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Interview: LORDI
Titel: Diabolisch triebhaft

Dämonisch-schlüpfrig geben sich die Finnen um Obermonster und Gruselprediger Mr. Lordi auf ihrem neuen Album „Sexorcism“.

Das für die Formation typische Wortspiel im Titel überdacht den Inhalt auf ganzer Breite. Erneut wissen die einstigen Gewinner des Eurovision Song Contests 2006 mit ihrer eingängig-schwungvollen Mixtur aus Hard Rock und melodischem Schwermetall für ein ereignisreiches Hörerlebnis zu sorgen.

Visionär, einfallsreich und originell wie eh und je, führt das noch immer sagenhaft kostümierte Horrorquintett die Fans direkt in eine einzigartige Fantasiewelt. Wie Bassist Mr. Ox, seit 2005 bei dem stachelig bewehrten Haufen dabei, mit rauen Worten zu berichten weiß, wurde „Sexorcism“ genau so, wie er es im Sinn hatte.

„Songs und Klangbild treten mächtig in den Arsch! Daneben mag ich das okkult-humorige Grundthema der Scheibe ebenso sehr. Ich nenne es ‚Monster Sex Metal‘“, formuliert es der Kerl mit einem kernigem Lachen.

Seiner Meinung nach ist der neue Langdreher des Fünfers die perfekte Symbiose aus dem alten und neuen Lordi-Sound.

„Musikalisch machen wir ja ohnehin keine Kompromisse, dafür sind wir seit Jahren bestens bekannt - wir entwickeln uns lediglich maßvoll, angemessen und eben überlegt weiter. ‚Sexorcism‘ rockt verdammt cool ab, und darin haben wir auch sakrale Atmosphären verbaut, was das Ganze trotz eher verdorbener, lyrischer Themen letztlich doch äußerst gefühlvoll wirken lässt. Das neue Material hört sich einfach dermaßen ‚echt‘ und real an, dass es unweigerlich unter die Haut geht!“

Inhaltlich drehen sich die Kompositionen auf dem neunten Album um allerlei archaisch-barbarische Eigenheiten, verkündet der dabei äußerst dreckig grinsende Viersaitenschrubber. „Dominiert werden die Nummern von sexueller Ursprünglichkeit und schonungsloser Sehnsucht, wie sie wohl einzig die Höhlenmenschen noch hatten!“

Als auch aktuell prägende Einflüsse werden nur zu gerne und mit großer Begeisterung im Tonfall sehr bekannte Namen genannt. „Kiss, Alice Cooper, Rob Zombie etc. - das hat sich bei uns überhaupt nicht geändert. Warum auch? Das sind verdammt starke Inspirationsquellen, die sich über viele Jahre bewundernswert treu geblieben sind und was die Fans mit ebensolcher Treue erfolgreich würdigen. Wir fühlen daher eine enge Verbundenheit auf breiter Ebene mit solchen unerschrockenen Künstlern.“

Geschrieben wurden die Tracks wie üblich von Mr. Lordi im kreativen Alleingang. Das Songwriting für „Sexorcism“ ging erneut ziemlich schnell von der Hand, freut sich der mit gigantischen Paarhufer-Plateauschuhen Ausgestattete.

„Obwohl wir eigentlich immer meinen, viel zu wenig Zeit zu haben am Ende einer kreativen Periode vor einem neuen Release. Warum das so ist, weiß der Geier. Es kam uns beinahe so vor, als wären es nur ein bis zwei Rehearsals gewesen und dann ging es auch schon ab ins Studio für mich und unseren Drummer Mr. Mana. Es wurde auch diesmal ab dem Punkt ganz schön hektisch für uns beide, weil wir uns lediglich die jeweilige Basis des neuen Materials draufgeschafft hatten. Aber natürlich lieben wir es genau so, und diese impulsive Arbeitsweise hat sich auch erneut bewährt. Während der nachfolgenden Aufnahmen entwickelten die anderen von uns die Stücke dann nochmals mit vielen Feinheiten um einiges nach vorne. Ja, so entsteht er, der ganz spezielle, erfrischende Lordi-Sound!“

Über die zwischenmenschliche Chemie in der Bandbesetzung verliert der Mann mit den spitzen Teufelshörnern einzig lobende Worte.

„Perfekter geht es gar nicht. Beispielsweise möchte ich extra unsere Keyboarderin Hella hier erwähnen, die sogar zwei Monate mit uns auf Tour war, obwohl sie ein Kind im Bauch trug. Und ich habe nie gehört, dass sie sich auch nur einmal über etwas beschwert hätte! Es muss wohl mit zum Kniffligsten und Schwersten gehören, so denke ich, ein gutes Line-Up in einer tourenden Band zu bewahren. Ein einziger ‚fauler Apfel‘ kann alles vergiften! Natürlich gibt es auch bei einer Mannschaft wie uns hin und wieder Unebenheiten auf der langen Straße, aber die wurden bislang ganz gut gemeistert. In dem Sinne haben wir echt Glück.“

Mit ihrer köstlich-bizarren Staffage stechen die erfolgsverwöhnten Schockrocker auch heuer wieder weit heraus aus der Masse.

Wie Mr. Ox wissen lässt, werden die skurrilen Kostüme weiterhin vom vielseitig aktiven Bandboss Mr. Lordi entworfen und versiert angefertigt. „Auch darin ist er wirklich gut. Zum Glück haben wir auch unsere unbezahlbare Requisitendame namens Jessica Love am Start, die ihm mit viel Geschick und Enthusiasmus zur Hand geht.“

© Markus Eck, 10.05.2018

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