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Interview: CHILDREN OF BODOM
Titel: Zurück zu bewährter Stärke

Nach dem 2015er „I Worship Chaos“ beglücken die finnischen Melodeather ihre Jünger endlich wieder mit einem weiteren Album.

Und „Hexed“ wartet vor allem mit überraschend flüssiger Eingängigkeit, vollmelodischer Frische und umfangreicher, oftmals wieselflink gezockter Strukturdynamik auf! Obwohl Sänger und Gitarrist Alexi ‚Wildchild’ Laiho aufgrund einer Erkältung leicht kränkelt, sprudeln seine Statements in vollem Redefluss.

„Ich bin verdammt happy mit dem neuen Release! Vor einem halben Jahr fand das Mastering statt, und ich konnte das Ding mal so richtig im Gesamten hören, wobei mir schon ziemlich schnell bewusst wurde, dass dieses Album ein Knaller wird. Und das Feedback von vielen Leuten, die ehrlich zu mir sind, bestätigt das auch voll und ganz. Doch man weiß ja nie. Hoffentlich sieht das die Mehrheit unserer Fans und Follower ebenso. Ich bin jedenfalls schon mächtig gespannt darauf.“

Auf die aktuelle, überfällig potenzierte Kultivierung der guten alten Tugenden seiner 1997 gegründeten Truppe angesprochen, zeigt der Frontmann vollstes Verständnis.

„Ich weiß genau, was gemeint ist. Und es macht mich froh, das zu hören. Es stimmt schon, die neuen Melodien sind einfacher und leichter zu erfassen, was den Großteil der Songs zugänglicher als zuvor macht. Es ist natürlich auch für uns schwerer geworden, etwas Einzigartiges zu bieten. Als wir Ende des letzten Jahrtausends unser zweites Album ‚Hatebreeder‘ veröffentlichten, auf dem wir unseren Sound erstmals auf die Spitze trieben, staunte die Rock- und Metalwelt noch sehr darüber. Nachfolgend wurden wir von unzähligen Bands geradezu kopiert und heute scheint so eine speedige und virtuose Spielweise beinahe Standart im melodischen Death Metal zu sein. Zwischen damals und heute ist in den 20 Jahren ja sagenhaft viel passiert. Und so einiges ist nicht unbedingt einfacher geworden, natürlich auch für uns. Umso froher bin ich aber nun, dass wir als Gruppe wieder zu voller Spielfreude gefunden haben!“

Gerade an ihm selbst, so offenbart Alexi, gingen diverse Entwicklungen in der Schwermetallwelt nicht spurlos vorbei. Vieles raubte ihm in der Vergangenheit sogar zeitweilig einen Großteil der ursprünglichen Freude daran. Und so einiges hat er sogar zu hassen begonnen. Klartext:

„Für meine Auffassung hat da einfach viel zu viel Nonsens Einzug gehalten, so richtig los ging das mit dem für alle verfügbaren Internet. Der Rest dieser partiell so unseligen Entwicklung sollte wohlbekannt sein. Egal, ob es jetzt die Kopie der Kopie der Kopie ist, die den Fans als neue Offenbarung angepriesen wird oder ob sich Musiker unerträglich selbst inszenieren. An manchen Tagen konnte und kann ich es schier nicht mehr sehen. All die Klischees, gerade auch aus Skandinavien - bis zur Unkenntlichkeit wurde der einst so prachtvolle Underground unserer Musik verzerrt.“

Erst einmal zu dem Thema in Fahrt gekommen, lässt sich der Saitenschrubber nicht mehr ausbremsen.

„Das, was Mayhem und Emperor beispielsweise damals begannen, das Dunkle, Satanische und auch Okkulte, ist zum reinsten Konsumgut verkommen. Man verstehe mich hier nicht falsch, ich bin keiner, der Trends grundsätzlich verabscheut. Ich liebe Dimmu Borgir, ich liebe Cradle Of Filth und ich gönne ihnen den Erfolg auch von ganzem Herzen. Aber die Massen von Nachahmern … genau wie bei uns. Und die meisten davon posten auch noch den ganzen Tag auf den sozialen Medien und Netzwerken ganze Bilderfluten von dem, was sie essen etc. So war das ursprünglich garantiert nicht gemeint von den Vorreitern! Mir kommt es oft so vor, als dass sich die Wenigsten selbst dabei überhaupt noch richtig ernst nehmen. Grausam zu erleben, qualvoll auszuhalten“, kommt es mit einem lapidaren Lachen über die Lippen von Mr. Wildchild.

Als der überaus angeregte Dialog schließlich zum Hintergrund des neuen Albumtitels übergeht, gerät der Gesprächspartner in helle Mitteilungsfreude.

„‚Hexed‘ ist ein Begriff, den ich für so einige Belange nutzen kann, in denen etwas ‚wie verhext’ schief läuft. Es gibt solche unglaublichen Tage. Einmal auf dieser Schiene, scheint alles, was man sagt, tut oder erlebt, einfach nur noch negativ zu sein. Es gibt in unserer Historie viele Lieder, die sich darum drehen. Daneben hatte ich schon immer ein Faible für Hexerei und Magie! Das reale Leben mitsamt seinen mannigfaltig beschwerenden Aspekten lässt sich eben prima mit solchen Themen verbinden. Nicht von ungefähr verbanden und unterlegten die Menschen gerade in den früheren Epochen ihr Dasein damit, wenn sie sich Dinge und Gegebenheiten partout nicht erklären konnten. Für mich persönlich ist es eben mehr als nur ein Klischee oder eine ‚hippe‘ Art der Präsentation unserer Musik. Ich begrüße jeden, der mich auf dieser Ebene so versteht, wie ich es intentional meine. Insbesondere der Titelsong und die Nummer ‚Hecate's Nightmare‘ beispielsweise stehen dafür absolut repräsentativ.“

© Markus Eck, 23.02.2019

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