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Interview: SIMONE SIMONS
Titel: Kultivierte Vielseitigkeit

Tarja hat es gemacht, da soll Simone es doch nur zu gerne auch tun. Und mit ihrem ersten Soloalbum bereitet die völlig zurecht anhaltend bewundernd gefeierte Epica-Vokalistin nicht nur allen Fans ihrer einzigartigen Stimme eine fesselnde Freude - sondern „Vermillion“ ist mühelos imstande, den ganzen Symphonic Metal-Bereich aus zeitlos glänzend zu unterhalten.

Ihre eingegangene Symbiose mit Ayreon-Mastermind und Landsmann Arjen Lucassen fĂźr das Songwriting war glĂźckliche FĂźgung und Herzenswunsch in einem.

„Ich war lange auf der Suche nach einem musikalischen Talent für die Zusammenarbeit - und bevor ich überhaupt mit Epica angefangen habe, war ich bereits Ayreon-Fan, zusammen mit meinem damaligen Partner Mark, mit dem ich dann in Epica eintrat. Vor ein paar Jahren rief ich dann Arjen über Skype an, während ich in Südamerika auf Tournee war und fragte ihn, was er davon hält, mit mir zusammen Songs für ein ganzes Album zu schreiben, nicht nur ein bis zwei Songs. Er meinte sofort, er wäre total offen dafür, schließlich liebe ich ja seine Musik und er liebt meine Stimme und er versicherte mich auch, dass wir beide ein gutes Team seien. Dass wir uns schon länger kennen, zudem auf gleicher Wellenlänge sind, macht das Ganze final ebenfalls noch sehr viel leichter.“

Der Plan stand. Die Zeit zur Umsetzung war jedoch noch nicht reif bzw. ausreichend vorhanden, lässt Simone rßckblickend wissen. Bis dann Anfang 2023:

„Arjen verkündete mir: ‚Jetzt habe ich Zeit, von nun an fokussiere ich mich darauf, für dich ein paar schöne Songs zu schreiben.‘ Er fragte mich dann: ‚Was sind deine Vorlieben und welche Bands insbesondere magst du gerne?‘ Dahingehend ist zu erwähnen, dass er und ich zwei spezielle Bands besonders gerne mögen: Muse und Rammstein - und ich finde, das hört man auch hier und da ein wenig aus ‚Vermillion‘ heraus.“

Die Idee zu einer Soloplatte hatte die stilvolle Dame schon vor geraumer Zeit, vielleicht sogar schon vor mehr als zehn Jahren, so sagt sie.

„Die Nachfrage der Fans diesbezüglich ließ auf der anderen Seite ja auch nicht nach. Ich habe einen ziemlich eklektischen Musikgeschmack, für den ich zuweilen auch verurteilt wurde. Ich bin jedoch der Meinung, Musik ist Musik - und wenn eine Melodie die Menschen im Herzen berührt, ist das immer schön. Es gibt auch innerhalb der Metalszene so viele Stile, aber immer noch scheint zu gelten, dass man als Metalhead Stars wie beispielsweise Lady Gaga nicht cool finden darf. Und da bin ich ganz anderer Meinung.“



Und letztere legt Simone zum genannten Beispiel interessanterweise wie folgt dar:

„Lady Gaga ist außerordentlich vielseitig, sie ist ja jetzt auch Schauspielerin und hat meines Wissens nach sogar ein Jazz-Album mit Tony Bennett gemacht. Sie ist damit eigentlich wie ich - ich bin in erster Linie Sängerin, aber ich sehe mich auch als Künstlerin. Vor allem als Ästhetin. Und zu dem Beruf Musiker bzw. Sängerin gehört viel mehr dazu, vor allem das Visuelle. Ich meine damit nicht unbedingt das Schauspielern, aber eben, sich auch für Videoclips ‚einzuleben’ und diese mit passender Körpersprache auszufüllen. Ich weiß wovon ich rede - da nämlich das Schauspielen nicht unbedingt eines meiner Talente ist, muss ich mich immer wieder selbst neu trainieren, wie z.B. für den Videoclip zum Album-Opener ‚Aeterna‘.“

Seit sie Mitte der Nuller Jahre für den Kamelot-Song „The Haunting“ von deren Album „The Black Halo“ als Gastsängerin für die Videoaufnahmen mit Regisseur Patric Ullaeus zusammenarbeitete, so sagt sie, war es immer ihr Wunsch, erneut mit dem Schweden etwas zu machen. 



„So freute ich mich sehr, dass er den Auftrag für ‚Aeterna‘ annahm. Arjen war auch sofort völlig begeistert, auch er wollte schon immer mal mit Patric Videos erarbeiten. Es klappte ja bereits in der Zwischenzeit - nämlich 2022 für die Epica-EP ‚The Alchemy Project‘, für das Lied ‚Sirens‘, welches ich dafür zusammen mit Charlotte Wessels geschrieben habe. So flog ich ein paar Mal nach Schweden, um zwei Videos mit Patric aufzunehmen - ‚Aeterna‘ und ‚In Love We Rust‘ wurden in einem dortigen Studio aufgenommen und nicht in irgendeiner Location, das bedeutet immer auch viel Greenscreen. Und da kommt es umso mehr auf die eigene Darstellung an“, sagt sie schmunzelnd.

Wie Simone in dem Kontext die Unterhaltungskünstler der Vergangenheit zu würdigen weiß, so waren damals in den 50er/60er Jahren des vorigen Jahrhunderts sehr viele davon Sänger und Schauspieler in einem. „Einer der ganz wenigen, die das Prädikat ‚Schauspieler, Tänzer und Sänger‘ wirklich verdienen, ist meiner Meinung nach Hugh Jackman. Ich liebe das Visuelle sowieso sehr - Videos, Fotografie etc. Dazu zählt auch mein Stageacting auf der Bühne, die Klamotten, das Make-Up, etc. - alles, was dazugehört eben.“ 


Auf den erfreulich eingängig geratenen Track „In Love We Rust“ angesprochen, der für den Autoren schon gleich beim erstmaligen Hören zum ganz persönlichen Superhit wurde, weiß sie zu entgegnen: „Ja, der Song ist auch einer meiner Favoriten auf dem Album - er geht wirklich schnell ins Ohr.“

Š Markus Eck, 14.08.2024

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