innerste nach außen gebracht |
Mit ihrem vierten Album „Spine“ wagt sich Amalie Bruun als Myrkur einmal mehr auf überraschendes Terrain. War die dänische Komponistin, Multiinstrumentalistin und Sängerin zuvor noch im Schwarzmetallbereich zugange, konnte sie viele Düsterseelen jedoch auch mit entrückend schöner, nordischer Folklore wonnig beglücken. Mittlerweile Mutter geworden, dabei auch in der damaligen Covid-Isolation gefangen, hatte die Rätselhafte viel Zeit, um neue Stilistiken für sich zu entdecken - wovon nun „Spine“ kündet, eines der eklektischsten Klangpostulate der letzten Jahre überhaupt.
Im isländischen Sundlaugin-Studio von Sigur Rós ausgearbeitet und aufgenommen, entstand zusammen mit dem Produzenten Randall Dunn ein zauberisches Werk, dessen charismatischer Charme nicht von dieser Welt zu sein scheint.
„Ja, so fühlte es sich an dort für mich. Oft schien für mich alles surreal zu sein - perfekt, denn so geht mir meine Musik einfach am besten von der Hand. Es war eine sagenhafte Zeit im Studio, ich entdeckte so einige neue Facetten in mir, noch mehr als beim Komponieren selbst“, sagt Myrkur.
„Spine“ war für die Künstlerin die beste Möglichkeit, ihrem Tief zu entkommen, in welches sie nach der Geburt ihres Kindes fiel. Sie erinnert sich:
„Als Covid kam, kam das Beängstigende. Ich dachte in der Zeit so unendlich viel nach, was nun noch alles Schlimmes auf die Menschheit zukommen würde - und vor allem, und das war das Signifikanteste: Was würde mein Kind erwarten? Sicherlich nicht allzuviel Gutes, das schien mir festzustehen. Ich fühlte mich nachfolgend regelrecht von einer dunklen, bösen Macht eingenommen, die mir jede Freude zu rauben schien. Doch das war das Fatalste, was einer Mutter passieren kann, die frisch entbunden hat. Covid legte im Weiteren viel von der menschlichen Natur frei, leider viel Negatives. Ich sah für mich dahingehend nur eine reelle Chance: Ich musste all das, was in mir arbeitete und pulsierte, in neuen Liedern verarbeiten - so entstanden Lieder, die ich selbst nicht für möglich gehalten hatte.“
Wie die Musikerin weiter resümierend Einblick gewährt, wollte sie dabei vor allem den Kontrast zwischen der urtiefsten menschlichen Verbindung von Mutter und Kind in ihr Liedgut bringen.
„Ich konnte zu der Zeit beobachten, wie all die Medien die Menschen in immer mehr Angst und Unsicherheit gerieten ließen. Da schienen sich viel zu viele, wichtige Verbindungspunkte in den Gesellschaften aufzulösen, plötzlich kam es mir vor, als würde bald jeder gegen jeden und jede gegen jede ‚kämpfen’, einer massiv unheilvollen Spaltung gleich. Smartphone- und News-süchtig wurden so viele, was man in gewisser Weise auch nachvollziehen kann, denn es war oft schier nicht auszuhalten. Das Menschliche, das Miteinander, es kam mir so vor, als würde es sinnbildlich erodieren, auch aus meiner eigenen, individuellen Welt wurde eine sich immer mehr entfremdende.“
Als sie dann auch noch lesen musste, wie das Thema KI plötzlich immer größer wurde, packte die ausgesprochene Naturliebhaberin und Traditionsfreundin eine blanke, nackte Angst, was binnen Wochen zur existenziellen Krise für sie wurde, bekennt Myrkur völlig unumwunden.
Mittlerweile ist diese Krise überwunden, woran die Kompositionen von „Spine“ maßgeblichen Einfluss haben, so sagt sie.
„‚Künstliche Intelligenz, das wird der Menschheit den Todesstoß geben’, mutmaßte ich oft. Und meine Tochter da dann mitten drin? Furchtbar! Aber - was sollte ich denn tun? Ich sinnierte und sinnierte, um zu erkennen, dass ich eben nichts tun kann. Danach begab ich mich, beinahe trunken vor Kreativität, an die Arbeit für die neuen Lieder.“
Der vielfach faszinierende Stil auf „Spine“ setzt sich aus auffallend besinnenden, teils schon kontemplativen Mustern zusammen, was sicherlich dem Umstand zu verdanken ist, dass das Material in höchst nachdenklichen Tagen entstand.
„Letztlich ist alles düster hoch zehn, auch wenn das nicht immer vordergründig durchscheinen möchte. Ich habe primär so einiges an verspielter, fokussiert atmosphärischer und betont sanft inszenierter Folklore in dem Album, doch neu dabei sind auch auch elektronische Nuancen, die sogar von üppigen bis gar opulent angelegten Synth-Pop-Querverweisen konturiert werden. Letztere sollten gezielt sensibel und einfühlsam integriert werden und vor allem auch auf das Gemüt wirken.“
Auffallend markant wurden auch all die zutiefst berührenden Gesangpassagen mitsamt ihren beindruckend multiplen Arrangements herausgearbeitet.
„Insgesamt ist ‚Spine‘ ein ‚Spiegel‘ der Zeit, in welcher alles dafür entstand und ich bin im Nachhinein doppelt froh darüber: Erstens hat mir die erschaffene Musik viel Leid von der Seele nehmen können und zweitens habe ich etwas damit erschaffen, das mich und meine Kunst von nie erwarteten Seiten aufzeigen kann.“
© Markus Eck, 02.10.2023
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