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Interview: INGRIMM
Titel: Flammende Leidenschaften

Kaum sind die massiven Schallwellen ihres kernigen 2007er Debütalbums „Ihr sollt brennen“ verflogen, da werfen diese fünf Regensburger Mittelaltermetaller schon wieder ihr neues Langeisen „Todgeweiht“ ins Hörervolk.

Kompositorisch erfreulich zupackendes und druckvolles Material, betont flüssig instrumentiert und mit einer recht erquicklichen Vielzahl an gekonnt tradierten Schwermetall-Elementen versehen. Erneut zeigen die hartnäckigen ostbayerischen Sackpfeifen-Fetischisten dabei recht eindrucksvoll auf, dass sie auf stilistischem Terrain noch immer nicht mal ansatzweise gewillt sind, irgendwelchen fragwürdigen Genre-Vorbildern nachzueifern. Nein, ganz und gar nicht – der zu jeder Sekunde hörbar entschlossene Rabaukentrupp widmet sein Schöpfertum auch weiterhin gänzlich den ureigenen kreativen Eingebungen.

Und letztere werden bei Ingrimm auch noch mit richtigem Talent gar köstlich durchtränkt! Und genau dies macht auch aus der nagelneuen Regensburger Notenexplosion in Albumform eine durchgehend abwechslungsreiche, spielfreudige und überaus spannend zu erfahrende Angelegenheit.

Fest steht jedenfalls: Wer bei dieser verdammt rhythmusreichen und spritzigen Herzblutplatte keinen Bewegungsdrang verspürt, der sollte den Grad seiner Leidenschaft für dieses musikalische Metier mal gründlich in Frage stellen. Einigen Fragen stellte sich auch Stephan alias Fenris, Frontmann und Sänger bei Ingrimm, welcher mit mir nur zu gerne über den neuen Albumauswurf plauderte.

„Zu unserem Debütalbum bekamen wir eigentlich durchwegs positive Resonanzen – vor allem wurden es sprichwörtlich nach jedem unserer Live-Auftritte mehr Leute, die zum Merchandise-Stand kamen, uns zu den Songs befragten und auch gleich die CD kaufen wollten“, freut sich der Vokalist eingangs mit angenehm frohgemutem Stimmfall, „so kann es gerne weitergehen.“

In Sachen Bandbesetzung gab es jedoch eine kleine Änderung, so Stephan:

„Wir hatten ja ohnehin seit jeher unser ganz spezielles internes `Bassistenproblem`, glücklicherweise stieg vor relativ kurzer Zeit unsere brandneue Tieftönerin Fuzzy bei uns ein. Mit ihr klappt es wirklich prächtig. Sie hat sich sogar dazu entschlossen, vorerst nun fest in der Band zu bleiben, was uns alle riesig freut. Hoffentlich bleibt sie uns treu!“

Vier hart gesottene Metal-Mannen und ein furioses Weibsbild an der Bassgitarre; trotzdem nicht ganz so einfach für die Beteiligten, oder? Stephan hingegen winkt dazu ganz lässig ab: „Überhaupt kein Problem, Fuzzy passt wirklich einfach perfekt ins Team. Sie sieht die ganz Sache eben genau wie wir, von daher ziehen wir allesamt an einem gemeinsamen kreativen Strang. Das schweißt wohl ganz automatisch zusammen.“

Seit der Veröffentlichung von „Ihr sollt brennen“ haben die Regensburger Mittelalter-Fans laut Aussage des langhaarigen Schreihalses wirklich fleißig an den neuen Liedern gewerkelt, doch auch in Sachen Bühnenpräsenz bemühten sie sich nach Kräften:

„Das Ganze haben wir möglichst effizient in zwei Richtungen aufgeteilt, denn aufgrund unseres noch relativ geringen Bekanntheitsgrades kostet es noch immer einige Mühe, gute Konzertmöglichkeiten zu ergattern beziehungsweise auf gute Tourmöglichkeiten aufzuspringen. Daher widmen wir noch immer glatt die Hälfte unserer Zeit für die Belange von Ingrimm den Live-Möglichkeiten. Schließlich spielen wir ja nicht zuletzt für unser Leben gerne auf der Bühne, dort sind wir erst so richtig zuhause!“

Wie Stephan mir zu diesem Kontext noch interessanterweise expliziert, kommen viele der eher etablierten Mittelalter-Gruppen nicht so gut klar mit dem eigenwilligen Stil der Ingrimm-Mannschaft:

„Ja, so einige dieser Bands haben wirklich gewichtige Probleme mit unserer Musik, was oft zu Überlegungen führt, ob unser Sound für Live-Kooperationen überhaupt kompatibel ist. Wir wünschen uns in diesem Sinne künftig mehr Offenheit gegenüber unseren Liedern. Falls das jedoch nicht eintritt, ist uns das am Ende trotzdem egal, wir werden unseren Stil deswegen ganz bestimmt nicht ändern. Wir wollen in erster Line echt sein und es auch bleiben. Bisher haben wir unser Ding nämlich super durchgezogen und so werden wir es auch weiterhin machen.“

Und dass dabei auch der signifikante Bezug zum Mittelalter bestehen bleibt, ist für Stephan geradezu eine Selbstverständlichkeit. Er legt dazu ganz offen dar:

„Das definiert sich bei Ingrimm hauptsächlich über die Songtexte. Obwohl mich diese Thematik nach wie vor unerhört fasziniert, bemühe ich mich als Lyriker aber trotzdem nicht krampfhaft, darüber zu schreiben beziehungsweise zu singen. Manche der Ingrimm-Texte passen dabei durchaus auch in die Neuzeit, denn manche Themenzusammenhänge sind einfach zeitlos. Bisweilen versuche ich daher ja ohnehin, eine übergreifende lyrische Verbindung von der Vergangenheit in die Gegenwart herzustellen.“

© Markus Eck, 15.09.2008

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