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Interview: TRIVIUM
Titel: Scharf auf Überraschungen

Das zehnte Album! Und „In The Court Of The Dragon“ bündelt die komplette Spielfreude und Erfahrung der nach wie vor hochgradig ambitionierten Floridaner, die mit ihrem explosiven Eigenmix aus quirligem Metalcore und anspruchsvollem Up-to-date-US Metal seit 1999 heftigst im harten Musikgeschehen mitmischen.

Dass diese Grammy-nominierten Freude am eigenen Wandel haben, ist seit dem Thrash-lastigen 2006er Langgrecher „The Crusade“ bekannt. Doch die ‚Neue‘ der topfitten Orlando-Gang überrascht mit dem perfekten Konglomerat aus allen Trademarks, welche Trivium auszeichnen. 


„Ja, das Thema Covid hat definitiv auch unser Songwriting für ‚In The Court Of The Dragon‘ eindeutig beeinflusst“, so lässt Gitarrist Corey Beaulieu wissen.

„Wie so viele Kollegen im Genre wollten auch wir letztes Jahr auf ausgedehnte Tour gehen, zu unserem im April 2020 veröffentlichten Album ‚What the Dead Men Say‘. Die Pandemie machte uns da jedoch alle diesbezüglichen Pläne wie auf einen Schlag zunichte. Also nutzten wir die zusätzliche Zeit für unser bislang am meisten reflektierendstes Songwriting überhaupt. Wir gingen die neuen Stücke in dem Bewusstsein an, dass wir für einige Monate wirklich alle Zeit der Welt haben würden, um über alles Mögliche nachzudenken und es in Lieder einfließen zu lassen.“



Wie der Saitenschrubber anfügt, fühlte sich das für alle Beteiligten ganz großartig an, trotz der damals noch ganz frisch einhergegangenen, globalen Misere. „Solch’ einen Zustand kannten wir ja so eigentlich noch überhaupt nicht - so viel Zeit für alles! [ lacht ] Wir fühlten uns so sagenhaft frei, was das Liederschreiben angeht - denn selbst, wenn wir einen Song schon länger in der Mache hatten, um irgendwann dann jedoch gar nicht mehr wie gewünscht damit weiterzukommen, konnten wir ihn sinnbildlich einfach in die Tonne treten und völlig von vorne anfangen. Wie es uns beliebt, der reinste Luxus!“

Und das hört man aus den aktuellen Tracks, allesamt richtige Allrounder, auch deutlich heraus - nie zuvor klangen Trivium so kompakt als auch stimmig und dabei dennoch so filigran und detailstark. Der Axeman freut sich merklich:

„Yeah, unser Musikvideo zu ‚Feast Of Fire‘, welches am zwölften August Premiere hatte, ist ein regelrechtes Paradebeispiel für die markant-vielseitige Ausrichtung der neuen Kompositionen auf ‚In The Court Of The Dragon‘. Wir hatten sehr viel Spaß bei den Aufnahmen mit Regisseur John Deeb. Das war ja ohnehin sozusagen ein ‚Heimspiel‘ für uns in unserem neuen Hauptquartier ‚The Hangar‘ hier in Orlando.“



Das erfolgsverwöhnte Powerquartett um Lead-Sänger und Griffbrettmeister Matt Heafy erwarb 2020 einen echten, riesigen Flugzeughanger, um ihn nachfolgend nach eigenen, individuellen Bedürfnissen umzubauen und entsprechend einzurichten.

„Das war auch überfällig, denn unser alter Proberaum - in einem maroden Depot-Bau - war einfach viel zu schäbig für unsere Ansprüche und Bedürfnisse. Metallica erging es in San Francisco während ihrer frühesten Jahre ganz ähnlich, sie hatten dort sehr zu leiden, vor allem im Winter. Die Kohle für den Kauf konnten wir mit dem letztjährig aufgeführten Livestream-Konzert erbringen. Hier konnten wir nun alles unterbringen, haben das Ganze zu einem multifunktionalen ‚All-in-One-Spot‘ gemacht, inklusive Aufnahmestudio und eben sogar einem Auftrittsbereich. Es war einfach rundum das Beste, was wir für eine gesunde und ungestört kreative Weiterentwicklung der Band tun konnten.“



Neben dem erstaunlich reibungslosen Fluss der Tracklist fällt auch der - bestens zu den ebenenreichen Dynamiken der Nummern passende - Gesamtsound angenehm auf. Corey:

„Da hat Josh Wilbur mit seiner Produktion und auch der Abmischung echt ganze Arbeit geleistet - es hat sich vollauf gelohnt. Wir begannen im Herbst 2020 an der hiesigen Full Sail University mit den Aufnahmen, ich brachte auch einige meiner eigenen Demos mit. Wilbur ist ein zuweilen impulsiver Charakter, dabei auch noch ein herrlich eigensinniger Dickkopf, der, wenn er sich mal an einer fixen Idee festbeißt, das zugunsten des Songs auch unbeirrbar durchzieht. Einmal zerriss er uns einen ganzen Track, wollte aus einer Bridge, die ihn begeisterte, einen ganz neuen Song machen - was uns nach kurzer Überlegung überzeugte, so begannen wir von vorn, denn, Zeit war ja genug da“, verlässt es den Mund des Saitenvirtuosen, schelmisch lachend.



So entstanden einige Kompositionen, die plötzlich völlig unerwartet auftauchten und ganz eigene Läufe nahmen, sagt er - was auch die unbändige Frische und Lebendigkeit von „In The Court Of The Dragon“ sofort plausibel erklären kann.

„Danach halten wir stets sehnsüchtig Ausschau, darauf warten wir immer gerne, es fühlt sich nämlich an wie die reinste Frischzellenkur - genau das hält uns schließlich künstlerisch so hungrig und kreativ so sehr nach Neuem strebend.“

© Markus Eck, 21.09.2021

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