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Interview: RUMAHOY
Titel: Freibeuter des Vergnügens

Dass der schelmische Kaper-Barde Captain Yarrface auf so ziemlich alles pfeift, was auch nur ansatzweise nach Kritik an seinem Treiben riecht, hat sich in Pirate Metal-Spelunken mittlerweile herumgesprochen.

Fatal dauerdurstig, sagenhaft unbekümmert und stilistisch absolut rücksichtslos zeigte der Robuste sich mit seiner Mannschaft bereits auf dem 2018er Debütalbum „The Triumph Of Piracy“. Nun hissen die komplett verrückten Schotten Rumahoy die Segel für den mächtig schmissigen Nachfolger „Time II: Party“.

„Wir wollen einzig Spaß haben und verbreiten“, raunzt der seemännisch verschworene Trunkenbold kollernd heraus, „und ich saufe ganz einfach ebenso gerne wie ich köstliche Erdnussbutter auf der Zunge habe - willkommen auf unserer See!“

Scherz beiseite? Nicht bei Schluckspecht Yarrface:

„Wichtig ist auch aktuell einzig, dass unsere Partysongs maximalen Fun-Faktor bringen. Um gar nichts anderes geht es uns. Auf ‚Time II: Party‘ ist diesmal sogar ein Song dabei, der mein Leben und meinen hochprozentigen Hintergrund ein wenig tiefer beschreibt. Ich bin zweifellos der allergrößte Piratenkapitän der Welt!“

Befragt, welche speziellen Gefühle ihm beim Zelebrieren der oberkecken Klangkunst von Rumahoy in die Sinne fahren, plustert sich der dreiste Kerl noch mehr auf.

„Ist ‚Party‘ eine Emotion? Mir ist das völlig schnuppe, auch meinen Jungs - wir ziehen einfach alles vom Leder, was nötig ist, um die Leute aufspringen und wild tanzen zu lassen. Mit uns soll jeder auf den Meeren dieser Welt eine verdammt gute Zeit haben!“

Und um auch ja immer so richtig gut drauf und bei Laune zu bleiben, so der Schiffs(ent)führer, hält er sich von der gewöhnlichen Welt so fern wie nur irgend möglich. „Es ist zum Glück sehr einfach, auf einem windgeschundenen Seelenverkäufer zu leben und dem ganzen medialen Müll der heutigen Tage davon zu schippern. Virus? Aufstände? Krise? Das alles bedeutet doch gar nichts, wenn man seinen eigenen Freibeuteruntersatz hat. Ha, tatsächlich denke ich, ich habe gerade das globale Problem gelöst, jeder sollte nur ein Piratenschiff bekommen!“

Von irdischer Vernunft hält der versoffene Rabauke mit der Sturmhaube unterm Dreispitzhut sowieso herzlich wenig, wie er mit aufgeschwellter Brust flapsig verkündet. „Ich habe immer einen Heidendurst, was mich seit jeher zu so mancher Tat treibt. Seit ich mit fünf Jahren geboren wurde“, so feixt er überschwänglich, „zog ich mir täglich jeden Schluck Rum rein, den ich nur kriegen konnte. Wem das nun nichts über mein unstillbares Schnapsverlangen sagt, der sollte mal schleunigst die genaue Definition des Begriffes Durst nachschlagen!“

Den diplomatisch geäußerten Versuch, das Gespräch in eine andere thematische Richtung geraten zu lassen, umschifft der ungehobelte Sturkopf ebenso unbeirrbar wie zackig.

Es folgt kauziges Seemannsgarn aus vollem Munde.

„Warum zum Henker sollte ich verdammt nochmal über etwas anderes als Rum reden? Wenn schon, dann höchstens über das Seefahren oder meine Liebe zu den Meeren. Ausnahmsweise könnten wir jedoch auch noch über Rum philosophieren“.

Gegen den schrägen Humor dieses listigen Spaßvogels ist schwer bis gar nicht anzukommen.

Ebenso verhält es sich dann auch bei der Auseinandersetzung mit dem vorangegangen Songwriting für „Time II: Party“.

„Löwenanteil? Den hat niemand von uns geliefert dafür. Wir alle schreiben die Songs für Rumahoy - oder besser gesagt, die Lieder schreiben sich ohnehin von selbst, wenn es um mich geht, den großartigsten Piratenkapitän auf den sieben Weltmeeren! Die einzigen Schwierigkeiten, falls man es überhaupt so nennen kann, die wir dabei kennen, bestehen im Mangel an Rum und Papier. Rum zum Besaufen und Papier zum Niederschreiben unserer Hymnen. Ohne diese beiden essentiellen Begleiter sind wir schließlich nur müde Parksee-Paddler.“

Die vorsichtig angemerkte Frage nach etwaigen musikalischen Einflüssen bringt ihn endgültig auf die Palme. Yarrface schnaubt: „Einzig Alestorm! Die höre ich mir - im Bedarfsfall - an und denke dabei stets aufs Neue, wie scheiße ich die finde und wie viel besser ich das doch hinbekomme. Und das glückt mir ganz famos. So läuft es bei Rumahoy, so werden unsere Songs zu echten Notenperlen! Wir müssen sowieso keine Konkurrenzsorgen haben, weil wir einfach die Allergrößten sind.“ Spricht’s stolz, als hätte man das selbst unter den draufgängerischsten Piratenmetallern bislang nicht gewusst.

Das einzige, was dem rotbackigen Saufbruder und Gesellschaftsflüchtigen noch zum vorherigen Kontext einfällt, ist seine ausgeprägte Vorliebe für ‚Euro Techno Mega Mixes’, wie er es nennt. „Sauft den Rum, feuert die Kanonen und kommt folgt uns endlich auf unserem abenteuerlichen Kurs!“

© Markus Eck, 02.08.2020

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