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Interview: BALANCE OF POWER
Titel: Ausgewogenes Kräftespiel

Mit dem neuen und gleichzeitig vierten Album haben die englischen Melodic Power Metal-Cracks Balance Of Power wieder mal eine bemerkenswert reife Leistung abgeliefert.

Eine Veröffentlichung mithin, die der Band ganz bestimmt wieder einige neue Fans sichern wird. Die alten Anhänger der Formation werden das Teil sowieso wie immer abfeiern und schon jetzt auf glühenden Kohlen sitzen, bis es hinsichtlich des Streetdays endlich soweit ist.

Auf „Perfect Balance“ ist es der Truppe um Bandleader und Produzent Lionel Hicks doch glatt gelungen, alle bisherigen Vorzüge und Stärken noch einmal anzuheben und in gebündelter Form auf alle neun Stücke zu übertragen, von denen eines besser in die Gehörgänge rutscht als das andere.

Songs wie der mitreißende Opener „Higher Than The Sun“ oder auch die hervorragende und abartig gefühlvolle Ballade „Shelter Me“ offenbaren sich ihres umfangreichen Könnens voll bewußte Musiker, die schlagartig als routinierte Profis erscheinen.

Nach knackiger Härte dürstende Metaller werden nämlich auf „Perfect Balance“ genauso gut bedient wie überaus sensible Gefühlsmenschen mit dem Hang zum schwelgerischen Träumen.

Soll heißen, Balance Of Power machen ihrem hinsichtlich des akustischen Outputs sehr gut gewählten Bandnahmen abermals alle Ehre und vermengen eine vollständig ausgelotete menschliche Gefühlsklaviatur in ihren von gigantischem Einfallsreichtum beseelten Stücken.

Lionel fühlt sich im Moment wirklich überragend und auch sehr zufrieden, wir er mitteilt. „Wir fühlen, daß unser Line-Up niemals zuvor besser funktionierte und harmonischer zusammen arbeitete. Wir alle hoffen, daß dies nun so bleibt, denn das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Wir hatten über die Jahre so einige Members, die wir – außer auf Tour – nicht so oft persönlich trafen. Das erwies sich der Kreativität nicht gerade als förderlich. Ein Glücksfall des sich drehenden Besetzungskarussells war für mich Tony Ritchie, welcher Chris Dale am Bass ersetzte. Tony war sowieso schon seit längerem in den Kompositionsprozeß der Stücke mit eingebunden. So habe ich mich natürlich sehr gefreut, ihn nachfolgend als festes Mitglied in der Band zu haben.“

Das hört sich doch gleich mal sehr gut an. Ich drücke dem kreativen Zweigespann Hicks und Ritchie ganz besonders fest die Daumen für ihre zukünftige Zusammenarbeit. Lionel, der bereits im Alter von 15 Jahren schon sehr gut am Schlagzeug war, ergänzt:

„Der Name Balance Of Power erschien uns als der beste für die Band, weil die Kontraste für mich sehr wichtig sind. Unsere Songs sind hart – mal mehr, mal weniger – und trotzdem legen wir größten Wert auf gute und nachvollziehbare Melodien. Auch das kleine Quänt­chen Progressivität möchten wir nicht mehr missen. Es steht unseren Liedern einfach sehr gut zu Gesicht und läßt sie nicht durch ihren hohen Anteil an Melodik zu leicht verdaulich oder kommerziell orientiert erscheinen.“

Kluge Direktive, an der sich viele andere eine sehr dicke Scheibe abschneiden sollten. Mr. Hicks berichtet noch:

„`Perfect Balance` ist jetzt schon unser viertes Album. Wir haben es so genannt, weil wir es als unser bestes und ausgewogenstes Werk ansehen. Die zuvor genannten Komponenten wurden nie besser zueinander in Einklang gebracht. Ich würde sogar soweit gehen, uns diesmal als besonders aggressiv, aber auch mit gehobenem melodischem Anspruch zu bezeichnen.“

Das hat er gut getroffen. Die Songs erscheinen auch mir diesmal eine Ecke ausgearbeiteter.

„Das stimmt, wir hatten den Albumtitel während der Arbeit an der Scheibe immer im Kopf und wollten ihn einfach so gut als uns möglich umsetzen.“

Also richtig getippt. War das Komponieren deswegen eigentlich schwieriger als sonst, Lionel?

„Ja und nein! Im nachhinein kann ich das gar nicht mehr so recht sagen“, lacht er, „jeder Song hat seine eigene Geschichte und ist anders als die anderen. Schon immer waren bestimmte Tracks bei uns schwieriger umzusetzen als andere. Aber im Ganzen haben wir uns diesmal auch bewußt die Aufgabe gestellt, anspruchsvoller als sonst vorzugehen. Trotzdem arbeiten wir schon seit längerem nach der gleichen Arbeitsweise: meistens kommt unser Leadgitarrist Pete Southern mit einigen Riffs an, die er gejammt hat. Als nächstes bin ich dran, die Drum-Takes darauf zu erstellen. Tony sortiert einige der Riffs aus uns ordnet sie in der Reihenfolge Verse/Bridge/Chorus an. Dann arbeitet er noch an den Texten als auch an den Melodien. Danach arrangieren wir in Gemeinschaft die Songs aus, wobei noch mal eine Vielzahl an Ideen einfließt, welche es entweder zu verwenden beziehungsweise auszusortieren gilt. Schließlich feilt unser Sänger Lance King noch an seiner Art und Weise, die Stücke zu besingen. Auf dem letzen Album hat Tony 80 bis 90 % der Lyrics geschrieben, der Rest ging auf das Konto der gesamten Band, welche ihren individuellen Input beisteuerte. Und das war diesmal auch nicht anders.“

Geteilte Aufgabenvergabe hat sich schon immer als am ergiebigsten erwiesen.

Viele können es wahrscheinlich schon bereits jetzt nicht mehr erwarten, die heavy rockenden Melodiker endlich auf deutschen Bühnen zu sehen. Lionel weckt zusätzliche Erwartungen:

„Hoffentlich klappt es mit einer ausgedehnten Tour schon diesen Herbst und mit einer gut zu uns passenden Truppe. Im Moment herrschen noch keine konkreten Pläne, so laßt uns die Daumen drücken!“

Zukünftig will der Schlagzeuger laut eigener Aussage vor allem erst einmal das neue Album promoten.

„Wir spielen außerdem das Prague-Metal-Festival in Atlanta, Georgia im November. Und in Japan haben sich schon wieder einige Plattenfirmen für uns interessiert, mit denen wir in Kontakt stehen. Da ergibt sich sicher auch die eine oder andere kleine Tour. Die Japaner sind nach wie vor die totalen Melodic Metal Freaks.“

© Markus Eck, 08.10.2001

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