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Interview: ROTTING CHRIST
Titel: Von Uraltem geleitet

Nach exakt drei Jahren Albumpause melden sich die griechischen Pioniere mit einem neuen Langspieler zurück, geheimnisvoll „Kata Ton Daimona Eaytoy“ benannt.

Besagter Titel steht für das weltberühmte programmatische Motto des noch heute vielfach zitierten und auch noch immer omnipräsent gelebten englischen Okkultisten Aleister Crowley (1875–1947). Und „Do what thou wilt shall be the whole of the Law“, also „Tu was du willst soll sein das Ganze des Gesetzes“, das nahmen sich auch Rotting Christ sehr zu Herzen. Denn der unverwechselbare Death Black Metal-Stil, von den verbliebenen beiden Beteiligten selbst mittlerweile schlicht als „Dark Metal“ bezeichnet, ertönt jetzt so freigeistig wie nie zuvor.

Das rigide und zügig stampfende Material erinnert stellenweise fatal an den späten Sound der Norweger Satyricon. Doch der eigenständig anmutende, erneut opulent und teils interessant theatralisch arrangierte Vortrag des hellenischen Doppels zerfetzt solcherlei Assoziationen im Nu in der Luft.

Überzeugungstäter und Vorreiter Sakis Tolis, seines Zeichens Vokalist, Gitarrist und Tieftöner in einem bei der Band, befindet sich hochgradig im Stress, wie er verkündet.

„Derzeit arbeite ich ergänzend die folgenden Stationen der folgenden Live-Tour aus, welche demnächst in Südamerika beginnt und von der im Moment überhaupt noch niemand weiß, wo sie letztlich enden wird. Es wird wieder ein großes Abenteuer für uns. Ebenso mache ich mich umfassend stark dafür, die neue Botschaft von Rotting Christ weltweit entsprechend zu verbreiten.“

Musikalischen Belangen ergeben treu zu bleiben, das ist dabei für den Athener sowie für seinen Bruder, Drummer Themis Tolis, absolute Ehrensache, wie er mit erhobenem Haupt erzählt.

„Es hat sich nichts geändert, was unsere Grundidee und Attitüde angeht. Wir spielen noch immer genau das, was wir fühlen. So haben wir uns auch für ,Kata Ton Daimona Eaytoy‘ nach Kräften bemüht, so frisch und so einfallsreich wie nur möglich zu klingen. Ich habe sogar alles für das Album studiotechnisch aufgenommen, außer das zu hörende Schlagzeugspiel, für welches mein Bruder verantwortlich zeichnet.“

Thematisch behandelt auch dieses neue Faulchristus-Langwerk die spannenden spirituellen Mysterien uralter Zivilisationen, so Tolis.

„Ziel war es, die neuen Kompositionen wie Stationen einer Reise in andere, längst vergangene Welten werden zu lassen. Das archaische Wissen und vor allem der antike Okkultismus der dunklen Seite untergegangener Zivilisationen sprüht daher geradezu aus jedem der aktuellen Lieder. Wir verbrieten teils auch diverse Maya- und Inka-Referenzen, wie auch Querverweise zu griechischen und slawischen Mythen. Dafür eigneten sich neben allerlei Ethno-Klängen auch Vorgaben antiker Sprachen, welche wir in diversen Stücken verbauten. Letztlich entstand ein multikulturelles Metal-Puzzle, welches dieses Album sehr markant charakterisiert. Überhaupt unterscheidet sich ,Kata Ton Daimona Eaytoy‘ sehr von dem, was heutzutage so alles auf den Markt kommt.“

Und wie sich im Nachfolgenden überraschend herausstellt, hat die ewige Idealistenseele Tolis tatsächlich sogar sämtliche Kompositionen im kompletten Alleingang ebenso tapfer wie mit aller Beflissenheit erarbeitet.

„Insgesamt hat mich der ganze Ausarbeitungsprozess aller fußenden Basis-Ideen mehr als ein Jahr in Anspruch genommen. Das reine Composing umfasste dann etwas mehr als vier Monate, was sich ebenfalls äußerst intensiv gestaltete. Wenn ich an Musik für Rotting Christ arbeite, ist es ohnehin immer absolut einnehmend auf mentaler Ebene, denn ich gehe dabei regelrecht meditativ vor, vollkommen in mich selbst versunken. Ich suche dabei nach mir selbst sozusagen, möchte zu meinem tiefsten Innern vordringen, um mit passenden Bestandteilen für neue Songs zurückzukehren. Aus meiner Neugier soll neues liedhaftes Leben entstehen. Ich nehme das Ganze äußerst ernst, weswegen ich meine Schöpfungen auch als ,seelenvoll‘ erachte. Und ich hoffe mit aller Kraft, dass die neuen Tracks ebenso die Seelen der Hörer erreichen werden!“


So hat dieser dauerbärtige Nonkonformist seine einst anerzogenen Träume schon lange an den viel zitierten Nagel gehängt, wie er ergänzend offenbart.

„Meine Visionen bezüglich des eigenen Daseins sind bereits seit vielen Jahren alles andere als materialistisch angelegt. Ich stecke meine ganze Energie viel lieber in die Band als in ein gesellschaftlich gewöhnliches Leben. Mit meiner Musik die richtigen Menschen zu erreichen, das macht mich wiederum zu einem seelisch sehr reichen Menschen, so sehe und so empfinde ich das. Das ist vielleicht nicht zuletzt mein eigener großer Traum, und genau den lebe ich jeden Tag des Jahres so gut es mir möglich ist mit allen meinen Sinnen! So ist auch das neue Album für mich wieder eines meiner geliebten Kinder.“


© Markus Eck, 21.02.2013

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