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Interview: KING SATAN
Titel: Analytische Symbiose

Mit dem vierten Langspieler „The Devil's Evangelion“ untermauern die finnischen Kettensprenger auf versierte Weise ihren ganz eigenen Status im Bereich des Industrial Metal.

Und wie der offenbarende Titel schon ankündigt, geht es auch textlich wieder völlig ohne Scheuklappen zu. Der neue Output ist laut Bandleader, Composer und Sänger King Aleister Satan ein Konzeptalbum, das eine Trickster-ähnliche Erfahrung der Welt durch die Augen einer Person darstellt, die überzeugt davon ist, vom Teufel besessen zu sein.

„Anstatt dies jedoch als ausschließlich bösartig oder negativ zu erleben, versucht die Perspektive, einen Sinn in Dingen zu finden, die normalerweise als bösartig angesehen werden, wie Chaos, Schmerz, Tod, Zerstörung und Dunkelheit - und wie diese Aspekte auch fortschrittlich, schön und kathartisch sein können. Um dies musikalisch zu unterstützen, wollte ich die schmale Brücke zwischen Melancholie und Wut beschreiten. Ich wollte auch Verbindungen zwischen anderen, scheinbar gegensätzlichen Dingen finden, wie Ritual und Karnevalismus, Chaos und Ordnung, Vernunft und Absurdität, um nur einige zu nennen. Das Album konzentriert sich stark auf die Dualität und die paradoxe Natur der Realität, was sich auch im Titel widerspiegelt. ‚Evangelion‘ bedeutet im biblischen Kontext ‚Gute Nachricht‘, und der Teufel wird oft als das Böse angesehen. Ich war besonders hartnäckig und geradezu besessen davon, welche Art von Material dieses Album enthalten sollte, um sicherzustellen, dass es dem Konzept entspricht. Ich glaube nicht, dass ich jemals zuvor beim Songwriting so akribisch vorgegangen bin.“

In vielerlei Hinsicht ist es für den skandinavischen Visionär wirklich das ultimative King-Satan-Album, sowohl musikalisch als auch konzeptionell.

„Wir waren anfangs eine sehr Elektro-Industrial-orientierte Band, haben uns aber nach unserem zweiten Album allmählich mehr in Richtung Industrial Metal und Death Metal Disco entwickelt. ‚The Devil’s Evangelion‘ ist eine Zusammenfassung all dessen, was wir zuvor gemacht haben, und vereint auch frühere Elemente mit unserem aktuellen Stil. Die Aggrotech- und Elektro-Parts aus den Anfangstagen werden jetzt mit Instrumenten gespielt und nicht mehr programmiert, und dieses Album enthält auch mehr Elemente, die vorher im Hintergrund waren, wie z.B. symphonische und Black Metal-Einflüsse. Vom Konzept her ist es sowohl das ernsthafteste und düsterste Konzept, das wir bisher gemacht haben, als auch das karnevaleskeste und absurdeste. Diese spezielle Fusion vereint alles, was wir bisher gemacht haben, auch thematisch, in einem Paket - denn schließlich ist Clownerie eine ernste Angelegenheit und Chaos ist das Gesetz“, verlässt es den wild geschminkten Mund des Meisters.

Als für ihn selbst ganz besonders erachtet King Aleister die Nummer „The Devils And Saints“, welche auch die komplexeste Komposition in der neuen Tracklist zu sein scheint - und das kommt so nicht von ungefähr. 



„Das thematische Konzept des Albums in meinem Kopf und auf dem Papier ist seit über einem Jahrzehnt in der Entwicklung, also ist es so lächerlich persönlich und bedeutungsvoll für mich, dass ich nicht einmal so tue, als würde ich es objektiv sehen. Es ist der ultimative Beweis für meine Besessenheit mit dem Archetyp des Teufels. ‚The Devils And Saints‘ ist ein theatralischer Dialog, der von Plato und Shakespeare inspiriert ist, er zeichnet sich jedoch durch seinen unterschiedlichen Stil aus. Ich bin besonders stolz darauf, nach ‚Sacrifice Of Faces Unbroken‘ von meiner alten Band Saturnian Mist wieder einen solchen Song geschrieben zu haben. Einen Dialog in Form von extremem Metal zu präsentieren, ist eine ziemlich intensive Art und Weise, komplexe, abstrakte und paradoxe Themen zu erforschen - ganz zu schweigen davon, dass es eine echte Herausforderung ist, sie zusammenzustellen.“

Im Gegensatz dazu war es von allem das Leichteste für ihn, wie er resümiert, die Auswahl der Songs für das Album zu treffen. „Dies, weil mir das Konzept des Albums schon vor Beginn der Komposition kristallklar war.“

© Markus Eck, 25.10.2024

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