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Interview: ARKHON INFAUSTUS
Titel: Dem Bösen ergeben

Diese fiesen Pariser Schwarzgeister mit dem erigierten Fleischpflock im Bandlogo werden auch mit ihrem neuen und zweiten Album „Filth Catalyst“ für einige Furore in ästhetisch orientierten Death Black Metal-Geschmäckern sorgen.

1997 von Gitarren-Fetischist D. Deviant in ein abartiges Dasein erhoben, kündeten schon bald darauf eine EP namens „In Sperma Infernum“ sowie der nachfolgende Full-Timer „Hell Injection“ von der barbarisch grausamen und ebenso sexistischen Triebfeder der französischen Bizarr-Band.

Ihr verachtender Brachialsound ist unbarmherzig brutal, immens dreckig, ohrenbetäubend rauh und grenzenlos kompromißlos.

Arkhon Infaustus, neuzeitlich bestehend aus den beiden Gitarristen D. Deviant (Death Metal-vocals) und Toxik. H., Tieftöner 666 Torturer (Black Metal-vocals) sowie dem neu rekrutierten Trommelsadisten A. ZK6 sind wahre Teufelsbraten von selten gefährlicher musikalischer Erscheinung. Und diese Feststellung wird noch unterlegt von der Tatsache, daß die außergewöhnlichen Bühnendarbietungen dieser Todes-Schwarzstahl-Bestien vor inszenierten Perversitäten nur so strotzen.

„Während des Kompositionsprozesses für das neue Album haben wir eine noch viel tiefer gehende Katharsis an uns vollzogen als es noch für `Hell Injection` der Fall war. Zudem haben wir unser Line-Up mit A.ZK6 endlich komplettiert, was uns nun neuerdings einen viel größeren musikalischen Spielraum ermöglicht – dadurch können wir jetzt mehr bieten als je zuvor. `Filth Catalyst` ist das Resultat von beinahe zwei Jahren harter Arbeit, in welchen wir Tourerfahrungen gesammelt haben und in welchen wir mit drei großartigen Drummern gearbeitet haben”, raunzt mir Vokaldämon und Bassist 666 Torturer zu Beginn unseres Gespräches entgegen.

Seit A.ZK6 die Felle bei Arkhon Infaustus peitscht und seit dem Einstieg von Saitendiener Toxik. H. nach der Veröffentlichung von „Hell Injection” hat sich das musikalische Erscheinungsbild seiner Morbidtruppe doch gewandelt, wie 666 Torturer feststellt.

„Beide brachten durch ihr jeweiliges Spiel eine gesteigerte musikalische Intelligenz in Arkhon Infaustus.

„Besonders die Ankunft von Toxik. H. hat unseren Gitarrensound erheblich weiter nach vorne gebracht und sogar mit einigen Soli versehen. Was die Gitarren anbelangt, wollten wir schon länger einen Soundmix aus Old School-Tradition und moderneren Saitensounds. So präsentieren wir uns nun auf dem neuen Werk; geläutert durch Erfahrungen aus der Vergangenheit, aber mit erfolgreich vollzogenem Eintreten in die Zukunft.“

Seiner Meinung nach ist „Filth Catalyst” sowieso beileibe nicht so einfach zu konsumieren als noch das Debüt, wie der Bassist berichtet.

„`Hell Injection` war unser erster richtiger Schlag. Das Album war sehr ursprünglich arrangiert und gleichzeitig auf direkte lyrische Blasphemie orientiert. Das war uns auch von entscheidender Wichtigkeit: Wir benötigten die so freigewordene rohe Energie, um unsere Emotionen sich weiter entwickeln zu lassen. Dadurch ist unsere Musik noch bösartiger geworden. Obwohl die dunkle Seite nun nicht mehr so vordergründig rüberkommt und sie zeitweise sogar etwas unterhalb der hörbaren Oberfläche brodelt, ist das Dunkle in unseren Liedern noch mächtiger geworden. Der gesamte Inhalt unseres neuen Albums kann deshalb nun nicht mehr so offen und gleich beim ersten Mal wahrgenommen werden, wie es auf den Erstling noch zutraf. Wir integrierten viele Gestaltungselemente, welche vor mehreren Hördurchläufen einfach nicht erfaßt werden können. Die Riffs und Songstrukturen wurden um einiges abwechslungsreicher gestaltet und das Ganze ist auch um einiges präziser angelegt worden. Sogar die Worte unserer Lyrics können nun nicht mehr so leicht aneinandergereiht werden, um den Sinn bzw. die Aussage der Texte zu verstehen. Die neuen Songtexte benötigen somit doch einige geistige Reflektion, um sie vollends zu erfassen.“

„Filth Catalyst” kann deshalb seiner Meinung nach zwar durchaus nebenbei gehört werden, aber man kann mit den zugrundeliegenden Lyrics in der Hand und dem Sinnieren über die Texte auch viele Details in den neuen Songs entdecken.

Wir bleiben beim neuen Album und gehen zur Bedeutung des Titels über. 666 Torturer hierzu:

„`Filth Catalyst` ist unsere eigene Vision von Arkhon Infaustus 2003. Über das Böse, welches alles Böse anzieht. Den Flötenspieler, welcher das Kranke freisetzt, und der die Ratten zusammenführt, um sie zu neuen Herren über diese ruinöse Welt werden zu lassen. Wir wählten `Catalyst`, diesen chemischen Begriff, weil Arkhon Infaustus nun in voller Komplettierung steht: Die perfekte Verschmelzung von Musik, Image und Ideen. Wir sind der Funken, der die Explosion bringt.”

Doch das bizarre Bandkonzept von Arkhon Infaustus wird sich laut Aussage des Bassisten niemals ändern.

Und es ist auch mit einem einzigen Wort schnellstens dargelegt, wie zu vernehmen ist: „Satan.” Das war deutlich.

Doch das muss mir der Viersaitenfolterer mit den drei Sechsen im Pseudonym unbedingt präzisieren.

So ist vom dem aussagefreudigen Franzosen zu erfahren:

„Was unsere Sache allerdings von vielen Anderen unterscheidet, ist, daß wir ein tieferes Verständnis für die Materie mitbringen. Wir führen keinen vordergründigen Pseudokrieg gegen irgendwelche Gesetzesbücher. Das Böse ist doch viel mehr als das typisch verarbeitete Black Metal-Klischee. Es ist der eigentliche Kern der menschlichen Historie und ihrer gesamten Philosophie. Es steckt ein sich immer wieder änderndes Konzept dahinter. Es existiert kein konstant erkennbares Böses: Durch Jahrhunderte und Gesellschaften veränderte es ständig seine Erkennbarkeit und sein Auftreten. Trotzdem ist es am Ende immer dieselbe Konzeption, mit der es auftritt. Sogar das Wort `Satan` stellt nur einen Vektor dieses totalen und perfekten Konzeptes dar. Darum treten wir für Satan ein. Aber Satan steht für viel mehr: Seit es die Schöpfung gibt, gibt es Zerstörung; es wird immer dieses menschliche Bedürfnis des Verbotenen bestehen. Denn seit Menschen in großer Anzahl sich aufgrund ihrer Übermacht zu Herrschern aufgespielt und Regeln erstellt haben, welche sich nicht mit Individualbedürfnissen vereinbaren lassen, hat dies unbeugsame Gegner hervorgerufen.”

Mit letzteren muß er mich gemeint haben.

© Markus Eck, 04.01.2003

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