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Interview: BLOODTHORN
Titel: Endlose Abgründe der Seele

Bloodthorn, ein schaurige Szenerien assoziierender Name für eine Black/Dark Metal Band, welche jetzt mit ihrem aktuellen Follow-Up zum 1997er Debütalbum „In The Shadow Of Your Black Wings“ zeigt, dass in einer düstermorbiden Klangwelt durchaus auch geräumiger Platz für musikalisch anspruchsvolle Vielfalt sein kann.

Was sich auf der letztjährigen, 1998er Split-LP mit den Labelmates ...And Oceans im elegischen Soundkonstrukt der norwegischen Blutdornen schon ankündigte, findet jetzt auf Bloodthorn´s neuem Album „Onwards Into Battle“ seine vorläufige Entsprechung.

Doch lassen wir hier Bassist Harald, der sich im Gespräch als überaus freundlicher Zeitgenosse entpuppt, etwas Licht in die modrige Dunkelheit bringen, welche „Onwards Into Battle“ umgibt.

Gratulation, Harald! Eure neue CD ist eine sehr pompöse und überraschend abartig dunkle Oper scheinbar endlos andauernder Agonie geworden! Der Tieftöner freut sich:

„Danke für die Blumen. Das sehen wir in der Band genauso. Es war unser größtes Bestreben, eine abgrundtiefe Aura ewiger Lichtlosigkeit in unserer Musik zum Ausdruck kommen zu lassen. Und wir haben verdammt hart an den neuen Songs gearbeitet. Ganze drei Wochen waren wir in den schwedischen Mega Studios zugange – in welchen auch schon Anata, Sundown und Old Man´s Child aufnahmen – und verbrachten eine zwar stressige, aber doch wundervolle Zeit dort.“

Das fokussierte Ziel haben Bloodthorn zweifelsohne erreicht. Die neuen Tracks sind sehr sauber durcharrangiert und reflektieren das von Harald genannte Vorhaben gar prächtig.

Mehr Schmerzschwärze hat sein langem kein Tonträger dieses Metiers mehr aus den Boxen spritzen lassen.

Laut Harald wurde die Produktion von „Onwards Into Battle“ bewusst auch etwas rauer gestaltet, um die erforderliche aggressive Grundstimmung des Albums zu forcieren:

„Das war auch unbedingt erforderlich, um dem Ganzen einen karg-eisigen und vor allem hochdramatischen Spannungsbogen zu injizieren.“ Und diesen spannen Bloodthorn stellenweise schon sehr weit. „Onwards Into Battle“ enthält glücklicherweise aber auch ebenso viele besinnliche und auflockernde Momente, die mit großartigen Melodiekreationen aufwarten können.

Harald erklärt: „Damit wollten wir dem mitunter in den Songs vorhandenen krassen musikalischen Kontrast von Gut und Böse pulsierendes Leben einhauchen. Unser Sänger Krell sang seine Vocals deswegen diesmal auch besonders brutal ein. Dem entgegen konträr agierte Christine, unsere Engelsstimme bei Bloodthorn, auf `Onwards Into Battle` mit der anmutigen Sanftmut einer scheuen Elfe. Sie intoniert das Gute und die Hoffnung.“

Atmosphäre scheint sowieso ein herausragender Trumpf bei Bloodthorn zu sein.

„Das neue Album reißt wirklich die tiefsten und schrecklichsten Abgründe der menschlichen Seele auf. Es zieht die Hörer endlos tief mit hinunter, so dass keiner davon unbeirrt bleiben kann.“

„Onwards Into Battle“, der aktuelle Albumtitel, ist für Bloodthorn von symbolischer Bedeutung, wie der Bassist nachfolgend offenbart.

„Er symbolisiert für uns die große Schlacht in der fesselnden Bloodthorn Saga. Eine Schlacht, in welche die schon auf der Vorgängerscheibe `In The Shadow Of Your Black Wings` besungenen Unterdrückten, welche im Bloodthorn Tower eingesperrt ein sehr tristes Dasein fristen, ziehen. Sie kämpfen mit allen Mitteln und mit stellenweise unglaublicher Härte, um sich endlich von der grausamen Tyrannei ihrer sadistischen Unterdrückertyrannen zu befreien. Eine mystische und sehr phantasievolle Saga, welche als Textgrundlage sehr gut zu unserer Musik passt.“

Man kommt eigentlich nicht um die Frage herum, wie diese Schlacht auf den jeweiligen Seiten denn dann endet. Und wir erfahren dazu: „Passend zur Musik. Das Böse gewinnt und regiert nachfolgend für immer.“ Die genannte Tragiksaga wird jedoch schon in absehbarer Zeit ein Ende finden. „Wir haben sie als Trilogie vorgesehen und sie wird mit dem dritten Album enden. Doch dazu möchte ich jetzt noch nichts näheres erläutern.“ Das muss er auch nicht, denn nun ist es erst mal an der Zeit, sich an „Onwards Into Battle“ ergötzlich zu laben.

Die Band steht voll hinter ihrem neuen Werk und blickt optimistisch nach vorn. „Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Wir ind da jedoch sehr guter Dinge, da wir von der hohen und zeitlosen Qualität unserer Musik vollauf überzeugt sind.“ Recht so, ein schöneres Schlusswort hätte er nicht geben können.

© Markus Eck, 17.12.1999

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