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Interview: LOST DREAMS
Titel: Süchtig nach knallhartem Metal

Melodic Death Metal-Truppen gibt es ja mittlerweile wirklich wie den berühmten Sand am viel zitierten Meer, doch scheint die wahre Liebe zu dieser Stilistik in nicht mehr vielen Seelen zu lodern. Dieses mitreißend dynamisch zockende Quintett aus Tirol hingegen kann mit seiner ureigenen musikalischen Art positiv überzeugen.

Derart eigenständig abwechslungsreich und vollmelodisch beherzt gehen wohl nur noch wenige Bands vor. Achtung, anschnallen: Denn ihr neuester dunkler Album-Orkan „End Of Time“ stürmt mit Windstärke Zwölf!

Gitarrist Andreas Maierhofer suchte mit mir zusammen Schutz vor solch´ mächtigem Tosen. Derart in Deckung, unterhalten wir uns bei der Gelegenheit auch gleich mal über die neue Lost Dreams-Scheibe.

Der wirsche Notenvergewaltiger-Trupp stammt aus dem Wipptal, einem Seitental des Inntals, circa 25 Kilometer von Innsbruck entfernt.

„Ursprünglich waren alles Wipptaler in der Band, was sich die Jahre aber komplett änderte. Zurzeit ist nur noch einer von uns dort zu Hause. Die Tiroler Metal-Szene hat einige, vor allem eher jüngere Bands zu bieten, welche wirklich enorm viel Potential haben, beispielsweise Zero Four, Seven Deadly Sins oder auch Avenging Angels. Leider ist es recht schwierig außerhalb unserer Landesgrenzen mit einer Metal-Band Fuß zu fassen. Dieses Problem besteht aber generell in Österreich. Die Szene hier bei uns ist ohnehin nicht gerade groß und besteht zu dreiviertel aus selbst Musikern“, steigt Andreas in den Dialog ein.

2003 haben sie ihr erstes Album „Where Gods Creation Ends“ herausgebracht. Der Saitenmann legt dazu gerne nach: „Zwei Jahre später folgte der nächste Langspieler `Tormented Souls` nach. Unsere Musik kann man als Melodic Death Metal mit verschiedensten Einflüssen aus Dark-, Black-, Thrash- und Doom Metal bezeichnen. Gegründet wurde Lost Dreams eine Weile vor unserem ersten Album von unserem zweiten Gitarristen Herbert Sopracolle und mir. Ich denke, das wir alle so circa im Alter zwischen 14 bis 16 Jahren zum Metal gekommen sind, mit Bands wie beispielsweise Metallica, Sepultura, Pantera, Slayer und Helloween. Dann hat sich das Ganze wie so oft entsprechend weiterentwickelt. Die Gruppen, die wir nachfolgend allesamt hörten, wurden dabei immer schneller und härter [lacht]. Wir sind halt mittlerweile eben nicht mehr 18. Aber im Prinzip fühlen wir uns im Metal schon nach wie vor sehr zuhause.“

Nachfolgend geht es uns beiden einerseits ums Proben, aber auch um die obligatorischen Poster, welche sich die Tiroler so an die Wände ihres miefigen Übungsraumes gehängt haben.

Andreas gibt hierzu herzlich lachend zu Protokoll: „Geprobt wird bei uns normalerweise zweimal die Woche. Das ist manchmal gar nicht so einfach, da einige von uns von recht weit her – teils bis zu 200 Kilometer Entfernung – kommen. Der Proberaum von uns ist nach wie vor hier im Wipptal. Wir haben eigentlich schon bald keinen Platz mehr hier für weitere Poster auf unseren Wänden. Die meisten Poster sind Konzertplakate unserer eigenen Konzerte mit Lost Dreams, beispielsweise mit Morbid Angel oder auch Sepultura. Neben einem Dream Theater-Poster hängen da aber auch noch Poster von den Ursprung Buam, von Hansi Hinterseer, vom Alpentrio Tirol, von Brunner und Brunner sowie dem Zillertaler Volksmusik-Quartett Die Hegl. Man sieht also, wir haben schon eine eigenartige Art, Motivation fürs Proben zu erlangen“, bricht es laut scherzend aus dem pfiffigen Sechssaiten-Künstler heraus.

Die spiel- und trinkfreudige Melodic Death Metal-Band hat sich ganz dem berühmten Zipfer Bier aus der Heimat verschrieben, so der Gitarrist in aller Ehrlichkeit.

„Davon können wir einfach nicht genug bekommen. Ebenso wie vom Metal, und das geht bei uns schon gleich morgens los: Raus aus dem Bett, Death Metal aus der Stereoanlage rattern lassen, Kleiderschrank auf, eins von hunderten Band-Shirts anziehen und der Tag kann beginnen. Ein Tag ohne Musik ist kaum vorzustellen für uns“, grinst er mich bei dieser Aussage verschmitzt an, um anzuknüpfen:

„Insgesamt sind wir uns also schon ziemlich einig in der Band. Wir hatten zwar in der Vergangenheit schon einige Line-Up-Wechsel, aber welche Band hat die nicht? Welche aus den verschiedensten Gründen gemacht worden sind. Ich möchte dazu hier auch gar nicht mehr darüber sagen, weil es erstens ohnehin nichts bringt, zweitens keinen interessiert und wir drittens zur Zeit ein wirklich gutes Line-Up am Laufen haben, bei dem wir hoffen, das es noch lange so bestehen bleibt.“

Zu Beginn von Lost Dreams war der Sound der Jungs noch eher rau und Black Metal-lastig, was ihr damaliger Demonstrationstonträger beweist. Der Gitarrist hierzu:

„Wir schlitterten jedoch mehr und mehr zum Death Metal ab, welcher bei uns schon immer sehr melodisch zu sein hatte. Dies hing natürlich mit unserem wechselnden Musikgeschmack zusammen, welcher sich ebenfalls eher weg vom Black Metal entwickelte. Die musikalischen Interessen an sich sind innerhalb unserer Gruppe doch recht verschieden: Das Spektrum reicht dabei von Brutal Death Metal bis hin zu Metalcore, Thrash- und Gothic Metal. Wir finden, dass sich dies auch auf unsere neuen Songs nachhaltig ausgewirkt hat.“

Ergeben hat sich die aktuelle Label-Kooperation von Lost Dreams mit Jens und Martin von Reartone Records über die Jungs vom Twilight Vertrieb, so Andreas: „Die Zusammenarbeit mit Jens funktioniert wirklich super. Reartone ist zwar ein noch relativ junges Label, arbeitet aber absolut professionell und engagiert.“

Viele Ideen beim Songwriting entstehen der Band immer wieder beim Jammen, wie in Erfahrung zu bringen ist.

„Dabei bauen wir sozusagen das Basisgerüst der Songs. Die nehmen wir dann auf und fangen an, rundum den kompletten Song aufzubauen. Da wird dann stets schon einiges an Zeit und Herzblut investiert, bis wir mit dem Ergebnis zufrieden sind. Das Songwriting an sich verteilt sich dabei circa 50:50 auf Herbert und mich.“

Einflüsse und Inspirationen, die für das neue Album von Relevanz waren, kann man laut Aussage von Andreas nicht einfach auf das Aufzählen von ein paar Bands reduzieren.

„Natürlich haben schwedische Größen immer wieder ihren Einfluss auf unsere Songs. Wir haben innerhalb der Band ohnehin ziemlich verschiedene Geschmäcker was Metal angeht. Deshalb finden wir, dass `End Of Time` eine Menge Stilrichtungen vereint. So sind nicht nur Melodic Death Metal-Elemente darauf zu hören, sondern auch Black-, Dark-, Gothic- und vielleicht sogar ein wenig Power Metal. Genau daraufhin gearbeitet wurde jedoch auf so ein Ergebnis nicht. Es hat sich eben so ergeben – und wir finden das Ergebnis echt toll.“

Die reine Aufnahmezeit ohne Songwriting und Vorproduktion für das aktuelle Album „End Of Time“ belief sich laut Andreas circa drei Wochen. „Aufnehmen ist sowieso immer eine tolle Sache, die uns viel Spaß macht. Anschließend sind wir für ungefähr zwei Wochen nach Schweden gefahren um die aktuelle CD fertig zu stellen. Den Mix übernahm Fredrik Nordstöm im Studio Fredmann in Göteborg und gemastert wurde von Peter in the Betou im Tailormaid Mastering Studio Stockholm.“

Und mit dem Endresultat sind die Beteiligten sehr zufrieden.

„Es ist wieder eine deutliche Weiterentwicklung zum Vorgängeralbum `Tormented Souls` zu erkennen. Ich denke, wir haben uns beim Songwriting, der Spielgenauigkeit und der Produktion sowie der Klangqualität mit der neuen CD stark verbessert. Natürlich findet man immer wieder Stellen, wo man sich denkt, da hätte man etwas Anderes oder Besseres machen können. Im Großen und Ganzen aber denke ich doch, dass wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein können.“

Für die Texte von Lost Dreams ist Sänger Wibs zuständig, der überwiegend blasphemische und provozierende Lyriken schreibt. Andreas darüber:

„Aber wie zum Beispiel bei `I Curse You` wiederum handelt der Text um einen Menschen, welcher Wibs mal übel mitgespielt hat. Die Texte für die Lieder kommen also aus dem Alltag und unserer Fantasie. Alles aus dem Kopf unseres Sängers eben, welcher sich stets sehr intensiv und ausführlich mit seinen Texten beschäftigt.“

Lost Dreams werden 2008 einige Live-Konzerte und Festivals spielen. „Unter anderem das Summer Nights Festival auf Burg Frauenstein mit Obituary, Mayhem etc. Der Schwerpunkt wird auf Deutschland und Österreich liegen. Für Herbst ist eine 14-tägige Tour in Planung, und dabei könnte sogar Deutschland unsicher gemacht werden. Genauere Details und Termine findet ihr auf unserer Myspace-Site www.myspace.com/bandlostdreams und unserer Website www.lost-dreams.com - wir freuen uns auf Besucher. Wir wollen das aktuelle Album so gut wie möglich promoten, um unsere Band bekannter zu machen. Im Weiteren werden wir in der zweiten Jahreshälfte mit dem Schreiben neuer Songs beginnen.“

© Markus Eck, 27.02.2008

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