Interview: | BATTLELORE |
Titel: | Situativer Fokus |
Sie kamen 2002 mit dem damaligen Boom der von Peter Jackson so meisterlich verfilmten Ring-Trilogie ins Szenegespräch - und gingen 2011 nach sechs veröffentlichten Alben, als besagter Boom schließlich verschwand.
Finnische Trendies also? Eher nicht, denn Battlelore gründeten sich bereits 1999! Nun, nach ganzen elf Jahren melden sich die Epic Symphonic Metaller überraschend zurück. Eingangs zum eigentlichen Grund der aktuellen Rückkehr mit ihrem neuen Album „The Return Of The Shadow“ befragt, lässt Gitarrist und Lyriker Jyri Vahvanen wissen:
„Nun, als wir 2011 mit unserer Auszeit begannen, hatten wir wirklich keinen Plan oder Gedanken, wie lange sie dauern würde. Die Zeit verging, und nach ein paar Jahren wurde mir klar, dass dies nicht das Ende ist und wir mindestens ein weiteres Album machen werden. Ich habe mir auch versprochen, dass das neue Album kommen wird, wenn es sich richtig anfühlt. Ohne Zeitlimit, Druck oder Stress. Es wäre 2016 fast passiert, als wir ein paar Shows gespielt haben, aber unser ‚Flow‘ war damals nicht genug und wir wollten es ja eben nicht erzwingen. Schließlich fragte unsere Plattenfirma Anfang 2021 nach dem neuen Album und plötzlich war der Motor an und wir schmiedeten wieder Zeitpläne, schrieben Songs und buchten Studiozeit.“
Es ging dann auf einmal alles sehr schnell und reibungslos, so fügt Jyri an:
„Wir haben den ganzen Prozess wirklich sehr genossen. Jetzt ist das Album fertig, die Musikvideos sind gedreht und einige Auftritte gebucht, es geht also wirklich los! Ja, es hat elf Jahre gedauert, aber jetzt sind wir wieder da. Und unsere Abwesenheit hatte wirklich nichts mit dem Tolkien-Boom zu tun - auch haben wir sämtliche unserer Aktionen zu keiner Zeit mit diesem Ring-Hype berechnet. Der Grund für unsere Pause war einfach die fehlende Motivation und ich persönlich war des ganzen Musikgeschäfts überdrüssig. Zu viele Tiefs und nur wenige Hochs hintereinander ließen mich an der Existenz der ganzen Band zweifeln, so dass ich das Gefühl bekam, dass wir einfach mal für eine Weile damit aufhören müssen. Sechs Alben in zehn Jahren und eine Menge Tourneen forderten halt schon ihren Tribut.“
Nach einer derart langen Absenz ist es normalerweise sehr schwer, an alte Erfolge anzuknüpfen, wenn es überhaupt gelingt. Der Axeman runzelt die Stirn: „Ich weiß wirklich nicht, wie sich die Dinge entwickeln werden. Ich glaube, wenn wir das von Herzen tun und ehrlich zu uns selbst sind, wird sich das Ergebnis auf die eine oder andere Weise auszahlen. Es ist ein Klischee, aber außer für die Fans tun wir das auch für uns selbst. Die Welt hat sich seit unserem letzten Album sehr verändert und das Business ist anders geworden, aber es sieht so aus, als ob unsere Fanbase sehr geduldig war und unser ‚Comeback‘ viel tolles Feedback aus dem Umfeld bekommen hat. Außerdem hat unsere Plattenfirma genug Vertrauen, um das neue Album zu veröffentlichen, also schätze ich, dass wir etwas Hoffnung haben“, verlässt es unter einem Lachen seinen Mund.
In der aktuellen Bandbesetzung arbeiten Battlelore bereits seit 2005 zusammen.
„Wir kommen alle aus Lappeenranta in Südkarelien und kannten uns schon, bevor wir in der gleichen Band gelandet sind - also war es ab dato ziemlich einfach, zusammenzuarbeiten. Die Chemie in einer Band muss stimmen, sonst ist es wie in einer schlechten Beziehung, unter der jeder leidet. Wir hatten ein paar Besetzungswechsel während unseres ersten und zweiten Albums, aber danach waren wir eine starke und solide Gruppe.“
Die neuen Songs auf „The Return Of The Shadow“ klingen deutlich anders als noch vor einer Dekade - Jyri dazu:
„Ich denke, wir haben unsere eigene Art und Weise und vor allem auch unseren eigenen Stil beim Songwriting und zusammen schaffen wir damit den wahren Battlelore-Sound. Im Laufe der Jahre haben wir immer wieder in verschiedenen Bands gespielt, so dass wir uns natürlich weiterentwickelt haben und mit unseren Fähigkeiten und Kompositionen gereift sind. Das Alter gibt einem auch mehr Erfahrung und Perspektive, die man in seiner Musik nutzen kann. Wir wissen damit jetzt wahrscheinlich leichter, welche Art von Riffs oder Kompositionen für Battlelore funktionieren könnten und was der richtige Blickwinkel für die Songs sein könnte.“
Battlelore haben für das neue Album so gearbeitet, wie sie es gewohnt sind, so ist zu erfahren: „Einer von uns schafft die Basis für einen Song - normalerweise die Gitarre - und der Rest fügt seine individuellen Schichten Stück für Stück hinzu. Wir mögen es, ‚mehr als genug‘ Arrangements für den einzelnen Song zu machen, da es einfacher ist, Dinge wieder zu entfernen, als sie eher ‚aus der Luft heraus‘ zu erschaffen. Gitarrist Jussi Rautio, Sänger Tomi Mykkänen, Bassist Timo Honkanen und ich haben die Songstrukturen für dieses neue Werk geschrieben, und dann hat Maria Honkanen ihre Synthesizer- und Orchesterarrangements dazu komponiert, während Tomi und Vokalistin Kaisa Jouhki ihre Gesangsarrangements machten. Während des Entstehungsprozesses lassen wir Sachen weg oder fügen neue hinzu und spielen regelrecht mit all den verschiedenen Arrangements.“
© Markus Eck, 15.05.2022
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