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Interview: LACRIMAS PROFUNDERE
Titel: Verheißungsvolle Vision

Die bayerischen Dark Rocker kehren gestärkt zurück! Diverse Besetzungswechsel wurden gemeistert, und die kürzlich absolvierten, sehr anstrengenden Aufnahmen in Island zum neuen Musikvideo signalisieren eindeutig nach außen, dass es ebenso originell wie überzeugt und liebevoll weitergehen wird mit Lacrimas Profundere.

Auch „Bleeding The Stars“, das zwölfte Album der Band, steht schon in den Startlöchern. Genau richtig also zum 25-jährigen Jubiläum der außergewöhnlich beständigen Formation. 



Wie Gitarrist und Gründungsvater Oliver ‚Olly‘ Nikolas Schmid angeregt berichtet, freut er sich dieser Tage riesig darüber, dass Lacrimas Profundere auf dem neuen Werk nun endlich wieder genau den individuellen Spirit atmen, der ihn 1993 dazu antrieb, Musik zu machen.

„Es ist schön, das erleben zu dürfen. Die unglaublich vielen Facetten, der Querschnitt aus unserem kompletten Schaffen. Und dass diese Scheibe einfach das Beste einer jeden Epoche von uns verbindet. Nach dem Wechsel meiner kompletten Band bin ich gefühlt täglich durch ein tiefes Moor gewatet, stets nicht sicher, gleich unterzugehen. Jetzt habe ich wieder festen Boden unter den Füßen und kann es selbst nicht fassen was hier entstanden ist. Ich kann mich auch nicht erinnern, jemals soviel Arbeit in ein Album gesteckt zu haben. Daher wäre ich wirklich sehr enttäuscht, würde ‚Bleeding The Stars‘ nicht gut ankommen.“

Der stets lässig sonnenbebrillte Mann blüht auf, als er beginnt, zum angesprochenen Videodreh zu antworten.

„Wir hatten den Wunsch, endlich mal von den ‚Null-Acht-Fünfzehn‘-Clips mit Bandperformance wegzugehen. Einfach nur möglichst cool in die Kamera zu schauen, während die Gitarre von den Schultern baumelt, das sollte es diesmal absolut nicht sein. Sondern wir wollten wirklich etwas machen, was dem Song gerecht wird. Auch haben wir bewusst keine ‚typische‘ Single dafür ausgewählt, auch wenn durchaus, typische ‚Lacrimas Rocker‘ auf dem Album zu finden sein werden. Sondern eine Doom-Walze, deren Geschichte einfach mit viel Natur und weiten Landschaften erzählt werden musste. Konzept dahinter ist, dass eine Freundin stirbt, die mit mir, aber auch unserem neuen Sänger Julian Larre eine Beziehung hatte. Wir beide kennen uns nicht, durch sie aber müssen wir zusammen eine Aufgabe erledigen, die ohne den jeweils anderen nicht möglich wäre. Aber man sehe es mir bitte nach - mehr kann ich aktuell wirklich noch nicht verraten, weil der Clip erst im Dezember kommen wird.“

Bei der Beschreibung der diesbezüglichen Dreharbeiten schnauft der Axeman erstmal lang und kräftig aus.

„Es war wirklich unglaublich anstrengend. Wir sind ja leider keine riesengroße Band, entsprechend können wir nicht aus 10.000 EUR-Budgets schöpfen, sondern müssen mit dem arbeiten was wir haben. Daher flogen wir eben keine Woche im ‚Urlaubsmonat‘ August, sondern in einem Monat, wo es zwar superkalt, aber eben billiger ist. Es ging für uns auch nicht gemütlich erstmal ins Hotel, sondern es wurde sofort nach dem Aussteigen aus dem Flieger gedreht, bis in die Dunkelheit hinein. Und am nächsten Morgen mussten wir bereits um vier Uhr früh aus den Federn, um bei Sonnenaufgang bereits an der ersten Location zu sein, bevor die Reisebusse gefüllt mit fotowütigen Chinesen eintreffen. [lacht] Es gibt unglaubliche Landschaften dort und jeder hat wohl, selbst wenn es nur beim Bildschirmschoner auf ‚Amazon Prime‘, oder ‚Game Of Thrones‘ ist, diese Landschaften schon mal aufgesogen. Wir hatten super Lichtverhältnisse und bei diesem Anblick des schwarzen Strandes, des Wasserfalls oder einfach der Vulkanlandschaft vergisst man die Kälte des Windes und steht einfach nur da und ist beeindruckt. Schon am nächsten Morgen ging unser Flieger bereits um sieben Uhr zurück, was bedeutete, abermals um halb fünf raus aus dem Bett, Mietwagen abgeben und zurück. Zuhause habe ich dann erstmal zwei Tage durchgeschlafen. Aber nur so konnten wir eben annähernd in unserem Budget bleiben und werden wohl sogar noch selbst was drauflegen, aber was soll's, das Ergebnis zählt und die Erinnerung daran bleibt ohnehin unbezahlbar.“

Weiter befragt, was ihn an Island mit am meisten fasziniert hat und ob er noch einen Urlaub drangehängt hat, wird entgegnet: „Nein, wir hatten bereits zwei Tage später unseren Termin zum Fotoshooting in München. Am meisten fasziniert hat mich der blutrote Himmel am Ende des Drehtages, wo wir uns mit dem Kamerateam abgeklatscht haben und in den Gesichtern einhellig geschrieben stand, ‚welch ein Tag!‘“

Der Song des besagten Musikvideos trägt den Titel „I Knew And Will Forever Know“, so wird berichtet.

„Ein alles niederwalzender, melancholischer Doomer, mit Sprechgesang in den Strophen, welche alte Anathema-Zeiten heraufbeschwören und mit einem Chorus, in dem Julian fast nach Oliver Sykes klingt. [lacht] Wir sind schon sehr gespannt auf die Antwort des Labels, die verständlicherweise ja immer kommerziell denken, selbst bei uns. Da ist ein Fünfminuten-Doom-Song eben alles andere als eine catchy Rocknummer mit 3:10 Minuten. Lacrimas Profundere besteht jetzt seit 25 Jahren, die Hochs sind hoch aber die Tiefs sind tiefer. Du arbeitest immer am Limit, um am Ende keine Früchte, sondern bestenfalls zwei faulige Tomaten zu ernten. [lacht] Weil also jedes Album das letzte sein könnte, wollte ich einfach alles was mir in den Sinn kam, ob musikalisch oder bildlich, nicht mit dem Wort ‚irgendwann‘ vor mir herschieben, sondern aus ‚irgendwann‘, ein ‚Jetzt‘ machen.“

Als es an den thematischen Kontext zu Kameraführung und Regisseur etc. geht, erzählt der Gitarrist: „Wir haben erstmals mit Iconographic gearbeitet und es war ein absoluter Glücksgriff. Derzeit bin ich von Fjört sehr angetan, ebenso, was die bildliche Umsetzung von deren Songs betrifft, auch Caliban machen immer schöne Clips und die Verbindung waren Iconographic. Wir haben uns auf Anhieb richtig super verstanden und jeder war voll motiviert auf dieses Abenteuer, so, als würden wir uns schon Jahre kennen. Wir hatten sofort dieselbe Vision, daher gab es gar nicht viel zu quatschen und es war einfach nur großartig zu sehen, wie das Team gearbeitet hat.“

An den Keyboards ist Benny Richter zu hören, seines Zeichens u.a. Produzent von Caliban oder den Emil Bulls (!) - wie kommt das? Olly: „Benny ist bereits ein sehr alter Freund von mir, den ich, so glaube ich, am Summerbreeze vor ungefähr zehn Jahren kennengelernt hatte. Er hat uns dann auf ‚The Grandiose Nowhere‘ und ‚Antiadore' unglaubliche Sphären erzeugt, so dass ich wusste, er muss auch aufs neue Album - und er hat dankenswerterweise trotz seines richtig vollen Terminkalenders die Zeit gefunden, uns bei einigen der neuen Songs zu unterstützen. Jedes kleine Puzzleteil fügt sich nun zu dieser Platte zusammen und jetzt freuen uns tierisch, endlich kleine Geheimnisse lüften zu dürfen und es im Januar erstmals auf die Menschheit loslassen zu können.“

© Markus Eck, 07.11.2018

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