Interview: | TANZWUT |
Titel: | Mit starken FantasieflĂźgeln |
FĂźr ihren neuen Langspieler âSeemannsgarnâ pusteten die Berliner Mittelalter Rock-Getreuen gar mächtig ins kreative Notensegel.
Ganz in der Tradition der fantasievollsten Geschichtenerzähler kßnden die Kompositionen vom tiefen Eintauchen in allerlei unterhaltsame Gegebenheiten. Ob die Erde eine Scheibe ist, darßber wird selbst heute noch zuweilen angeregt diskutiert.
âRundâ ist das neue Material des fidelen Feiertrupps zweifellos. Und Tanzwut ermĂśglichen interessierten Weltlichen auf ihrer neuesten Scheiblette so einiges. Gibt es doch ein thematisch spannend breit gefächertes Sammelsurium an aufmunternd kecken KlangkĂźnsten zu erleben. â¨
Wie Frontmann Teufel im Resßmee mit ergÜtzlich schelmischem Blick erläutert, gab es fßr ihn niemals eine Alternative.
âWas sollte ich denn sonst auch machen? [lacht laut] Als ich damals nach Mitte der 1990er irgendwann damit anfing, auf eigenen Solopfaden zu wandeln, zweifelten ja durchaus so einige an mir und an meinen Fähigkeiten. Das spornte mich aber erst recht zu mehr an. Ich war da absolut zuversichtlich. SchlieĂlich weiĂ ich schon länger ganz genau, wer ich bin und was ich kann. Ich brauchte also nicht unbedingt jemanden der alten Kollegen etc., um eine geile Band zu haben - das wollte ich dann lieber selbst hinkriegen. Und so geschah es!â
Und so beinhalten auch die neuen Lieder erneut nicht wenig aus seiner eigenen Vita, wie berichtet wird.
âJa, und auch wenn ich dabei wieder mal eine eher absurde oder ziemlich verrĂźckte Story erzähle, ist immer etwas ganz Bestimmtes von mir selbst mit drin. Bei vielen Liedern ist das vielleicht nicht ganz so offensichtlich und klar zu erkennen, aber ich bringe im Kern doch immer Lebensnahes daher. Und der neue Albumtitel âSeemannsgarnâ eignet sich dazu einfach nur prächtig. Darunter viele fiktive Geschichten, die dennoch mit dem Leben zu tun haben, die sogar untrennbar fest damit verknĂźpft sind.â
Als The Prodigy-Derwisch Keith Charles Flint am vierten März 2019 im Alter von 50 Jahren tragisch aus dem Leben schied, war sein Foto mit den zwei rotgefärbten, spitzen HaarhÜrnern erneut in unzähligen Medien tagelang omnipräsent. Auch im werten Tanzwßterich erweckt dies natßrlich spontan ganz persÜnliche Erinnerungen.
âAls diese Band damals erstmals breit an die Ăffentlichkeit gelangte, hatte ich meine HĂśrner schon so auf dem Kopf. Ich erinnere mich noch genau, als âFirestarterâ herauskam. Wir waren gerade unterwegs, als dieser Knaller in der Hotel-Glotze auf MTV lief. Da kam einer von uns ganz aufgeregt angerannt, noch mit tropfender ZahnbĂźrste im Mund, und meinte: âMĂśnsch, guckâ doch ma, da is ja ooch eena mit HĂśrnern dabei! Wie findsâte denn dat?â Und ich war vĂśllig baff Ăźber diesen Punk Electro-Wahnsinn! Na, und logisch hat uns das dann beeinflusst - es lief schlieĂlich zu der Zeit in dieser ganzen MTV/Viva-Musiklandschaft, wo damals nicht mal eine einzige harte E-Gitarre zu erleben war. Diese Sender waren ja geradezu dominiert von allerlei âPop-Sternchen in BlĂźmchen-Topsâ. Es gab allenfalls mal ein Gitarrensample oder so in derlei kommerziellen Stationen.â
Mithin ein gewisses Thema fĂźr sich, dass den Teufelsmann dezent in Wallung bringen kann.
âViele denken tatsächlich echt immer noch, dass, wenn man wirklich Erfolg haben will, man so wie Band XY klingen muss. Oder dass man immer das alles nachmachen muss, was die Populären so treiben. Mir geht das beziehungsweise so eine Einstellung wirklich vĂśllig auf den Keks! Deswegen fand ich The Prodigy gleich von Anfang an so faszinierend. Die schlugen einfach so herrlich aus der Art. Da war bei mir schlagartig âBrĂźder im Geisteâ angesagt.â
Auf textlicher Ebene geht es auch diesmal wie gehabt zur Sache. Teufel spricht Klartext: âLeuten, die alles oberflächlich konsumieren, werden sich die eigentlichen Inhalte neben der Musik an sich wieder nicht so recht erschlieĂen. Diejenigen aber, die sich unsere Titel gleich vier- oder fĂźnfmal am StĂźck reinziehen und ihnen wirklich auf den Grund gehen wollen, die werden entsprechend fĂźndig werden. Es ist ja nicht unmĂśglich, sage ich. Dazu verraten wird jedenfalls gar nichts!â
Da ja in KĂźrze, also am 17. Mai, deren neuestes Album von auf den Markt kommt, wird der Berliner Teufel gebeten, eine ganz persĂśnliche Rammstein-Anekdote zum Besten zu geben. Er Ăźberlegt kurz, um dann auch sogleich loszulegen.
âAls wir damals im Herbst 2014 am Rande Berlins ein Musikvideo zum Song âBrĂźder im Geisteâ aus unserem Album âFreitag der 13.â aufnehmen wollten, lieh uns Flake seinen alten Daimler dazu aus. Das weiĂ auĂer uns ja fast keiner. Wir arrangierten das telefonisch, denn Rammstein sind ja bekanntlich immer sehr schwer beschäftigt. Es sollte sich auch ziemlich lustig gestalten. Das Ding befand in einem alten Schuppen auĂerhalb von Berlin und wollte anfangs ewig nicht anspringen nach langer Standzeit. Umso grĂśĂer war bei uns allen die Freude, als der Wagen dann doch noch zum Laufen gebracht werden konnte. Wir hatten ja schlieĂlich nicht viel Kohle fĂźr diese Videoproduktion zur VerfĂźgung. Als Flake mir dann einen RĂźckruf gab wegen der 100 Euro, die ich ihm fĂźr Sprit etc. habe zukommen lassen, hat er mich tierisch vollgemeckert, dass er ja wohl von mir keinerlei Geld annehmen wĂźrde fĂźr so einen Gefallen. [lacht] Ich habe Flake - auch noch von ganz frĂźher her, zu wilden Hausbesetzerzeiten - in angenehmer Erinnerung, schon auch deswegen war es mir wichtig, ihm das damit entsprechend wĂźrdigend zu zeigen. Das Video ist insgesamt doch ziemlich cool geworden. Es geht darin, wie der Titel vorab schon signalisiert, um Leute, mit denen man selig BrĂźderschaft trinkt. Wir waren dabei mit Flakes Gefährt von Ort zu Ort unterwegs. Es sind auch Live-Aufnahmen darin zu sehen. Was Rammstein selbst heute so alles machen, darĂźber wird schon sagenhaft viel geredet, berichtet und geschrieben. Ich selbst kĂźmmere mich darum nicht mehr so groĂartig. Sie gehen eben schon immer ihren eigenen Weg und haben damit auch gigantischen Erfolg, der absolut vergĂśnnt sei.â
Apropos, das neue Tanzwut-Musikvideo zum Titelsong âSeemannsgarnâ ist ganz frisch abgedreht, so ist zu erfahren.
âEin sehr ausfĂźhrliches Video diesmal. Wir drehten auf einem richtigen Schloss, auf verschiedenen Ebenen. Da werden so richtig Geschichten erzählt, und da gibt es Seemannsgarn pur. Ich lud dazu eine Menge guter Freunde ein, darunter auch diverse Spielleute, die gerne und sogar unentgeltlich mitmachten. Wir sprengten am Ende natĂźrlich den Rahmen des Budgets, obwohl uns die Location selbst rein gar nichts kostete. Wir mĂźssen uns da noch nachträglich bei dem Schlossherren bedanken, der auch ein alter Freund von mir ist. Damals im Osten machte dieser sogar noch meine âBĂźhneneinstufungâ, da war ich circa 19 Jahre. [lacht] Erst nach positiver Erteilung selbiger durfte man als KĂźnstler nämlich in ostdeutschen Kulturhäusern auftreten. Er hatte selbst eine Folklore-Band am Laufen. Seine Einschätzung: âMann kann zwar Dudelsäcke auch richtig stimmen, aber lasst diese Leute ruhig erstmal noch ein wenig weitermachen.ââ
Eigentlich ist âSeemannsgarnâ auch ein Lied fĂźr seine eigene Tochter, offenbart der Meister mit mild klingender Stimme, die von einem breiten Grinsen begleitet wird: âSie hĂśrt mir zwar jederzeit gerne zu, nimmt meine Spukgeschichten aber immer eher belustigt auf. Zitat: âMann, der Vater, der hat doch einen an der Dattel!â Was der immer alles fĂźr Zeug erzählt!â. [lacht schallend] Deswegen sitze ich im Video tatsächlich auch einmal emsig am Spinnrad.â
In besagtem Video tritt Gevatter Teufel in einer Szene mit einer historischen Kapitänskopfbedeckung auf.
âDie haben wir uns auch aus dem hiesigen Theaterfundus ausgeliehen. Da gibtâs fĂźr faires Geld viele brauchbare KostĂźme etc. Ich selbst spiele darin interessanterweise zwei Rollen: Einmal den Kapitän, und einmal den Teufel, der ich ja bei Tanzwut bin. In einer Szene sitzen wir zusammen an einem Tisch - und ich wĂźrfele sozusagen im âSpiel des Lebensâ gegen mich selbst.â
Zu seiner eigenen Rolle beziehungsweise zu seinem ganz persĂśnlichen Selbstverständnis als âLebensspielerâ im täglichen (KĂźnstler)Dasein befragt, kommentiert der aufgeweckte GehĂśrnte nach kurzer Ăberlegung:
âIch glaube, wenn man rein gar nichts riskiert, wird das doch ziemlich langweilig auf die Dauer. Ăbereilte âKamikaze-Aktionenâ wiederum kĂśnnen aber auch ganz schĂśn in die Hose gehen. Ein jeder kennt das aus seinem eigenen Leben, so denke ich. Ich sehe das Ganze in dem Sinne als âspielerischâ - man braucht ein gewisses Händchen fĂźr die Dinge. Wir sind mit Herz und Seele Theaterleute, wir sind absolute BĂźhnenmenschen. Gerade kommen wir von der schĂśnen Loreley, wo wir drei Tage lang ausgelassen und froh Mittelaltermusik gemacht haben und auch wieder unser spezielles Puppentheater âTheatrum Diaboliâ auffĂźhrten. Es war rundum sehr erfreulich dort zu sein, und glĂźcklicherweise sogar auch noch von schĂśnem Wetter gesegnet. Das Spielen gehĂśrt einfach zum Spielmann, pflege ich zu sagen. Wir sind Spielleute. Wir âwĂźrfelnâ nicht nur, sondern spielen am besten so, dass die Taler am Ende in unseren eigenen Taschen landen, um ein mĂśglichst freies Leben fĂźhren zu kĂśnnen. Denn, leider werden auch wir in dieser Gesellschaft arg vom Geld bestimmt. Und je weniger Geld man hat, desto unfreier ist man eben und damit an umso mehr Zwänge gebunden.â
So sagt der Teufel zum Narren laut Aussage des Frontmanns in einem der PuppenstĂźcke: âHast nie zu viel, hast nie zu wenig - ab heutâ bist du der NarrenkĂśnig!â
Š Markus Eck, 04.05.2019
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