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Interview: SKÁLMÖLD
Titel: Von bewegtem Boden aus

Ihren Gruppennamen bezogen sie von dem alten schicksalsträchtigen Wort, welches für die blutigen Konflikte zwischen den größten isländischen Familienclans im 13. Jahrhundert steht.

Und dafür, dass diese hochinteressante Band tatsächlich erst 2009 gegründet wurde, hauen sie nicht nur qualitativ nun schon ganz schön rau und intensiv auf die Tannen. Sondern Skálmöld lassen es auf dem neuen Album, dem Konzeptdreher „Börn Loka“ auch betreffend ihrer 1:1 umgesetzten, riesengroßen Leidenschaft echt amtlich krachen.

Überraschend theatralisch erschallt das Material des neuen Werkes dieser sechs rhythmisch überaus schlagkräftigen Recken. Somit kann der epische Viking Folk Metal der Heidenkapelle aus Reykjavík ganz locker auch genreübergreifend empfohlen werden.

Damit ziehen sich die Beteiligten respektabel aus der vielfach verfluchten Klischee-Affäre, welche ihrem beackertem Metier trotz dem Abflauen der Popularität leider immer ärger anhängt.

Lead-Gitarrist Þráinn Árni Baldvinsson schwärmt im Interview erstmal ausgiebig zum Sommer in seiner Heimat.

„Es ist mal wieder absolut traumhaft gewesen, und wir alle aus der Band haben es in vollen Zügen genossen, so schöne Stimmungen auskosten zu dürfen. Wir hatten hier in den Spitzenzeiten ganzen 24 Stunden Tageslicht zur Verfügung!“

Wie der Saitenspieler weiter zu berichten weiß, stellt die neue Liedersammlung nach dem vorhergehenden 2011er Konzeptalbum „Baldur“, welches sich der tragischen Geschichte des gleichnamigen isländischen Wikingers widmete, einen thematisch adäquaten Nachfolger dar.

„Der Titel ,Börn Loka‘ steht für „Lokis Kinder‘. Loki ist bekanntlich ein Gott aus der alten nordischen Mythologie, worin er, als einer der Asen, als das Kind von zwei Riesen beschrieben wird, und zwar von seiner Mutter Laufey und seinem Vater Farbauti. Mit Odin verbindet Loki eine Blutsbrüderschaft. Im lyrischen Mittelpunkt der Geschichte auf ,Börn Loka‘ stehen seine beiden Kinder Hilmar und Brynhildur. Vor allem Hilmar hat mächtig zu tun dabei. So muss er sich, um seine Ehre als Wikinger zu erlangen, auf eine sehr gefährliche und riskante Reise begeben, die ihm Kämpfe gegen übermächtige Ungeheuer etc. beschert. Mehr wird hier nicht verraten. Außer: Es wird spannend!“

Und der spieltechnisch fitte Six-Stringer offenbart nachfolgend noch seine ganz persönliche Sicht der Dinge auf der aktuellen Skálmöld-Veröffentlichung.

„Die neue Platte ist definitiv um einiges härter angelegt als der Vorgänger vom letzten Jahr. Ich hatte eine Unmenge an Freude daran, die Songs auszuarbeiten und schließlich im Studio einzuspielen. Obwohl das Ganze erneut sehr kräftezehrend für mich geriet, nahm mein Enthusiasmus dafür nicht im Geringsten ab, eher das Gegenteil war der Fall! Wir wollten nämlich ein in allererster Linie ehrliches Album machen, was uns auch gelungen ist. Gleichzeitig wollten wir in allen Punkten ans jeweilige Limit gehen. Und schon gar nicht hatten wir im Sinn, ,Baldur‘ auch nur ansatzweise zu kopieren. Wir schreiben die Songs immer in Gemeinschaft. So bekam ,Börn Loka‘ von der gesamten Band letztlich auch auf ganz gewisse Art mehr von allem, was unser Debütalbum ausgemacht hat. Und das meine ich nicht nur in spielkultureller, sondern auch in kompositorischer Hinsicht! Wir haben nämlich insgesamt ordentlich was dazu gepackt, vergleicht man die ,Neue‘ mit der ersten Skálmöld- Scheibe. Ich brauche daher eigentlich nicht extra zu erwähnen, dass ich mächtig stolz auf das erreichte Resultat bin“, raunzt Gevatter Baldvinsson, mit liebenswert rustikalem Charme lachend, dem Autoren zu.

Verantwortlich für das überraschend inhaltsreiche lyrische Konzept zeichnet Bassist Snæbjörn Ragnarsson, von seinen Bandkollegen liebevoll Bibbi genannt.

„Wir feilen im Kollektiv an den Stücken, worin jeder seine Ideen einbringen darf. Steht eine Nummer dann als ,Rohbau‘, setzt sich Bibbi hin und denkt sich die Songtexte dafür aus. Da er sich damit von uns allen durch sein Talent am leichtesten tut, fiel ihm diese gewichtige Aufgabe wie von selbst zu. Und wie wir kann auch er am besten unter Druck arbeiten. So setzten wir uns vorher für die Fertigstellung von Songwriting und Lyriken je eine Deadline, die am Ende einzuhalten uns echt verdammt viel Anstrengungen mit sich brachte. Das allererste Riff für ,Börn Loka‘ stand kurz nach der Veröffentlichung des Debüts. Auf der Heidenfest-Tour im letzten Oktober schrieben wir dann weiter an neuen Tracks. Eine der besten Ideen dazu kam uns in Hamburg! Nach den Live-Aktivitäten zu ,Baldur‘ konnten wir uns der Sache mehr hingeben. Irgendwann im Frühjahr dieses Jahres verriegelten wir dann unseren Rehearsal-Raum nach außen und schlossen uns für einige Monate darin ein, um das Material für unser zweites Album fertig zu stellen.“

Und Skálmöld können thematisch sowieso aus einem reichen Fundus schöpfen. „Erstens das, und darüber sind wir auch sehr froh. Zweitens wechselt das Wetter hier in gewissen Zeiten beinahe jede Stunde, was den Menschen in Island ebenfalls sehr markante und uns als Band dabei immer wieder immens inspirierende Eindrücke ermöglicht.“

© Markus Eck, 13.10.2012

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