Interview: | DECEMBER |
Titel: | Vertrauen ins Risiko |
Ihr aktuelles Albumgemetzel „The Lament Configuration“ ist ein abartiges Manifest an oberbestialischem und Hardcore-lastigem Metal.
Und December, ein schlagkräftiges US-Knüppelquartett aus Nevada, hauen mächtig auf den Putz. Gegründet im späten Jahr 1995, resultierten die Bemühungen der Band schon recht bald in eigenem Songmaterial. Welches live dann auch ziemlich schnell auf Herz und Nieren geprüft wurde: Nämlich, als December nachfolgend für solch durchgeknallte Sound-Sickos wie etwa Neurosis, Dillinger Escape Plan, Drowningman, V.O.D. und auch Today Is The Day eine ganze Reihe höllischer Gigs eröffneten.
Dermaßen ungewöhnlich schnell routiniert, veröffentlichte der aggressive Vierer auf diversen amerikanischen Independent-Labeln bald darauf das 1996er Debütalbum „Rise Of The Fall“ und dessen zwei Jahre später erschienenen Nachfolger mit dem programmatischen Titel „Praying, Hoping, Nothing“. Die Scheiben etablierten December als feste Institution in Sachen markerschütterndem musikalischem Terror.
Davon bekam auch der berüchtigte Pornographie-Verleger und Label-Inhaber Matt Zane Wind und nahm diese vielversprechenden Lärmbestien unter Vertrag.
Auf seiner Plattenfirma Inzane Records erschien darauffolgend die remasterte Version von „Praying, Hoping, Nothing“, mit neuem Frontcover-Artwork.
Doch irgendwie entwickelten sich die Dinge dort bei Zane, der genug mit seinen üblen Schmuddelstreifen zu tun hatte, auch nicht so recht nach dem Gusto der Boys.
Zitat Zane: „I use December´s music to get my actresses psyched up to do really brutal anal scenes!” (...) Bedauerlich kranker und abstoßender Zeitgeist.
Und so schrieben die vier Rabauken im Januar 2001 während einer Tour mit Crowbar, S.O.D., Skinlab und Hateplow an der Westküste der Staaten entlang neues Material für ein 4-Track-Demo. Welches jetzt zum Deal mit Earache Records führte. December-Saitenschrubber Julian Peach berichtet für Metalmessage aus seinen Reihen.
„Wir kommen aus Reno, Nevada. Von dort aus taten wir uns eigentlich schon immer recht schwer, die Leute auf der Welt zu erreichen. Bei uns geht ja eigentlich immer recht die Post ab, aber trotzdem sind wir jetzt sehr froh, bei unserem neuen Label untergekommen zu sein. Endlich haben wir somit auch einen vernünftigen Vertrieb, der unsere CDs weltweit vertreibt. Das wurde ehrlich gesagt, auch allerhöchste Zeit. Wir haben derzeit sozusagen vollstes Vertrauen ins Risiko eines Neubeginns.“
December bestehen ja nun schon seit über sieben langen Jahren und die Band hat auch so einige Mitglieder verschlissen. „Von der Originalbesetzung sind nur noch Sänger Mark Moots und Drummer Jason Thomas übrig. Ich kam als Gitarrist vor sechs Jahren dazu, während unser Basser Asa Dakin seit nunmehr zwei Jahren in der Band ist.“
Der wirklich barbarische und unbarmherzig-harte Gesamtsound der amerikanischen Brutalos entspringt ausgesprochen überzeugten Herzen. Julian offenbart:
„Obwohl wir als Individuen alle sehr verschieden sind, halten wir es nun doch schon seit sehr langer Zeit miteinander aus. Das liegt nicht zuletzt auch an den gemeinsamen Vorlieben für härteste und gleichsam abgedrehte Sounds. So sind wir über die Jahre auch eine Gruppe einfach guter Freunde geworden, welche in erster Linie die grenzenlose Passion für die eigene Musik teilt. Insgesamt gesehen, sind wir schon ein ziemlich verrückter Haufen. Das ist aber für die Art von Krach, wie wir ihn machen, auch zwingend erforderlich.“
Bisher hatten die vier Keulenmeister ausnahmslos Glück mit den Reaktionen der Presse auf ihre Produkte, wie Julian berichtet.
„Ja, wir hatten bisher wirklich nur positive Presse für unsere Alben. Auch `The Lament Configuration` erhielt bis jetzt – von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen – fast nur gute Kritiken.“ Und darüber sind sie auch verdammt glücklich:
„Es ist für uns alle in December schon immer wieder echt ergreifend, wie die ganzen Leute dort draußen unser Zeug so toll finden können. Ich meine, wir sind eigentlich gar keine pflichtbeflissenen Songwriter, die jeden Abend in der stillen Kammer ihren künstlerischen Impressionen freien Lauf lassen und bis in die frühen Morgenstunden an ihren Songs feilen. Sondern wir treffen uns einfach regelmäßig zu dröhnenden Rehearsals, stöpseln die Gitarren an und lärmen unbeschwert drauflos. Und wir werden diese Arbeitsweise zukünftig auch beibehalten, denn dabei kommen mitunter sogar recht brauchbare Songs raus“, scherzt der Gitarrist.
Er hat derzeit schließlich auch allen Grund dazu, bester Dinge zu sein. „Einige unserer Fans, die das neue Album bisher gehört haben, schrieben uns gleich eine ganze Latte an E-mails, in denen sie uns begeistert mitteilten, `The Lament Configuration` sei unser bisher bestes Material. Was wollen wir also derzeit mehr?“
Die Band hat es sich nach der langen Durststrecke in Sachen Popularität auch mehr als verdient. Denn hier in Deutschland hat doch bisher wohl kaum einer ein Wörtchen von December gelesen, geschweige denn einen Song gehört.
„Wir wollen auch schon bald auf Tour gehen. Und obwohl im Moment noch keine konkreten Pläne dafür unter Dach und Fach sind, wollen wir jetzt im März 2002 recht schnell auf Tour hier in den Staaten gehen und unseren Anhängern Feuer unter die Ärsche machen. Und dann erhalten wir hoffentlich endlich auch einmal die Chance, über den Atlantik zu schippern und auch andere Länder mit unseren Songs zu beglücken. Schließlich wollen wir auch endlich mal was von der weiten Welt sehen.“
© Markus Eck, 31.01.2002
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