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Interview: THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA
Titel: Im Glutauge der Gefühlsspirale

Monatlich wächst die Zahl ihrer Fans und Follower seit dem offiziellen Bandstart 2012 immer weiter an, denn so düster sich die Zeiten auch anhaltend geben mögen, so rasant wächst der Bedarf am eingängig AOR-lastigen und wonnig feinmelodischen Stil des schwedischen Achters.

Mit dem neuesten Album „Give Us The Moon“ düsen die Skandinavier um Sänger Björn Strid sinnbildlich mit kreativem Raketenantrieb geradezu ins Classic-Rock-Universum. Zusätzlichen Schub verleiht dem Oktett der 2024 vollzogene Labelwechsel - so scheint der Höhenflug von The Night Flight Orchestra in diesem Jahr geradezu unaufhaltsam.

Die Gratulation zum neuen Werk seiner Combo lässt den cool bemützten Björn sogleich strahlen wie den hellsten Nordstern. „Es war eine lange Reise und ich glaube nicht, dass wir jemals härter an einem Album gearbeitet haben. Es fühlt sich so großartig an, dass es endlich mit der Welt geteilt wird - schließlich hat das Ganze schon eine Weile in uns gereift. Ich kann mit Stolz sagen, dass es nichts gibt, was wir hätten tun können, um es zu einem besseren Album zu machen.“

Zum aktuellen Plattenfirmen-Neuanfang findet der stets elegant auftretende Frontmann vielversprechende Worte. „Es läuft großartig an, unsere neue Company denkt aktuell wirklich über den Tellerrand hinaus, was bei The Night Flight Orchestra auch nötig ist. Die große Herausforderung und aufregende Sache ist jetzt, alle diese neuen Songs auf der Bühne zum Leben zu erwecken und hart daran zu arbeiten, die bestmögliche Show mit dem zu liefern, was wir parat haben. Unser großes Ziel für dieses neue Album ist es, die Band auf größere Bühnen zu bringen, wo wir unser spezielles Konzept weiter entwickeln können und trotzdem alle acht Musiker auf die Bühne passen.“

Weil wir gerade beim Rock-kosmischen Tripping sind - das siebte Album, die Zeit vergeht seit den Anfängen der Formation wie im Flug, das bejaht der bescheiden gebliebene Geschmacksmensch mit deutlich kopfnickendem Beipflichten.

„Völlig wahnsinnig! Wer hätte das gedacht? Und die Band ist ja erst 2009/2010 entstanden. Doch die Idee zu unserem Sound und Auftreten an sich wurde ja schon 2007 geboren. Ich bin daher sehr stolz auf das, was wir bisher erreicht haben, und darauf, dass wir auch weiterhin gute Arbeit abliefern und es trotzdem schaffen, unsere Hörer mit jedem Album erneut zu überraschen und zu begeistern. Das ist schon eine schwierige Aufgabe. Hoffentlich werden diese Alben den Test der Zeit bestehen. Ich habe aber das Gefühl, das werden sie.“

Höchste Zeit mithin, den einzigartigen (Froh)Geist der 80er Jahre erneut kollektiv zu feiern ... für so viele, den Verfasser inklusive, der seine Jugend darin verbrachte, war diese vielfach sagenhafte Dekade alles in allem einfach die unbeschwerteste und glücklichste Zeit.

Gegenwärtig hingegen scheinen einen die Oberen der Welt von Krise zu Krise zu schleppen. So kommt es, dass die ungemein lebensbejahende Musik von The Night Flight Orchestra umso kompatibler ist, um heutige Misslichkeiten bestmöglich zu überstehen.

Auch Björn hat definitiv das Gefühl, wie er bestätigend konstatiert, dass er mit seiner Truppe da draußen eine Aufgabe erfüllt. „Ich fühle mich dazu berufen, weiterhin kraftvolle Musik zu schreiben, die vielleicht manchmal fälschlicherweise etwas oberflächlich erscheint - es ist sehr wichtig für uns, mehr zu schreiben als nur ‚fröhlichen, tanzbaren Disco-Rock‘. Unsere Musik ist sehr vielschichtig für diejenigen, die sich wirklich darauf einlassen, und sie spiegelt so viele Gemütszustände wider. Oft sind es wirklich erbauliche Sachen, die viele Leute glücklich machen - ein Resultat, welches für uns die Welt bedeutet. In diesem Sinne habe ich regelrecht das Gefühl, dass wir da auf einer richtigen Mission sind. Ich glaube, wir haben eine Brücke gefunden, auf der Melancholie, Sentimentalität und Euphorie miteinander verschmelzen und zusammen etwas wirklich Besonderes schaffen.“

Die 13 neuen Kompositionen mitsamt Introduktion auf „Give Us The Moon“ erachtet der Vokalist innerhalb seiner bisherigen musikalischen Reise als eine wirklich interessante Erfahrung:

„Vielleicht sind die Melodien und Songs etwas direkter und fokussierter, verglichen mit den letzten beiden Alben. Schwer zu sagen, aber ich glaube fest daran, dass alles, was diese Band jemals ausgemacht hat, auf diesem neuen Album zu finden ist. Es ist wirklich eine Explosion der Gefühle - besonders nach allem, was wir mit Davids Tod durchgemacht haben. [Gitarrist David Andersson, Co-Komponist auch bei Soilwork, verstarb im September 2022 - er wurde nur 47 Jahre alt; Anm. d. Verf.] ‚Give Us The Moon’ ist auch cineastischer als je zuvor. Ich denke, es beinhaltet auch mehr Städtenamen und Straßennamen als je zuvor. Wir wollten noch mehr von der romantischen Reise mitbringen, um die Bilder, die unsere Musik erzeugt, so richtig in Bewegung zu setzen. Es zeigt auch unsere Fähigkeit, uns mehr denn je zwischen den Genres zu bewegen und trotzdem unsere Handschrift zu hinterlassen - am Ende ergibt alles einen Sinn.“

© Markus Eck, 16.01.2025

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