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Interview: AMBERIAN DAWN
Titel: Anhaltende Liebe

Dass sie sehr auf ABBA stehen, haben die finnischen Symphonic Power Metaller um Sängerin Capri bereits vor zwei Jahren mit dem Cover zu „Lay All Your Love One Me“ offenbart. Nun legen Amberian Dawn zum übermächtigen Vermächtnis der schwedischen Pop-Giganten nach: „Take a Chance - A Metal Tribute To ABBA“! Hierfür wurden ausschließlich eigens interpretierte Versionen der zeitlosen Hits von Agnetha, Benny, Björn und Anni-Frid eingespielt.

Gitarrist und Mainman Tuomas Seppälä bejaht eingangs die Feststellung des Autoren, dass ABBA eines der größten Dinge, die die Popwelt je hervorgebracht hat. „Ich glaube, ich war auch sechs Jahre alt, als ich zum ersten Mal von ABBA beeinflusst wurde. Ich hörte ‚Money, Money, Money‘ im Radio. Damals wusste ich noch nicht, was das für Musik war, die ich da hörte. Das habe ich erst viel später herausgefunden.“

Capri fügt an: „Ich war vielleicht sieben oder acht, als ich ‚Gimme! Gimme! Gimme! (A Man After Midnight)’ zum ersten Mal hörte. Es war der beste Song, den ich je gehört habe.“

Dass die überwiegenden Reaktionen von Medien und Fans auf das erste ABBA-Cover des Quintetts positiv ausfielen, hat die Urheber sehr gefreut.

„Mir schien es, als ob die Leute es wirklich mochten. Wir haben es auch auf unserer letzten Tour, die 2018 mit Lacuna Coil stattfand, live auf der Bühne gespielt. Man kann es natürlich nicht allen recht machen, also mögen einige unserer älteren Fans unseren neuen ABBA-beeinflussten Stil nicht. Andererseits haben wir mit unseren letzten Veröffentlichungen eine Menge neuer Fans gewonnen.“

Als das Gespräch Bezug zum 2021er ABBA-‚Comeback‘ nimmt, konstatiert der Saitenschrubber:

„Ich mag die Idee des Comebacks grundsätzlich, aber ich hätte sie gerne ein paar Mal live gesehen, anstatt dieser Abbatar-Show. Trotzdem denke ich, dass ich eines Tages die ABBA-Arena besuchen werde. Ich bin mir sicher, dass die Show zumindest fantastisch aussehen wird. Trotzdem muss man ihre Begeisterung für die Musik bewundern. Sie sind schon ziemlich alt geworden und können immer noch neue Musik produzieren. Hut ab!“

So richtig damit angefangen, ABBA bewusst zu hören, hat Tuomas, als er ein junger Erwachsener war, blickt er zurück. „Vielleicht so um die 18 war ich da. Ich fand eine ABBA-Platte aus der Plattensammlung meines Vaters, ich glaube, es war das Album ‚Arrival‘. Es war also eine Art Zufall, dass ich die Band entdeckt habe. Man muss dazu bedenken, dass es damals eine ganz andere Welt war, wir hatten kein Internet, also war es viel schwieriger, neue Musik und neue Bands zu finden. Ich hörte hauptsächlich Heavy Metal und in den Musikzeitschriften, die ich las, gab es natürlich nichts von ABBA.“

Heutzutage hört der Axeman allerdings nicht mehr so viel Musik, wie er ergänzt. „Meistens höre ich Radio, wenn ich mit dem Auto fahre. Ansonsten höre ich gerne Musik, wenn ich zu Hause die nötige Zeit und Muse dazu habe - im Sommer gehe ich gerne in die Sauna und entspanne in meinem Garten und trinke Bier. Normalerweise habe ich einen Bluetooth-Lautsprecher von Marshall - was sonst? - an. ABBA ist oft auf meiner Playlist, auch der Heavy Metal der 80er- und 90er-Jahre. Manchmal auch klassische Musik, wie ‚Best Of Opera Arias‘.“

Auf dem neuen Cover-Longplayer werden laut Tuomas einige große Songs wie „Gimme! Gimme! Gimme!“ und „SOS“ geboten.

„Außerdem sind einige meiner Lieblingssongs wie ‚The Day Before You Came‘ auf diesem Album. Ich wollte auch einige weniger bekannte ABBA-Songs aufnehmen, was das ganze Projekt für alle interessanter macht. Es ist sogar möglich, daß einige dieser Lieder für einige ABBA-Fans ‚neu‘ sein werden. Das liegt daran, daß wir zwei Bonussongs aus dem Album ‚Visitors‘ aufgenommen haben. Diese Lieder haben selbst einige echte ABBA-Fans nicht unbedingt schon einmal gehört.“

Zu den seiner Meinung nach besten der besten Abba-Songs befragt, lässt der Griffbrettvirtuose wissen: „Ich mag die musikalischen Lieder am meisten. Lieder wie ‚The Day Before You Came‘, ‚I'll Let The Music Speak‘ usw. Später, nachdem ABBA sich aufgelöst hatte, haben Benny und Björn gemeinsam Musicals komponiert, und sie sind alle großartig. Ich habe das ‚Chess‘-Musical ein paar Mal live gesehen und hatte sogar einmal die Gelegenheit, mich mit dem Mann zu unterhalten, der ‚Chess‘ arrangiert hat, Herrn Anders Eljas. Er war auch sehr stark an der ABBA-Ära beteiligt. Eljas hat zum Beispiel mit ABBA auf der Bühne Keyboard gespielt.“

Capri ergänzt ihren Bandkollegen: „Auf jeden Fall ‚The Winner Takes It All‘ - es ist in jeder Hinsicht ein Meisterwerk.“

Die 70er-Jahre, ABBAs Blütezeit, waren eine künstlerisch glorreiche, oftmals eher unbelastete Zeit im direkten Vergleich zur Neuzeit - würden ähnlich talentierte, disziplinierte und visionäre Bands wie ABBA heute überhaupt ähnlich gute, harmonisch gefühlvolle und zeitlos erhebende Songs zustande bringen, fragt man sich. Wie schätzt Tuomas die Sache ein?

„Ich glaube nicht, dass es noch einmal mit solchem Erfolg möglich wäre. Das liegt daran, dass sich die Welt und das Musikgeschäft seither sehr verändert haben. Dennoch glaube ich, dass es auch heute noch möglich ist, Erfolg zu haben. Wir haben einige gute Beispiele, wie Rammstein - übrigens auch eine tolle Band.“

© Markus Eck, 20.11.2022

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