Interview: | IN THE WOODS... |
Titel: | Im Fluss |
Eine ebenso lange wie außergewöhnliche Geschichte liegt hinter ihnen. 1991 im südnorwegischen Kristiansand ins Leben gerufen, sollten sich In The Woods… nachfolgend als innovative Avantgarde-Black-Metaller mit starkem Naturbezug einen mehrfach bedeutsamen Namen machen - schließlich prägte das vier Jahre später veröffentlichte Debütalbum „Heart Of The Ages“ ein ganzes Subgenre jener Tage im Klassikerstatus nachhaltig mit.
Mitte der Neunziger Jahre brachten sie als eine der ersten Bands gar den stilistischen Terminus „Pagan Metal“ für ihre Musik an, was später noch eine Zeit lang zum ausgeschlachteten Trend werden sollte. Von experimentellem Schaffensmut geprägt ging es mit aller Ernsthaftigkeit weiter, bis an der Jahrtausendwende der Split der Band schließlich für zahllose lange Gesichter sorgte.
Doch als Gründungsgitarrist Oddvar Moi alias Oddvar A:M. am 13. Mai 2013 im Alter von 39 Jahren tragisch früh verstarb, entschied sich Schlagzeuger Anders Kobro dazu, In The Woods… wieder aufleben zu lassen - auch Christopher und Christian, die Botteri-Zwillinge aus der ursprünglichen Stammbesetzung, machten mit.
Der musikalisch enorm umtriebige, aber bekanntlich einzelgängerische Brite James Fogarty als Sänger und Gitarrist Kåre André Sletteberg komplettierten das neue Line-Up und der offiziellen Reunion ein Jahr später.
Trotz des hochgelobten 2016er Albums „Pure“ beschlossen die beiden Botteris, der Band erneut den Rücken zu kehren - und auch im Folgenden blieben In The Woods… nicht vor leidigen Besetzungswechseln verschont. Als Exzentriker Fogarty 2021 nach eher turbulenten Zeiten ausstieg, wurde er ein Jahr später von Bernt Fjellestad ersetzt.
Und es ging weiter in Kristiansand. Mit ihrem siebten Studioalbum „Otra“ melden sich In The Woods… nun mit ganz erstaunlicher Stärke zurück. Ein enorm gehaltvoll auskomponiertes und ungemein liebevoll umgesetztes Werk des progressiv angelegten und melodisch fokussierten Nordic Metal gelang den Beteiligten - mitsamt urwüchsig rauen Nuancen, die in ihren Spitzen geradezu archaisierend wirken können.
Wie Kåre mit typisch skandinavischer Zurückhaltung zu erzählen weiß, gibt es ihm eine wohlige, erleichternde Stimmung, dieses neue Release jetzt weltweit zugänglich machen zu können.
„Es war ein für uns wirklich langes Jahr, in dem wir an diesem Album gearbeitet haben, und 15 Monate nach Beginn der Aufnahmen wird es nun endlich veröffentlicht. Das ist immer ein gutes Gefühl.“ „Otra“ bedeutet für ihn und seine Band neben der Verwirklichung der ganz eigenen künstlerischen Vision der Urheber ja auch einen markanten Label-Neustart. Eher lakonisch gibt der wortkarge Musikus dazu an:
„Im Moment geht es uns eigentlich primär nur darum, das Album zu veröffentlichen und es auf einer kleinen Tour bespielend zu unterstützen. Es ist einfach schön, ein Album zu haben, das von der ganzen Band geschrieben wurde, das gibt dem Ganzen doch mehr Dynamik und Lebendigkeit.“
Die Lieder von In The Woods…, sie sind auch heute immer noch allesamt einzigartig und individuell großartig - künstlerisch hohe, majestätisch erhabene Songs mit edlen und fesselnden Melodien. Befragt, ob es auch in der Gegenwart noch eingefleischte alte Fans gibt, welche sich der Formation mit Ohren und Seele hingeben, flackert im Gesicht des Skandinaviers etwas merklich Helleres auf:
„Ja, absolut, wir haben immer noch eine Menge Leute hinter uns stehen und die uns folgen, wegen der einen Platte namens ‚Heart Of The Ages’. Diese unterstützen uns auf mehrfach wunderbare Weise - aber wir haben tatsächlich auch einige ‚Hater‘, besonders bei euch in Deutschland. Es ist grundsätzlich natürlich gut, wenn die Leute über einen reden. Es hilft uns als Künstlervereinigung, unsere Hörerbasis zu erweitern. Auch bzw. wegen all der sozialen Medien sind die Kommentare immer sehr lebhaft, wenn wir etwas machen, aber wir nehmen keinen Anstoß an der Negativität - wir nehmen sie und verwandeln sie in etwas Positives. Viele dieser Leute, die behaupten, große Fans von In The Woods… zu sein, haben offensichtlich immer noch nicht exakt verstanden, worum es bei uns genau geht, und, dass die Geschichte der Band eben noch nicht zu Ende ist. Aber das ist in Ordnung, wir sind sehr dankbar für alle von ihnen.“
Ein Novum: Als sie damals anfängliche Interviews für Zeitschriften gaben, stellten die passionierten Naturverehrer In The Woods… dafür einzig Waldfotos zur Verfügung, die anstelle von Bandfotos verwendet werden sollten - ein eigentlich doch köstliches Tun, welches bei den entsprechenden Redakteuren für einiges an mindestens irritierter Verwirrung sorgen konnte.
Kåre erinnert sich mit dem Verfasser wonnig daran und blickt dann auf:
„Auf dem Niveau, auf dem wir uns heute befinden, in der Zeit, in der wir jetzt leben, funktioniert das so natürlich überhaupt nicht mehr. Die Sache mit diesen Bildern hat vor über 20 Jahren aufgehört und ist seither vergessen worden. Labels und Zeitschriften erwarten natürlich automatisch, dass die lesenden Fans auch die Gesichter der Urheber der Musik sehen.“
Auf der bisherigen musikalischen Reise von In The Woods… fungiert die neue Veröffentlichung für den Klampfer und Keyboarder hauptsächlich als eine direkte Aussage darüber, wo die Band heute steht.
„Es gibt darauf Elemente aus der Vergangenheit, unseren drei ersten Alben, gemischt mit einer neuen Denkweise, die in ‚Otra‘ aufgeht.“
So erachtet der Mann den Hauptunterschied zum vorangegangenen 2022er Langspieler „Diversum“ primär auch darin, dass aktuell die jeweilige Mitarbeit und das persönliche Wirken jedes einzelnen Mitglieds widergespiegelt wird.
„Als ‚Diversum‘ geschrieben wurde, gab es einen anderen Sänger in der Band, und zwar einen, der nicht glaubte, dass Gruppenarbeit dafür der richtige Weg wäre - also ist der größte Unterschied zwischen ‚Diversum‘ und ‚Otra’, dass ‚Otra’ jeden von uns vollauf repräsentiert. Jeder Einzelne von uns hatte bei jeder Entscheidung ein Wörtchen mitzureden. Anders als zu der Zeit, als wir James in der Band hatten. Und ich persönlich denke, das spiegelt wider, dass ‚Otra‘ das bei weitem stärkste Album von In The Woods… seit 20 Jahren ist.“
Textlich dreht sich „Otra“ um spezielle Geschichten, die mit dem gleichnamigen Fluss zu tun haben, welcher auf ganzen 245 Kilometern so wunderbar malerisch durch Norwegens Süden mäandert und der am Wohnort der Band in Kristiansand in den Skagerrak mündet - also in die Meerenge, die das Land von Dänemark und Schweden trennt.
„Ja, und es geht uns noch mehr darum, dass diese Band eben sinnbildlich auch genau wie ein Fluss ist. Manchmal sind wir roh und ungezähmt, und dann haben wir einige schöne ruhige Teile, bevor wir zu einem großen Wasserfall kommen und alles erst so richtig losgeht. Zum ersten Mal seit den 1990er Jahren leben wir auch mal alle wieder in der gleichen Stadt. Alle Leute leben hier sowieso recht nahe beieinander. Wir fanden es richtig inspirierend und geradezu berauschend, diesem neuen Album daher einen lokalen Namen zu geben, anstatt etwas völlig Philosophisches. Das spiegelt sich auch auf dem Cover-Artwork wider, das eigentlich ja nur ein Foto ist, das ich vom Fluss gemacht habe. Aber auch das gehört genau zu den die Änderungen, die wir wollten.“
© Markus Eck, 13.03.2025
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