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Interview: ELANE
Titel: Bewusst umgesetzter Dualismus

Auf ihrem aktuellen Werk „Blackvale“ gehen die Sauerländer Fantasy Folk-Könner nach den letzten digitalen Singles diesmal auch neue Wege - so überschreiten Elane behutsam, aber melancholisch strahlend die Grenze zwischen Phantastik und Realität.

Die Lieder dieses siebten Albums sind im Zuge dessen thematisch entsprechend angelegt, beschrieben wird die gefühlsreiche Reise des Daseins, die auch durchs ‚schwarze Tal‘ führt, um schließlich das eigene, individuelle Glück zu finden.

„Blackvale“ zeigt den eigenständigen Visionärs-Sound diesmal von einer kompositorisch eher moderater gehaltenen, aber nicht minder gewordenen, emotional ausladenden Erscheinung.

Sängerin Joran lässt zu ihrer aktuellen Stimmung wissen:

„Wir haben ja zuletzt regelmäßig digitale Singles veröffentlicht. Ein Vollzeit-Album ist da schon noch etwas ganz anderes. Es baut sich über Jahre hinweg auf und am Ende befindet man sich in einer Phase, in der man nur noch fertig werden möchte und im Tunnelblick nichts anderes mehr sieht. Ich bin sehr froh, dass das nun geschafft ist und freue mich, dass wir dieses große Ziel endlich erreicht haben. Die Hookline des Songs ‚Sternenwind‘ ist mir im Alphazustand, also kurz vor dem Einschlafen zugeflogen. Ich bin aufgewacht und habe ihn sofort auf meiner Diktier-App aufgezeichnet. Für mich bedeutet das Lied bis heute geballte Magie.“

Auch Skaldir fühlt sich frohgemut: „Nach den langen Jahren, die es gebraucht hat, das Album fertigzustellen, fühlt es sich erleichternd an, alle Master abgegeben zu haben und nur noch auf den Release-Tag zu warten. Dann sind die ganzen Mühen vergessen und man ist gespannt, wie die Hörerinnen und Hörer unser neues Album aufnehmen werden.“

Teils wird diesmal sogar dezent musikalisches Neuland von der Formation betreten.

Wie Tastenman Nico erzählt, haben Elane in den letzten Jahren mit den Autoren Kai Meyer und Michael Menzel zusammengearbeitet und Musik zu Romanen und für Brettspiele komponiert.

„Das war eine großartige Erfahrung. ‚Blackvale‘ ist unser erstes Album seit 2008, das nicht auf einer literarischen oder konzeptionellen Vorlage basiert. Mal ehrlich, es war nur eine Frage der Zeit, dass sich unsere Experimentierfreude ihren Weg bahnt.“

Gitarrist Skaldir ergänzt: „Auf ‚Blackvale‘ finden sich viele verschiedene Musikstile, denn es gibt auch drei Songwriter. Ich denke, es war noch nie so deutlich, wie verschiedenartig die Einflüsse der einzelnen Schreiber sind. Trotzdem sind es alles Elemente, die es in irgendeiner Form schon auf den vorherigen Alben gab.“ Nico nickt hierzu: „Deshalb klingt jeder Song eindeutig nach Elane. Das war uns wichtig.“

Die Band bleibt damit auf dem spirituellen, fokussiert suchenden Trip, was viele Fans sehr begrüßen werden. Joran: „Das Albumkonzept lehnt sich an die Tarot-Symbolik an. Im Tarot zeigt das Symbol ‚Zwei der Schwerter‘ eine weißgekleidete Frau mit verbundenen Augen. Im Kontrast dazu steht die ‚Die Königin der Schwerter‘. Sie ist die Herrin über ihre eigenen Gedanken. Diese Karte steht für das vollkommene Verstehen und die Harmonie zwischen Wissen und Gefühlen. Das Covermotiv von ‚Blackvale‘ zeigt eine werdende Königin inmitten des Veränderungsprozesses: Heraus aus der dunklen Zeit des Zweifels und der Unsicherheit, hinein in einen Zustand der mentalen Klarheit und emotionalen Ausgewogenheit.“

Elane hatten tatsächlich schon vor Jahren die Idee, ein „dunkles“ und ein „helles“ Album zu schreiben, so lässt Nico wissen.

„Und so setzten wir uns – jeder für sich – ans Songwriting. Mal kamen ‚helle‘ und mal ‚dunkle‘ Stücke dabei heraus. Als wir die Demos hörten, fanden wir es nicht mehr zielführend, zwei einzelne Alben zu produzieren, die nur gemeinsam eine Harmonie ergeben. Es wäre viel zu unausgeglichen und realitätsfern. Das Leben ist schließlich auch nicht ausschließlich düster oder heiter. Wir haben also das Konzept weiterentwickelt, und heraus kam ‚Blackvale‘: Ein Einzelwerk, auf dem sowohl die ‚dunklen‘ als auch die ‚hellen‘ Lieder eine wichtige, komplementäre Rolle spielen.“

Befragt, ob es aufgrund der seit circa zwei Jahren - pandemisch - oftmals zusätzlich zur Verfügung stehenden Zeit für Kreatives auch knifflige Arbeits-Passagen gab, weil sich die Beteiligten noch tiefer reinknien konnten ins Ganze, erzählt Joran:

„Es ist nicht ganz richtig, dass alle Menschen neuerdings mehr Zeit haben für Kreatives. Ich selbst hatte so wenig Zeit wie noch nie, komme so aber fokussierter zu Ergebnissen, wie zum Beispiel dem Coverkonzept.“

Skaldir legt diesbezüglich nach: „Ich denke, unsere Songwriting-Abläufe sind nicht so stark vom Umfeld geprägt. Bei anderen Bands, die eher gemeinsam komponieren, kann das natürlich vorkommen. Da wir unsere Songs zum Großteil separat schreiben, braucht es immer genau so lange, bis man selbst zufrieden ist.“

Aus Nicos Sicht hingegen waren vor allem die Bandfotos diesmal knifflig zu bewerkstelligen.

„Wir hatten in unserem Zeitplan nicht bedacht, dass das Shooting im Hochsommer stattfinden würde. Unsere Band-Outfits bestehen aus langen Kleidern und Mänteln. Es war sehr heiß! Aber auch das haben wir geschafft. Dank einer guten Maske ist kein Schweißtropfen auf den Fotos zu sehen.“

Die Band-Zusammenarbeit lief wie gewohnt ab, vor allem dank mannigfaltiger digitaler Möglichkeiten - Nico bilanziert: „Hybrides Arbeiten ist für uns nicht neu, wir verfahren schon länger so. Insofern hat uns die Pandemie gar nicht so stark aus der Bahn geworfen, da hatten wir Glück. Natürlich ist es immer besser, einen Sparringspartner im Studio zu haben, der oder die ein direktes Feedback geben kann. Gerade die finale Produktionsarbeit funktioniert nur dann wirklich performant, wenn wir uns persönlich im Studio treffen.“

Skaldir fügt an: „Ja, wir haben früher schon viel Online-Austausch betrieben, da wir schon seit längerer Zeit in Deutschland verteilt leben. Insofern war es für uns keine große Hürde mehr. Wir haben die Regel, dass jeder Songwriter oder Songwriterin abschließend entscheiden darf, wie der Song klingen soll. Dennoch ist es immer schön und interessant, die Ideen der Mitmusiker kennenzulernen und diese dann auch in den eigenen Song umzusetzen, sei es im Arrangement oder auch im Mix. Manchmal haben ‚Außenstehende‘ einen ganz anderen Blick auf ein Lied, an dem man vielleicht bereits seit Monaten arbeitet.“

Tiefer interessierten Hörerinnen und Hörern geben Elane in ihrem Bandpodcast „Wir und Elane“ Einblicke in ihre Produktionsarbeit, wie Nico informiert, um dabei noch von Skaldir assistiert zu werden:

„Wir haben ja bereits letztes Jahr vorab ein Musikvideo zum Song ‚Something Else‘ veröffentlicht. Beim Dreh im Herbst hatten wir viel Glück mit dem Wetter, jedoch war es teilweise schon relativ windig. Einige Szenen haben wir mit einem Quadcopter gefilmt, welcher hoch über den Baumwipfeln flog. In dieser Höhe war es allerdings derart windig, dass der Quadcopter plötzlich vom Wind weggetrieben wurde und selbstständig hin und her flog. Leichte Panik brach aus, aber schließlich gelang es uns die Kontrolle wiederzuerlangen. Bei der ganzen Aktion lief die Aufnahme übrigens weiter. Die zufällig entstandenen Bilder waren so gut, dass sie im Video zu sehen sind.“

© Markus Eck, 16.10.2022

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