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Interview: WOODLAND
Titel: Im eigenen Rahmen

Weltbekannt ist das feine Lübecker Marzipan. Doch bis hin zu solcherlei Popularität scheint der Weg noch weit und steinig für diese ebenfalls aus besagter Stadt stammenden Underground-Musikanten.

Seit 2004 sind Woodland am Werk, mit der Zeit kristallisierte sich bis heute ein sehr individueller Stil heraus, welcher sich geneigten Hörern nun auf dem frisch erschienenen Debütalbum „Dreamality“ eröffnet.

Der nicht selten martialische Mix des Quartetts aus Death-, Black-, Dark-, Doom- und Progressive Metal wird zudem oftmals mittels dualen Vokaleinlagen besungen. Lyrisch bewegen sich die Beteiligten mit Hingabe in einschlägigen Fantasy-Bereichen. Schlagzeuger Florian Busch gewährt Einblick in die Geschicke der Gruppe.

„Der Kompositionsprozess für `Dreamality` hat sich über einen sehr langen Zeitraum erstreckt. Wir produzieren seit 2004 beständig Songs, wovon einige bereits auf unseren ersten beiden Demos enthalten waren. Irgendwann hatten wir genug Material angehäuft, um ein Album daraus entstehen zu lassen. Insofern findet man auf `Dreamality` sehr alte Songs, aber eben auch ein paar sehr neue. Auch der Aufnahmeprozess wurde in mehreren Sessions abgewickelt. Dieses Album ist in erster Linie eine Dokumentation unserer Art, musikalische Bilder zu erschaffen und für uns Tore zu anderen Welten zu öffnen. Gleichzeitig ist das Werk mit seinen Songs wie ein Fotoalbum für uns, das uns an bestimmte Zeiten erinnert. Daher sind wir etwaige Ziele betreffend wohl sehr egozentrisch eingestellt. Solange wir also glücklich sind, versuchen wir uns gerne an musikalischen Experimenten“, informiert der Kesselwart.

Nachfolgend drehte sich der Dialog über den Werdegang der Kompositionen. Florian hierzu:

„Am Anfang steht auch bei uns stets ganz klassisch die Gitarre. Eventuell hat unsere Sängerin Koopie schon ein paar Gesangsfetzen dazu im Hinterkopf. Auf dieses Fundament setzen wir dann nach und nach den Rest. Im Proberaum bringt schließlich jeder seine persönlichen Ideen mit ein und jeder kann ein Lied verändern. Die Songs verändern sich aber sowieso eigentlich permanent, die fertige Aufnahme zeigt meistens nur ein bestimmtes Stadium eines Tracks.“

Für „Dreamality“ war eine Vielzahl konkreter als wahrscheinlich auch unbewusster Inspiration notwendig, so der Drummer.

„Konkret beispielsweise der Woyzeck von Georg Büchner, dessen tragisches Schicksal wir auf `Dreamality` verarbeitet haben. Auch hat, man höre und staune, die reale Welt in diesem Debütalbum ihre Spuren hinterlassen, wie beispielsweise im Song `Abendsonne`. Insgesamt tauchen wir aber tatsächlich eher im Bereich des Fantastischen ein, wobei auch hier essentielle Gefühle unseres realen Lebens zu finden sind. Trauer, Liebe und Hass werden überhöht und heraus kristallisiert dargestellt und verdeutlichen die einhergehenden Geschehnisse besonders dramatisch. Wahrscheinlich ist es das, gepaart mit einer gesunden Portion Eskapismus, was uns an diesem Stil so reizt. Bis auf eine Ausnahme sind auf dem Album alle Texte von Koopie, die sich lobenswert viele Gedanken darum macht.“

Äußerst schwer zu kategorisieren ist sie ja, die musikalische Erscheinung der vier Lübecker Schwermetaller. Am ehesten ist das Ganze wohl im Bereich des Dark Metal anzusiedeln. Jedoch: „Was zum Teufel ist eigentlich Dark Metal? Ich konnte mit diesem Begriff noch nie etwas anfangen, geschweige denn, dass ich auf die Idee gekommen wäre, dass ich selbst welchen spiele. Ein finnischer Freund hat mir vor kurzem mit den Worten `a kind of Dark Metal` das Demo seiner Band in die Hand gedrückt – und ich muss sagen, die haben rein gar nichts mit uns zu tun. Ich halte es in unserem speziellen Fall für ausgesprochen schwierig, überhaupt irgendein Genre auf den Promo-Zettel zu schreiben, da wir uns beim Komponieren einfach treiben lassen und keinen Genre-Bastelplan befolgen. Für Außenstehende mag es manchmal schwer nachzuvollziehen sein, aber wenn wir der Meinung sind, da muss jetzt ein Doom-Part hin, dann kommt er da auch hin, auch wenn wir damit hundert mögliche Folk-Fans vergraulen. Wir versuchen schlicht und ergreifend, in unserem Rahmen kreativ zu arbeiten.“

Und die Zusammenarbeit klappt bei dieser Band auch auf zwischenmenschlichem Sektor bestens, wie der Schlagzeuger bekundet.

„Wir sind seit Ewigkeiten Schulfreunde und wohnen alle im Raum Hamburg und Lübeck. Nur Koopie haust zurzeit in Oslo, um dort zu studieren. Ab 2010 wird aber wieder wöchentlich geprobt werden, damit wir für anstehende Konzerte voll im Saft sind. Dann ist die Woodland-Familie wieder vereint.“

Apropos, zu Live-Aktivitäten von Woodland ist noch zu erfahren:

„Wir haben bisher vielerlei kleine Gigs mit solchen tollen Bands wie beispielsweise Cursed Anguish, aber auch ein bisschen größere Auftritte wie beispielsweise mit Korpiklaani gespielt. Für 2010 freuen wir uns schon darauf, mit Kivimetsän Druidi und Gwydion den Vorlauf fürs zweite Rocktower Festival zu rocken. Bisher waren wir mir unserem Publikum sehr zufrieden. Und wenn sich die Leute auf eine Band wie uns einlassen, welche nicht unbedingt Musik für schweißtreibende Moshpits macht, sondern eher zum Träumen einlädt, sind wir sehr dankbar.“

© Markus Eck, 01.12.2009

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