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Interview: LAKE OF TEARS
Titel: Realitätsnahe Abstraktionen

Der Titel ihres 1994er Debütalbums lautet „Greater Art“: Eine beinahe prophetische Titulierung, soviel steht heute, nach einigen wirklich großartigen musikalischen Werken, mit Sicherheit fest.

Anfänglich noch mit ungeschliffener Gothic Metal-Rauheit einhergehend, sollten sich die mit jedem Jahr verträumter werdenden Kompositionen dieser schwärmerischen Schweden im Laufe der Zeit hin zu atmosphärisch melodischen Songperlen entwickeln.

Nach der 2002er Auflösung kehrt das Trio jetzt überraschend zurück. Mitgebracht haben sie ein neues Düstertraumwerk namens „Black Brick Road“. Sänger und Gitarrist Daniel Brennare freut sich mit mir über die hohe musikalische Güte des neuen Albums von Lake Of Tears.

„Es ist wirklich sehr schön für mich, meine Band nun wieder zusammen zu haben und endlich wieder miteinander spielen zu können. Lake Of Tears ist eines der Dinge in meinem Dasein, die mich immer wieder aufs Neue fühlen lassen, das ich lebe. Wir haben gerade neu damit begonnen, die Freude wieder daran zu entdecken, was uns nahe steht und uns wirklich wichtig ist: Unsere Musik. Sowohl unser neues Album als auch unser neues Label fügen sich hervorragend in unsere Erwartungshaltung ein. So erwarten wir uns demnächst eine gute Zeit zusammen und mit unseren Fans, was dann hoffentlich zu weiteren guten Zeiten führen wird”, schwelgt der Schwede.

Auf die vor zwei Jahren vollzogene Beendigung von Lake Of Tears angesprochen, entgegnet er mit ruhigen Worten:

„Wir verabschiedeten uns mit vollem Bewusstsein, denn wir fühlten uns mental und physisch total ausgebrannt. Wenn man sich hundemüde fühlt, geht man eben schlafen, um sich zu erholen und neue Kräfte zu tanken, so ist das nun mal. Und wenn man während des Schlafens nicht stirbt, wacht man wieder auf und im besten Falle ist man glücklich darüber, wieder fit zu sein und von vorne beginnen zu können.”

Für Daniel mutet es ein wenig an wie ein Klischee, wie er zugibt, aber in Sachen Impressionen für das Zustandekommen der neuen Songs kann er mir wirklich nichts Außergewöhnliches nennen:

„Das Leben an sich, das reichte uns als Inspirationsquelle. Menschen, Emotionen, Bücher, Musik, Filme etc. Also alles, was unsere Sinne in irgendeiner Art und Weise einnahm, ganz egal, ob gut oder schlecht. Keine Ahnung, wie wir unsere Erlebnisse und Eindrücke geistig filtern, aber so wie auf `Black Brick Road` kommen die Interpretationen dann zu musikalischer Form. Sehr abstrakt, komplex und verdreht, aber auch so nah und wirklich.“

Wir gehen noch auf den aktuellen Albumtitel ein. Daniel wünscht sich: „Er kann für eine ganze Menge stehen, die Hörer von `Black Brick Road` sollen jedoch ruhig jeder für sich eine individuelle Bedeutung finden. Der Titel malt ein Gesamtbild, welches unsere neuen Stücke und das, was wir im Moment als Künstler machen, sehr gut repräsentiert. Gefühle sind meistens sehr schwer zu erklären. Und manchmal sind sie ohne Erklärungen am besten zu verstehen.“ Wer möchte ihm hier nicht zustimmen?

Was die Zukunftspläne der drei Tränenseemänner betrifft, sind die großen Visionen von gestern mittlerweile in viele Windrichtungen verflogen. „Mal sehen, was so alles auf uns zukommt. Ich denke, dass die Dinge, die uns damals anfangen ließen, Musik zu machen, noch immer in uns sind: Gewisse Träume, Hoffnungen usw. Jedoch haben wir mit der Zeit einiges an Naivität abgelegt, was das Älterwerden im Allgemeinen so mit sich bringt. Wir möchten wie gesagt wieder eine gute Zeit zusammen erleben, schöne Plätze sehen, Leute treffen, erinnerungswürdige Momente schaffen. Das ist es, worauf wir uns freuen. Es fühlt sich an, als hätten wir gerade erst damit begonnen.“

© Markus Eck, 11.07.2004

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