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Interview: BROCELIAN
Titel: Um der Leidenschaft willen

In einer teils überraschend kraftvoll legierten Schnittmenge aus opulent arrangiertem Melodic Metal und symphonisch begleitetem Rocksound bewegen sich die Münchner Brocelian. Seit 2008 ist die vierköpfige Formation aktiv, 2014 erschien das Debütalbum „Lifelines“. Für den aktuellen Nachfolger „Guardians Of Brocéliande“ wurden die Eckpfeiler des eigenständigen Klangbildes höher und massiver aufgestellt.

Sängerin Susan fühlt sich angenehm nervös, wie sie hinsichtlich der neuen Veröffentlichung bekennt. „Ich freue mich so sehr, ‚Guardians Of Brocéliande‘ endlich der Öffentlichkeit präsentieren zu dürfen! Anders als bei unserem Debüt haben die Fans, Freunde und Bekannte aus der Szene sehnsüchtig auf neue Musik von uns gewartet und wir sind daher positiv gespannt wie das neue Album angenommen werden wird. Ich erlebe es so, wie Freunden, die einem etwas bedeuten, ein Geschenk zu machen - da möchte man sich einfach mitfreuen!“

Der Metal hat ihr Leben im positiven Sinne auf den Kopf gestellt, so weiß sie weiter zu erzählen.

„Metal hat mir in schweren Zeiten geholfen wieder aufzustehen, Metal hat auch immer tolle Momente in meinem Leben begleitet! Der intensive Ausdruck und die Art sich auch mit schwierigen Themen auseinanderzusetzen, haben mich dazu bewegt selbst Metal zu machen. Hier stehe ich nun!“

Andere Sängerinnen und auch stilistisch ähnliche Bands sieht Susan ganz und gar nicht als Konkurrenz.

„Im Gegenteil, meine Bandmates und ich pflegen mit vielen Gleichgesinnten aus der Symphonic-Szene die Freundschaft und unterstützen uns gegenseitig. Die neuen Songs sollen unsere Freude an Musik für den Hörer ganz natürlich transportieren, völlig frei von irgendwelchen kommerziellen Gedanken.“

Axeman Alex, der die Band damals gegründet hatte, sagt Susan, schreibt zum überwiegenden Teil die Instrumentals und sie als Vokalistin die Gesangsmelodien und Texte. „Wir haben über Genregrößen wie Nightwish und Within Temptation den Einstieg in den Metal gefunden. So üben diese zweifellos ihre musikalischen Einflüsse auf Brocelian aus. Darüber hinaus haben wir aber auch viele Einflüsse aus dem Power Metal, Rockmusik, Filmmusik, Barock und Romantik in unseren Kompositionen. Alex ist zum Beispiel ein Fan der frühen Werke von Stratovarius und Accept. Ich hingegen wurde sehr von Evanescence, Lacuna Coil, aber auch von Bach und Vivaldi geprägt. Ich finde, dass Alex wundervoll klassische Gitarre spielen kann. Wir haben es uns auch nicht nehmen lassen, dies gezielt in die Stücke einzufügen.“

Auf dem neuen Album kommen vor allem reale Ereignisse und persönliche Gedanken und Gefühle zum Tragen. So flossen auf lyrischer Ebene auch viele persönliche Gefühle mitsamt diversen Hintergrundgeschichten in die neuen Lieder mit ein, sogar noch viel mehr als es auf dem Debüt der Fall war, so ist zu erfahren.

„Beim Titelsong haben aber auch die Legenden um den namensgebenden Wald Brocéliande, Artus, Merlin und die Herrin vom See ihren Einfluss. Aber in all unserer Musik findet sich der Zauber und die Muse von Brocéliande.“

Thematisch möchten sich Brocelian selbst jedoch keinerlei Einschränkungen auferlegen, postuliert Susan.

„Das wäre auf Dauer auch langweilig und einseitig. Ich habe besagte Stimmungen und Stories textlich direkt aufgegriffen - wie beispielsweise das Thema der bedingungslosen Freundschaft in ‚A Life For You‘ oder Gedanken über bestimmte Personen in ‚The Signs‘ oder ‚Now It’s Time‘. Eine spezielle Lebenssituation wird in ‚Escape From Alcatraz‘ beschrieben, bestimmte Erinnerungen werden in ‚Summer Days‘ kultiviert. Es geht aber auch um ganz allgemeine, weltliche Themen wie in ‚Wrath Of Nature‘. Vor allem der Titelsong ‚Guardians Of Brocéliande‘ ist eine Hommage an die Metalszene, wie wir immer zusammenkommen, zueinander stehen, gemeinsam erleben, für unsere Welt einstehen und Spaß haben sollen. Das verdeutlichen hierin auch die mit augenzwinkernder Absicht stereotypisch gehaltenen Lyrics.“

Alex, Schlagzeuger Andi und sie selbst waren schon immer der harte Kern von Brocelian, so die Frontfrau.

„Wir haben vieles – sowohl gute als auch sehr schwierige Zeiten – gemeinsam durchlebt. Wie in jeder funktionierenden Beziehung schwebten wir nicht ununterbrochen im siebten Himmel, sondern hatten auch so manche Talfahrt. Aber umso mehr hat es uns zusammengeschweißt. Mit unserer neuen Geigerin Katrin sind wir froh, wieder jemanden gefunden zu haben, der gut zu uns passt und auch für den Metal brennt. Ich habe das Gefühl, dass wir vier jetzt noch viel mehr eine Einheit und ein Team sind, was auch live auf der Bühne für noch bessere Stimmung zu sorgen vermag.“

Gerade bei der Arbeit an „Guardians Of Brocéliande“ haben Brocelian laut Susan gemerkt, wie wichtig es ist, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die mit Leidenschaft anpacken. „Mit Alexander Krull und Thorsten Bauer vom Mastersound Entertainment Studio haben wir zwei tolle Menschen an unserer Seite in Sachen Produktion gehabt, die aus reiner Liebe zur Kunst ihr Wissen, Können und Herzblut investiert haben. Auch alle Gastmusiker machten aus Freundschaft und Freude an Musik mit und haben alles gegeben! Herzlichen Dank an dieser Stelle an das Team unseres Labels Massacre Records, auch sie gehören zu diesen Menschen dazu, die ihr Ding mit Überzeugung und Liebe durchziehen!“

Druck und Erwartungen haben Susans Meinung nach durchaus als jeweiliger Motivator ihre Berechtigung und diese Faktoren werden von ihr auch nicht verteufelt, sagt sie.

„Es sollte aber nicht die Oberhand gewinnen. Kreativität kann man nur freien Lauf lassen, wenn auch die Gedanken frei sind und nicht durch negativen Druck und Angst vor Zurückweisung und Versagen niedergedrückt werden. Der Wind treibt dein Segel, aber der Sturm bringt dein Schiff zum Kentern.“

Nachdem Brocelian nun schon seit einigen Jahren zusammen Musik machen, wie bilanziert wird, zieht sich der zusammen erarbeitete Stil durch alle neuen Nummern wie ein roter Faden.

„Der bedachte Einsatz an Orchestern und Sologeige sowie einprägsame Gitarrenriffs, -soli und Gesangsmelodien blieben erhalten. Ebenso wie ein reines Akustikstück. Auf ‚Guardians Of Brocéliande‘ kommen jetzt aber auch schnelle, treibende Nummern dazu, zwei Gesangsduette und ein paar Textpassagen auf Französisch und Latein.“

Ihrer Meinung nach muss Musik Emotionen wecken und bewegen.

„Da uns auch das Performen auf der Bühne und der Spaß mit den Fans sehr wichtig ist, haben wir für ‚Guardians Of Brocéliande’ vor allem ein Augenmerk darauf gesetzt, mitreißende, mitsingbare und tanzbare Songs zum Besten zu geben.“

Es wird insgesamt definitiv sehr abwechslungsreich, weiß die Dame umgehend zu ergänzen.

„Neben eingängigen Midtempo-Stampfern und folkig-epischen Songs gibt es straighte Rock- und Power Metal-Hymnen samt melancholischen Balladen - Liebhaber des Symphonic Metal sollten also voll auf ihre Kosten kommen.“

Ebenso authentisch wie in ihren Liedern geben sich die außerordentlich sympathischen Fantasy-Seelen auch auf der Bühne. „Was wir auf ‚Guardians Of Brocéliande’ besingen, meinen wir ehrlich! Wir kommen zusammen und machen die Show zu einem gemeinsamen Erlebnis, an welches wir uns als Musiker gerne zurückerinnern und es hoffentlich auch die Fans so empfinden.“

© Markus Eck, 25.06.2019

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