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Interview: FIMBULTHIER
Titel: Ehrliche Ambitionen

„666 – we spit on every crucifix“: Dieser vermeintlich schelmische Reim beziehungsweise Leitsatz war, ist und wird auf immer die programmatische Parole der Klugen beziehungsweise Wissenden bleiben.

Mehr als zweitausend Jahre globalen Mordens und Unterdrückens der einstigen Naturvölker hat die Menschheit hinter sich – doch auch heutige massenmediale Benebelung und Verblendung kann den zahlreichen Widerständlern noch immer nicht den Willen zum eigenständigen Denken und Handeln nehmen. Gut also, dass neben der verschworenen Schwarzmetallgilde auch zahlreiche begeisterte Heidenmusikanten berechtigten Hass gegen religiös transportierte Lügengeschichten in ihren Hymnen auf unsere Vorväter ausleben.

Im Zuge riesengroßer Naturverbundenheit gehen sie ans kriegerische Musikwerk, all die Pagan- und Viking Metal-Horden – da wollen auch die melodischen Erzgebirgler Fimbulthier mit ihren rigiden Kompositionen nicht nachstehen. 2004 gegründet, werfen die vier Rabauken einem mittlerweile vergriffenen 2005er Demo nun kraftvoll den Debütalbumhammer „The Battle Begins“ hinterher.

Bassist und Ketzerkehle Marc Mühlhausen ist nicht nur eine schwere Erscheinung: Dieser rotbraunbärtige Unhold brüllt auch in den ohnehin recht wirschen Kampfesliedern seiner Truppe ohrenbetäubend laut herum wie eine wütende Wuchtbrumme. Dementsprechend mit Ohrenstöpseln bestückt, kämpfte ich mich unerschrocken durch seine mächtigen oralen Auswürfe zu ihm durch.

„Wir sind vier Jungs aus dem Erzgebirge, "zänksche Bergvölkler", wenn man so will. Nein im Ernst, wir sehen zwar aus wie böse Metaller, was wir ohne Zweifel auch sind, aber mit einem liebenswerten Kern. [lacht polternd] Und vor allem sind wir ziemliche Spaßvögel. Jeder für sich hat natürlich seine Ecken und Kanten. Aber im Großen und Ganzen herrscht bei uns ein sehr harmonisches Klima vor“, raunzt der Bursche mir eingangs zu.

Vor allem für die Beteiligten Yves und Lars ist Musik neben dem Studium beziehungsweise der Ausbildung der einzig relevante Lebensinhalt, so Marc. „Stefan frönt den alkoholischen Zeitvertreibern und ich bin nebenbei noch Filmfreak und DVD-Sammler, aber eben ein großer Teil unseres Lebens dreht sich eben um die Musik.“

Saufen tun sie auch nach Kräften, wie in Erfahrung zu bringen war. „Also am liebsten trinken wir schwarzes Krusovice oder schwarzes Ur-Krostitzer, hauptsächlich Schwarzbier eben. Da wir aber meist knapp bei Kasse sind trinken wir auch, in unseren Augen, vernünftige Billigbiere wie beispielsweise Meisterbräu Export oder Patrizier Bräu Königstrunk.“

Im Prinzip ist der ausschlaggebende Punkt für die Gründung der Gruppe derjenige gewesen, dass sich Gitarrist Lars die erste Klampfe vom Yves geben lassen hat, um eben selber mit Gitarre spielen anzufangen. „Das brachte dann den "Fimbulthierstein" ins rollen. Später dann, so im Frühjahr 2004, wir waren gerade im Vorabiturstress und dankbar für jede Abwechslung, traten dann Yves und Lars an unseren Trommler Stefan heran, da er zu dieser Zeit bei einem Kumpel seine Drums stehen hatte, um gemeinsam ein Bandprojekt zu starten. Ich wurde anfangs als Sänger ins Boot geholt, da aber noch Bass fehlte wurde mir kurzerhand befohlen, mir einen Bass zu besorgen.“

Zu diesem Zeitpunkt als Musikgruppe noch sehr unerfahren, versuchten sich Fimbulthier an Death Metal, der Gruppenname Purifying Fire entstand und auch erste Texte im Bereich Death Metal. Marc blickt zurück: „Trotz häufiger Proben kamen wir nicht so richtig voran und verloren schließlich unsere Probenmöglichkeit. Danach gingen wir mehr oder weniger für circa ein Dreivierteljahr auseinander, da die einen von uns zur Bundeswehr mussten und die anderen mit dem Studium begannen. Ich, der sich schon seit frühester Kindheit mit dem nordischen Glauben beschäftigt, schrieb im Herbst 2004 den Text zu "Battlesong", welcher sozusagen die musikalische Wendung darstellt. Dieses Thema traf bei den anderen auf Zustimmung und schnell entstanden weitere Texte, wie beispielsweise eine frühe Version von "Ragnarök", welche von Lars stammte. Im Frühsommer 2005 fanden wir uns wieder zusammen, um die entstandenen Texte zu vertonen. Zu diesem Zeitpunkt, wurde uns auch klar, dass ein neuer Bandname hermusste und so entschieden wir uns für Fimbulthier.“

Im Prinzip haben sie im Herbst 2005 mit den Aufnahmen für das aktuelle Album begonnen, wie Marc mir berichtet:

„Wir wollten uns damals für das Metal Battle bewerben und haben für diesen Zweck unsere Demo 2005 aufgenommen. Diese haben wir dann, aufgrund der Deadline fürs Metal Battle, binnen 14 Tagen, sozusagen mit der heißen Nadel gestrickt, weshalb die Qualität natürlich nicht sonderlich toll ausfiel. Danach hatten wir den Entschluss gefasst, im Jahr 2006 eine weitere CD aufzunehmen, da wir eben mit dem Resultat der Demo nicht zufrieden waren. Deshalb begannen wir im Frühjahr 2006 erneut mit den Aufnahmen. Da wir nicht im Geld schwammen und schwimmen, nahmen wir alles in unserem "Heimstudio" auf, weshalb die Trommeln auch mit einem Trommelcomputer entstanden, da uns einfach die Möglichkeiten fehlten diese real einzuspielen. Während dieses Aufnahmeprozesses kam dann der Vertrag mit Trollzorn zustande. Bis in den Herbst 2006 dauerten dann die Aufnahmen und alles damit Verbundene an. Die meiste Arbeit hierbei hatte Yves, da er als Producer, Masterer und Aufnahmeleiter fungierte. Auch wenn es verdammt viel Arbeit war und viel Zeit und Nerven gekostet hat, hat es uns trotzdem sehr viel Spaß gemacht und wir freuen uns schon auf das nächste Album.“

Diverse Internetseiten als auch verschiedene Leute haben die Kompositionen von Fimbulthier schon mit den Stilistiken von Gruppen wie Running Wild, Amon Amarth, Children Of Bodom, Faithful Breath, Mithothy als auch mit Iron Maiden in Verbindung gebracht. Meister Marc postuliert hierzu:

„Während des Entstehungsprozesses der aktuellen Lieder waren eigentlich keine Bands für uns von Relevanz. Den Vergleich mit Amon Amarth beispielsweise finden wir größtenteils nicht nachvollziehbar, da für fast alle musikalischen Ideen Yves der geistige Vater war und er so gut wie nichts von Amon Amarth anhört beziehungsweise zu diesem Zeitpunkt nicht. Welche Einflüsse sich in unserer Musik wieder finden, muss jeder Hörer für sich entscheiden, da wir uns da selber nicht so sicher sind. Wir alle haben einen recht breit gefächerten Musikgeschmack. Natürlich mögen wir alle so Referenzbands wie eben Ensiferum, zumindest solange Jari dabei war, als auch Nomans Land und Black Messiah etc. Aber jeder für sich hat auch noch spezielle Vorlieben. Bei Lars beispielsweise lassen sich seine Lieblingsbands auf recht wenige beschränken, Amon Amarth und Metallica sind hier wohl die Dominantesten. Stefan hingegen hört viel True und Power Metal, wie Hammerfall, Maiden und Co., mag aber auch eher unbekannte Pagan-Gruppen wie Nebelhorn. Andererseits hört er sich auch gern mal Bands wie Juli an. Bei Yves ist es immer mal etwas anderes. Er mag die ersten Sachen von Ensiferum und daraus resultierend Wintersun, da er primär Jari-Fan ist. Ich für meinen Teil höre gerne Death Metal, wie Six Feet Under oder Immolation. Was uns allerdings auch noch verbindet ist, dass wir uns hin und wieder auch mal Klassik anhören, wie beispielsweise Verdi. Also alles in allem ein sehr breit gefächerter Musikgeschmack.“

Für Marc ist es recht schwierig, mir darzulegen, was ihn als Musiker eigentlich so recht antreibt. „Wir lieben einfach unsere Musik, wir stehen zu unserem Glauben und zu der daraus resultierenden Kombination. Wir haben uns eben irgendwann mal entschlossen über das zu singen, über das wir heute singen und warum soll man andere Leute nicht daran teilhaben lassen?“, lautet seine durchaus berechtigte Gegenfrage. Er knüpft dem an: „Um ehrlich zu sein, kennen wir die deutsche Szene als Fimbulthier noch nicht wirklich, da wir eben in der erzgebirgischen Szene zu Hause sind. Diese ist aber toll, wir haben hier viel Unterstützung sowohl von Freunden und Fans als auch von Veranstaltern und Clubbesitzern. Außerdem ist die Metalszene im Erzgebirge recht groß und in der jüngsten Vergangenheit wurde die "Death Metal Legion Erzgebirge" gegründet um den Zusammenhalt der erzgebirgischen Metalheads noch zu verstärken. Wir hoffen natürlich das wir Anschluss an die deutsche Szene finden, bei zahlreichen Konzertbesuchen als Gäste habe wir ja gesehen, dass es genug Metalheads im ganzen Bundesgebiet gibt.“

Die Liedertexte von Fimbulthier erzählen Geschichten von Wikingern, Göttern und Schlachten:

„Auf der aktuellen CD werden die einzelnen Texte in einer Art Chronologie vorgetragen, welche durch kurze Erzählungspassagen miteinander verbunden sind. Die Lieder auf der CD in dieser Verbindung beschreiben sozusagen einen Lebenszyklus von Ginnungagap bis zum Ragnarök und darüber hinaus. Wie schon oben erwähnt, beschäftigen wir uns alle schon seit geraumer Zeit mit Wikingern und alten Göttern, das Ganze kommt also nicht von ungefähr. Und wir sind auch nicht auf den "Trendzug" aufgesprungen, aber es ist natürlich schön, dass unser Material gerade jetzt die Masse erreichen kann, wo eben so viele Pagan- und Viking Fans da draußen sind.“

Laut diesem Kontext nachfolgender Aussage von Marc erkennt man, dass in den letzten Jahren gerade diese metallische Strömung immer mehr Anhänger findet: „Man muss beispielsweise nur mal an den Anstieg der Besucherzahlen und die Vergrößerung des Ragnarök Festivals denken und in diesem Zusammenhang daran, dass Berichterstattung über diese Metalszene mittlerweile sogar im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Einzug gehalten hat. Aber irgendwann ist auch der Pagan-Markt übersättigt, und es wird sich sicherlich bei einer festen Fanbasis einpegeln, sowie bei anderen Metalbereichen auch schon geschehen.“

Das Quartett arbeitet jedenfalls fleißig weiter an neuen Liedern. „Wir gönnen uns keine Pause, dafür liegt uns die Sache viel zu sehr am Herzen. Vielleicht ist 2008 dann auch schon mit einem weiteren Album zu rechnen – aber erstmal wollen wir sehen, wie unser erstes Album so bei den Leuten ankommt. Direkte Ziele haben wir in dem Sinne nicht, wir freuen uns über jeden Auftritt, und über jeden Menschen der sich in irgendeiner Art und Weise für uns interessiert – wir sind also dankbar für alles was kommen mag.“

Ihren allerersten Bühnenauftritt überhaupt hatten sie am 24. Dezember 2005. „Damals haben wir uns mit nicht mal 20 Minuten Material auf die Bühne getraut und das gleich als Vorband für Helheim und Negură Bunget. In unserem ersten Livejahr zwischen dem 24.12.05 und dem 24.12.06 haben wir zehn Gigs gespielt und dabei oft sehr viel Glück gehabt, da wir schon mit Helrunar, Nomans Land oder Vision Bleak, um nur einige zu nennen, die Bühne teilen durften. Die meisten Live-Attacken waren in der näheren Umgebung, außer ein Gig in Görlitz, welcher unser erster richtiger Auswärtsauftritt war, mit Übernachtung usw., der gleich wieder richtig Spitze war. Wir durften in einer riesigen Ferienwohnung schlafen. Auch je ein Fimbulthier-Gig in Berlin und Großenhain fällt mir noch ein. Für die Zukunft steht bis jetzt nur das Wolfszeit Festival 2007 fest, auf dem wir spielen dürfen. Bei uns in der Gegend ergeben sich die meisten Konzerte ohnehin immer sehr spontan. Aber wir haben uns nach unserem ersten Auftritt geschworen, überall zu spielen, wo man uns lässt – von Kindergeburtstag bis Beerdigung. Wenn jemand das hier liest, Interesse hat, bitte einfach bei uns melden! Ich möchte mich im Namen der gesamten Band bei dir bedanken, Markus! Das war unser erstes Interview. Ich wünsche dir und den Lesern alles Gute.“

© Markus Eck, 02.03.2007

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