Interview:	COLD IN BERLIN
Titel:	(Ent)Spannung

Das neue Album „Wounds“ zeigt die Londoner Doom Goth Rocker gewohnt wagemutig, was den individuellen Mix des Vierers um Sängerin Maya nicht nur mit Post-Punk-Nuancen und treibendem Krautrock präsentiert.

Selbst mit Synthesizern und Free-Jazz-Bläsern stürzen sich Cold In Berlin kopfüber ins eigene Klanguniversum, in welchem diesmal auch ungewöhnliche Rhythmen zu erleben sind.

Das vorherige Album „Rituals Of Surrender“ wurde im Covid-Jahr 2019 veröffentlicht und dessen Titel damit inmitten der Pandemie zu einer Art „Erfüllende Prophezeiung“ für die Band.

Gitarrist Adam: „Ja, hoffentlich kommt es nicht wieder zum Weltuntergang! Wir hatten das Glück, Ende 2019 zunächst noch einige Album-Release-Shows für ‚Rituals of Surrender‘ zu spielen, aber unsere späteren Tourneen wurden abgesagt. Wir haben 2023 wieder mit den Proben begonnen, mit der Absicht, diesmal etwas anders vorzugehen.“

Maya ergänzt: „‚Wounds‘ ist das nächste Kapitel für Cold in Berlin, ‚Rituals‘ war ein ganz anderes Album. Beide sind sehr typische Cold-In-Berlin-Alben, aber ‚Wounds‘ gab uns die Möglichkeit, etwas Neues auszuprobieren. Es war spannend, die Songs zu schreiben und aufzunehmen, und ich denke, sie spiegeln eine Entwicklung für uns wider.“

Maya wollte mit diesem neuen Album wirklich, wie sie sagt, dass die Zuhörer in jedem Song eine starke weibliche Präsenz finden.

„Ich wollte die Menschen dazu bringen, darüber nachzudenken, was sie in sich tragen und was das für sie und andere bedeutet.“

Für Bassist Lawrence Wakefield ist „Wounds“ jetzt musikalisch um einiges vielfältiger, wie er zu berichten weiß.

„Es gibt viel mehr Experimente mit Instrumentierung und Form. Es gibt keinen Track auf diesem Album, der zu irgendetwas gepasst hätte, was wir zuvor gemacht haben“, und Adam erachtet es als das bislang kollaborativste Album: „Alle vier Mitglieder haben so viele Ideen in die Proben eingebracht.“ 


Das neue Liedgut der vier Engländer könnte dabei origineller und abwechslungsreicher nicht sein - Maya bilanziert nickend:

„Wir haben alle einen ziemlich eklektischen Musikgeschmack, und ich denke, das spiegelt sich in diesem Album wider. Wir haben eine sehr klare Post-Punk- und Doom-Grundlage, auf der wir aufgebaut haben. Ich denke, wenn man das Glück hat, mit Leuten Musik zu machen, die verstehen, wie man arbeitet, sich gegenseitig verstehen und dem Prozess vertrauen, kann im Proberaum etwas ganz Besonderes passieren, sogar Dinge, die man nicht einmal plant – man muss bereit sein, zu sehen, was in diesem Raum entsteht.“

Drummer Alex Howson fügt an: „Während der Pandemie haben wir uns mit Krautrock beschäftigt, die meisten unserer Proben nach dem Lockdown waren Krautrock-Jam-Sessions. Der Motorik-Rhythmus des Krautrock erzeugt Spannung, und der Doom sorgt für Entspannung. Es war eine befriedigende Formel, mit der wir herumspielen konnten, da diese Stile weniger unterschiedlich sind, als man vielleicht denkt. Es hat allerdings etwas Arbeit gekostet.“

© Markus Eck, 29.10.2025

Photo Credit: Rupert Hitchcox

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