Interview: | PROPAGANDA |
Titel: | Hermetisch |
1982 gegründet, stiegen diese Düsseldorfer Pioniere nachfolgend zu einer der bekanntesten Synthie-Pop-Akteure ihrer Dekade auf. Mit unvergessenen Welterfolgen wie vor allem „P-Machinery“ und „Duel“ konnten Propaganda sich bis heute im Gedächtnis zweier Generationen halten - nun sind sie tatsächlich wieder da!
Und mit ihrem neuen selbstbetitelten Album könnten sich Ralf Dörper und Michael Mertens mitsamt neuer Sängerin nicht eigenständiger zeigen. Jahre, Jahre, Jahre - wie Ralf sich an die erste Veröffentlichung „Dr. Mabuse“ im Jahr 1984 zurückerinnert, erschien ihm dies nach der Bandgründung damals bereits als lange Zeitspanne.
„Manchmal liegt ein Projekt auf Eis, bis es dann wieder in gewisser Weise fortgesetzt wird. Dazu fällt mir jetzt ein Vergleich aus der Filmwelt ein: ‚Blade Runner‘. Jedenfalls hatten wir in der Zwischenzeit beide andere Schwerpunkte - auch musikalisch. Michael machte hunderte Werbespots und Filmmusiken - ich wiederum spielte hunderte Konzerte mit Die Krupps.“
Lange Zeit war vorgesehen, so Ralf, dass die beiden Klangvisionäre das neue Album unter ihrem Namen - also Dörper & Mertens - herausbringen. „Bis uns nicht zuletzt via Spotify klar wurde, dass wir beide als Songwriter der Hits von ‚A Secret Wish‘ und ‚1234‘ das wesentliche Propaganda-Element sind. Ich als der ‚Erfinder‘ sowieso.“
Nach so vielen verschiedenen Stationen mit sagenhaften Hochs und betrüblichen Tiefs sowie allerlei dazwischen ist er als Künstler natürlich entsprechend gereift.
„Als ich 1982 Propaganda gründete, hatte ich nicht in Jahrzehnten gedacht - ebenso nicht, als ich 1989 Die Krupps mit ‚Machineries Of Joy’ wiederbelebte. Insbesondere hat uns überrascht, dass die Alben von Propaganda mittlerweile zum Kanon der Achtziger gerechnet werden und wir auch oft hören, dass ‚Dr. Mabuse’ Trevor Horns beste Produktion gewesen sei. Aber nicht alle unsere musikalischen Hochs haben im Kontext von Propaganda stattgefunden.“
Diese Rückkehr ist eine geglückte, Metier-übergreifende Überraschung - Ralf nimmt es vollauf gelassen:
„Vielleicht können wir uns am ehesten auf ‚elektronische Musik‘ einigen. Popmusik ist es nicht, obwohl wir uns gerne in den 80ern auf die Pop-Maschinerie eingelassen haben. Ein wilder Ritt an den wir uns trotz einiger HickUps gerne erinnern. Oder erinnert werden. Zur Zeit täglich. Denn kurioserweise läuft aktuell ein Werbespot für ein französisches Automobil im Fernsehen, der unseren Song ‚P-Machinery‘ featured. Das sieht jetzt aus wie ein perfekt inszeniertes Comeback - dicker Werbespot, Album-Release, dann dazu die grosse Welttournee … Propaganda war ja auch ausserhalb Europas recht bekannt, insbesondere in Südamerika und Kanada. Aber nein, wir sehen das Ganze aktuell eher betont entspannt.“
Die Synth-Pop-Welt der 1980er war einfach rundum speziell - speziell neu, speziell originell, speziell qualitativ und damit alles in allem magisch. Vieles hat sich daraus stilistisch entwickelt, aber stets haben viele das Gefühl beim Hören neuerer Sachen aus dem Bereich, dass es gar nicht mehr möglich ist, etwas so derart Magisches, Zeitloses und dauerhaft Abnutzungsfreies zu erschaffen.
Ralf offenbart in seiner Rückschau: „Ein wichtiger Antrieb für die Synth-Pop-Entwicklung waren in den Achtzigern neue Soundmöglichkeiten, die in der Tat aus neuen Geräten entstanden sind. In der ersten Welle, die Synth-Pop erst möglich gemacht hat. Ich erinnere da vor allem an ‚Warm Leatherette‘ von The Normal und diesbezüglich an die günstigen Synthesizer und Rhythmboxes von Firmen wie Roland, Korg, Yamaha. Bei Propaganda habe ich zu Beginn genau damit gearbeitet. Dann aber kam der Quantensprung bei Trevor Horn im Londoner Studio: Dort gab es bereits - früher als woanders - Geräte wie den Fairlight, später das Synclavier oder auch die LinnDrum. Diese haben so manche Komposition entscheidend geprägt.“
Das neue Material wirkt bewusst distanziert, gewollt individuell und eigen(sinnig), dabei gänzlich Trend- und Mode-frei - wie Ralf zu bestätigen weiß, sind Propaganda auch nicht an musikalischen Trends oder temporären Sounds interessiert.
„Es gibt ein Stück mit dem Titel ‚Distant‘ - aber das ist nicht Programm. Wir klingen wie wir klingen. Zumal der Entstehungsprozess ja auch über Jahre ging. Nicht zuletzt infolge von Covid. Aber eines kann man sagen: Diese Songs und Songideen sind dahingehend temporär, dass sie alle in diesem Jahrhundert entstanden sind. Es sind keine Reste aus den 80ern.“
Der Verfasser hört ein wenig Kraftwerk raus, ein wenig Pet Shop Boys, ein wenig Pink Floyd, ein wenig dies und das usw. - dahingehend befragt, ob sich Propaganda bei den Arrangements und auch der Produktion der neuen Veröffentlichung überhaupt an irgendwas orientiert haben, was ihnen selbst gut gefällt, bleibt der Mann maximal besonnen.
„Wir hören immer weniger Pop-Musik - und Michael sowieso fast nur Klassik. Unbewusste Einflüsse mag es geben, wobei wir beide auch vieles aus dem Bereich der Soundtracks wahrnehmen: Johann Johannsson, Max Richter, Ben Frost. Und natürlich Hauschka, der ja auch bei einem Stück mitwirkt. Übrigens ein alter Bekannter von Michael, den wir für das Lied ‚Wenn ich mir was wünschen dürfte‘ schon lange bevor er den OSCAR bekam eingeplant hatten.“
Als Propaganda nach Fertigstellung des aktuellen Materials zufrieden waren mit dem musikalischen Ergebnis, sagt Ralf, suchten sie Partner für die optische Darstellung - und am Ende dann ganz merkantil eine passende Plattenfirma.
„Für uns gehört zum Endprodukt in der Tat noch das Artefakt Album - sei es Vinyl oder CD. Wir wollten nicht nur ein Teil der Streaming-Matrix sein, obwohl dies natürlich auch für uns eine wichtige Rolle spielt.“
Wie nun das neue Album angenommen werden wird bzw. wie die Reaktionen alter und neuer, jüngerer bis junger Hörerkreise werden, das spielt für die Macher keine Rolle, so ist zu erfahren.
„Es spielt für uns keine Rolle. Wir haben keine Pop-Agenda mehr, was den einen oder anderen Fan der frühen Phasen vielleicht irritieren mag. Das war damals ein spannendes Spiel. Aber wir versuchen so wenig zeitgeistig zu arbeiten wie möglich. Aber wir freuen uns natürlich, wenn auch Fans von früher in unserer heutigen Musik die Quintessenz von Propaganda entdecken. Das sind starke Atmosphären, musikalische Bilder und mitunter ungewöhnliche Inhalte.“
Es wurden im Entstehungsprozess durchaus auch Songs verworfen bzw. aussortiert.
„Es gibt Ideen, die wir irgendwann inhaltlich oder musikalisch als nicht mehr relevant erachtet haben. Dass wir einen Song bereits ‚Tipping Point‘ genannt haben, lange bevor dies Tears For Fears getan haben, zeigt den langen Prozess auf.“
Der beiden Künstler ursprüngliche Idee war es - ähnlich wie etwa bei Massive Attack oder Nouvelle Vague - mit mehreren Interpretinnen bzw. Vokalistinnen zu arbeiten.
„Eine davon war Thunder Bae, die wir aus dem Studio von anderen Produktionen her kannten. Letztlich erwies sie sich bei jedem der Stücke als die beste Wahl: Ein ‚perfect fit‘. Jetzt wird sie aber erstmal ihre eigene LP fertigstellen.“
Laut Ralf ist es seit der ersten Propaganda-Single „Dr. Mabuse“ offensichtlich, dass Filme eine gewisse Rolle spielen können.
„Ich verwende auch gerne Anspielungen in den Texten - wie zum Beispiel damals bei ‚P-Machinery‘ auf ‚Die freudlose Gasse‘ oder ‚Metropolis‘. In dieser Hinsicht: viel Spass bei der Suche diesmal! Und zum Song ‚Love:Craft‘: Nach Edgar Allan Poe - auf ‚A Secret Wish‘ geht es hierbei um einen anderen ‚Fantasy‘-Autoren aus USA: H.P. Lovecraft.“
Das Album haben Propaganda selbst in ihrer heimatlichen Basis Düsseldorf erstellt. „Unsere Stücke - insbesondere auch die ‚Hits‘ - sind immer schon zumindest als Blueprint in Düsseldorf entstanden und wurden dann in London von weltbekannten Produzenten - Horn/Lipson bzw. Hughes/Stanley - aufwendig veredelt. Diesmal wollten wir aber auch zeigen, dass es nicht der Handschrift dieser Produzenten bedarf um die Propaganda-Essenz herauszuarbeiten. Natürlich war der Arbeitsprozess auch von Covid geprägt. Aber vielleicht ist es eine Schicksalsfügung, dass wir erst quasi zum 40-jährigen Jubiläum - ‚Dr Mabuse‘ erschien 1984 - fertig wurden.“
© Markus Eck, 20.09.2024
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