Interview: | CIGARETTES AFTER SEX |
Titel: | Aus der Mystik des Herzens |
Ja, die Liebe und die Liebe zur Liebe - dieser bewegende Kontext ist auch auf dem dritten Album das ganz, ganz große Thema von Frontmann Greg Gonzalez - aber, wie könnte der zutiefst romantische Gefühlspoet mit der sanften Ader auch anders? 2008 im texanischen El Paso gegründet, nahmen Entwicklung und Erfolg seiner Band einen der vorstellbar ungewöhnlichsten Verläufe - auch stilistisch.
Mit ihrem beseelt-verträumten Mix aus federsanft schwebendem Ambient Pop, balladesker Indie Rock-Weltflucht und wonnig entrückenden Shoegaze-Hypnosen verbuchen Cigarettes After Sex mittlerweile so einige Rekorde in Genrechroniken - auch der neue Langspieler „X’s“ wird umfangreich würdigende Meriten erhalten.
Während es zuvor noch um multiple Beziehungsgeschichten ging, dreht sich „X’s“ zur Abwechslung nur um eine, die jedoch ganze vier, sogar fast fünf Jahre dauerte, wie Greg in aller unaufgeregten Offenheit wissen lässt. Abgründige Tiefe ist dabei schwer angesagt:
„In den neuen Kompositionen singe ich tatsächlich über mich in der ersten Person. Diese Beziehung, die ich auf dem Album thematisiere, hat mir viel gegeben aber auch viel abverlangt, wie das eben so ist, wenn zwei Menschen sich derart aufeinander einlassen. Diese Zweierbeziehung war intensiv. Sie wird mir auch immer ausgeprägt im Gedächtnis bleiben. Teils habe ich die Texte der Lieder faktisch umgesetzt, teils verfasste ich Erlebnisse und Gefühle auf poetische Weise. Ich finde die Mischung sehr interessant, eine gute Balance. Insgesamt sehr reizvoll, wie ich denke - ein ganzes Album voller Stücke, welche von einer einzigen und damit auch einzigartigen Partnerschaft erzählen.“
Auch für ihn selbst stellt es de facto zwar eine der schwierigsten Fragen dar, wenn jemand erklärt haben möchte, was es mit den neuen Songs darüber hinaus auf sich hat bzw. was genau für Musik Cigarettes After Sex eigentlich machen.
Doch der Sänger mit der bezirzend androgynen Stimme lächelt dazu milde:
„Ich nenne die Lieder einfach ‚Love Songs‘. Romantische Musik eben. Soft Rock? Dream Pop? Eher nicht. Ich erachte diese neuen Kompositionen viel eher als klassische Liebeslieder, wie man sie aus der Vergangenheit kennt. Man erinnere sich an die Everly Brothers zum Beispiel oder die guten alten Rührstücke auf Motown Records.“
Der auch an der Gitarre tätige Bandleader selbst bejaht die nahe liegende Frage, ob er sich sich selbst als eine erzträumerische Natur sieht. „Absolut, und das auch schon ganz klar seit meinen Kindertagen. Nächtliche Träume, die in Tagträumen weitergeführt werden, ich kenne es allzu gut. Ich finde es einfach wunderbar, sich träumend zu bevorzugten Plätzen etc. zu begeben - es können imaginative Welten sein oder auch Orte, Plätze, Stellen bzw. Begebenheiten, wo man selbst bereits zugegen war. Ich finde das alles ebenso relevant wie ergiebig für mein Seelenleben als auch meine Kreativität als Songschreiber.“
Exotische Plätze habe es diesem so sensiblen Geist dabei ganz besonders angetan, wie er mit besonnener Stimme formuliert. „Und diese Vorliebe wurde durch unsere Touren in Länder noch einmal mehr intensiviert, wir spielten ja bereits auch wirklich großartige Konzerte in Ländern wie Chile, Ägypten und sogar Indonesien. Nächstes Jahr haben wir vor, in der südafrikanischen Hauptstadt Kapstadt zu spielen, ich empfinde solche Konzertreisen immer wieder aufs Neue mindestens positiv aufregend bis teils regelrecht magisch.“
So einige werden da sich denken, wie ein so sensitives Gemüt wie Gonzalez sich in massiv belebten, vielfach hektischen Großstädten so fühlen mag. Diese Frage gefällt ihm:
„Es ist eigentlich lustig, denn ich bin gar nicht so der manisch zurückgezogen lebende Typ und Künstler, den viele aufgrund meiner Musik in mir vermuten möchten. Aktuell halte ich mich beispielsweise in einem hochgradig begrünten und auch insgesamt sehr stillen Vorort von Hollywood auf, wo alles so malerisch und von Schönheit geprägt ist, es erinnert mich an ein Städtchen in den Bergen. Fünf Minuten Fahrt allerdings, und man ist mitten drin in Hollywood - der legendäre Sunset Strip, das berühmte Rainbow etc. Die Leute hier pulsieren auf allen Ebenen mit einer bemerkenswerten Energie sinnbildlich 24/7. Und die Wahrheit ist: So sehr ich das Eine schätze, so sehr tut mir das Andere gerade merklich gut! Letztlich möchte ich also nicht zu weit weg von einer Großstadt leben.“
Die zehnteilige Trackliste auf „X’s“ offenbart, dass sich bis auf zwei über vierminütige Ausnahmen ausschließlich Dreiminüter eingefunden haben.
Von der Bezeichnung „Maximal komprimierte Gefühlsbomben“ möchte der Sänger lieber abweichen, da gefällt ihm das Motown-Thema und -Schema schon besser.
„Ich habe über die Jahre gemerkt, dass zeitlose Songs auf diese zeitliche Weise einfach am besten funktionieren im zuhörenden Menschen. Der klassische Popsong dauert nicht von ungefähr zwischen zweieinhalb bis dreieinhalb Minuten - und es ist auch perfekt, wenn in dieser Zeitspanne alles Essentielle passiert, wenn es zwischen den konträren Polen Schönheit und Tragik, und auch so vielem dazwischen, möglichst unterhaltsam und funktional aufbereitet wird. Genau nach dieser ganz speziellen musikalischen Kraft hielt ich sozusagen Ausschau.“
Ganz wichtig ist dem Musikus dabei, so proklamiert er, der durchdachte Aufbau in den Liedern.
„Und dies vor allem, was die Strukturierungen an sich sowie den markanten Bereich Pre-chorus und Chorus angeht, auch die Bridge muss da einfach unbedingt stimmen, stimmig sein. Doch ich beschäftige mich auch bisweilen gerne mit dem Gegenteil, also überlangen Stücken. Aus dem direkten Vergleich, also aus der Gegenüberstellung kann man viel lernen. Wer mich als Mensch näher kennt, der weiß wohl, dass ich eine ziemlich obsessive Natur bin, was Musikhören betrifft - und das gilt dann natürlich auch für mein Vorgehen als Songwriter. Ich lege also gigantischen Wert auf vermeintlich kleine Details. Ich nenne dazu meine Hörvorliebe für die nonkonformen Sachen - insbesondere am Piano - des Komponisten Morton Feldman zum Beispiel, der mit Überlängen seiner Werke für einigen Gesprächsstoff zu sorgen verstand.“
Das Komponieren und Ausarbeiten der neuen Songs für „X’s“ war für ihn aufgrund der real er- und durchlebten Gefühlsskalen eine eher natürlich vor sich gehende kreative Tätigkeit, wie Greg sagt.
„Auf der Notenseite ging das ja doch eigentlich relativ gut voran - anders sah es da schon bei den Texten aus. Mein Gehirn funktioniert ohnehin schon ‚musikalisch’, ich denke in musikalischen Bahnen, wie ich es gerne zu umschreiben pflege, was mir das reine Komponieren eher leichter, gewissermaßen fließender macht. Dazu dann aber die genau passenden Worte und Zeilen zu erdenken, das bereitet mir bisweilen echt Kopfzerbrechen. So hat das Texten diesmal auch länger gedauert als das Komponieren. Man muss sich das also bei mir wirklich so vorstellen, dass ich, wenn ich den das Glück habe, einen Songtext in ein paar Stunden komplett fertig zusammenhabe - für andere wiederum benötige ich aber auch dann mal ganze Monate.“
© Markus Eck, 14.06.2024
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