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Interview: LACUNA COIL
Titel: Markant gesetztes Zeichen

Mit ihrer vierten Live-Veröffentlichung haben die beliebten italienischen Alternative Schwergewichte ihren weltweit getreuen Fans eine optimale Krisenüberbrückung spendiert.

„Live From The Apocalypse“, aufgenommen im September 2020 in Mailand, der Heimat der Band, dokumentiert ein sehr spezielles Live-Stream-Event. Denn was Sängerin Cristina Scabbia und ihre Musiker im dortigen Alcatraz Club zum Besten gaben, könnte neuartiger und ungewöhnlicher nicht sein.

Performt wurde dabei - ohne jedes Publikum - das aktuelle, 2019er Album „Black Anima“. Cristina ruft sich mit bedächtigen Worten die Erinnerung ins Bewusstsein zurück: „Ich war anfangs noch ziemlich nervös, weil wir das noch nie gemacht hatten. Ich meine, unsere Konzerte leben ja hauptsächlich von der Energie des Auditoriums, von der Interaktion mit den Besuchern und von der Energie, die sie uns allen durch ihren Beifall und ihre Begeisterung geben! Auch habe ich den Club, in dem wir schon oft spielten, noch nie als so gut riechend empfunden, da wurde gründlicher denn je saubergemacht vor unserem Streaming-Auftritt. [lacht] Wir rannten auch mit den obligatorischen Atemschutzmasken hin und her etc. Das volle Corona-Programm also. Und genauso steril empfand ich diese Aktion noch im Vorfeld. Aber es ging eben nicht anders, wir arrangierten uns eben mit der neuen Situation so gut es uns möglich war.“

Doch schon nach wenigen Minuten war vieles von den anfänglichen Zweifeln und Sorgen verflogen, sagt die Temperamentvolle.

„Wir haben uns zudem ja auch gut vorbereitet darauf, so dass es sich eigentlich bereits nach dem ersten Song ganz gut anfühlte. Viele der Lieder von ‚Black Anima’ hatten wir zuvor tatsächlich nicht live gespielt. Aber es galt, der Schockstarre entschlossen und energisch entgegen zu treten! Ja, wir hier in Italien hatten ab dem März 2020 mit die allerstrengsten Pandemie-Maßnahmen in Europa zu erleben, viele von uns durften monatelang gar nicht aus Haus und Wohnung. Schrecklich. Daher der Titel - wir standen ja buchstäblich aus der ‚Apokalypse‘ auf, wir erhoben uns über das tragische Weltgeschehen. Wir wollen live spielen, wir wollen auf der Bühne stehen, so oft es nur möglich ist. Und das war ja auch ‚Bühne‘, wenn auch unter gänzlich neuen Rahmenbedingungen und widrigen Umständen. Wir lieben das, was wir tun, und wir sind glücklicherweise auch imstande, davon zu leben. Ich weiß das wirklich aufs Allerhöchste zu schätzen. Und ich will dieser für uns so positiven Entwicklung jederzeit meinen tiefsten Respekt erweisen - wir haben seit der Bandgründung 1997 schon auch verdammt viel dafür getan, dass es diesen Werdegang nimmt - sind aber dahingehend dennoch privilegiert.“

Im Nachhinein ist die bekanntlich wahrheitsliebende und streitbare Künstlerin sogar sehr froh, „Live From The Apocalypse“ an den Start gebracht zu haben. „Das Ganze wurde überwiegend sehr aufgeschlossen und wohlwollend angenommen. Klar gibt es immer Meckerer, denen man einfach nichts recht machen kann. Aber erstens blieb uns ja nichts anderes übrig, als es so zu machen - und zweitens sollte man auch bedenken, wie gut derlei für Leute ist, die aufgrund geographischer Gegebenheiten gar nicht in der Lage sind, zu einem Konzert von uns anzureisen. All diese hatten jetzt einmal die Möglichkeit, ‚live‘ dabei zu sein, wenn Lacuna Coil die Bretter zum Beben bringen. Und auch, wenn ich so etwas absolut nicht als Dauerzustand favorisiere, so war und ist es doch durchaus nicht wenig faszinierend, wie man sich einen solchen Live-Stream wirklich überall reinziehen kann. Rechner, Laptop, Tablet, Smartphone, Navi im Auto etc. etc. - die Möglichkeiten scheinen da echt unbegrenzt. Bin gespannt, wie es sich entwickelt.“

Was beim Hören sehr erfreulich auffällt, ist der angenehm organische und lebendig-‚warme‘ Sound, welcher im Gegensatz zu sonstigen Releases einfach nur gut tut. Cristina hierzu:

„Genau! Das war uns auch von hoher Wichtigkeit, genau so wollten wir das haben. Es war ein aufwändiges Unterfangen, ein längerer Prozess, aber da wir die Vision des Gesamtsounds klar im Kopf hatten, konnte auch umso zielstrebiger genau darauf hingearbeitet werden.“

Der komplette Ton wurde laut Cristina vom Mischpult aus neu abgemischt.

„Hierbei gibt es keinerlei Pufferung oder Verluste in der Audioqualität. Produziert hat unser Bassist Marco ‚Maki’ Coti-Zelati, liebevoll abgemischt wurde von unserem langjährigem Freund, dem Studiotechniker Marco Barusso im BRX Studio. Da auch noch Marco D'Agostino im 96kHz.it Mastering Studio aktiv wurde, hört sich ‚Live From The Apocalypse‘ so herrlich ‚live‘ an - Ziel erreicht.“

Anhänger, die den Live-Stream rezipierten, wurden zudem mit einer seltenen Setlist in Wonnen versetzt. „Wir gaben sogar eine sehr reizvolle und berührende Klavierversion von ‚Save Me‘ mit Silvia Zanaboni zum Besten! Auch waren die Bonustracks des Albums an diesem Abend als Überraschung zu erleben, um dieses einzigartige Ereignis zu etwas außerordentlich Besonderem zu machen.“

© Markus Eck, 21.05.2021

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