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Interview: OPETH
Titel: Ungebrochene Neugier

Allzu selten hat ein Musiker aus dem Metal-Bereich derart inniglich und ehrlich an seiner ureigenen künstlerischen Direktive festgehalten, wie Gitarrist und Sänger Mikael Akerfeldt das seit vielen Jahren schon tut.

Er und seine Gruppe Opeth sind daher mit den Jahren der Bandexistenz mit Fug und Recht zu einem regelrechten Synonym für geniale Ideenvielfalt und absolute Eigenständigkeit geworden.

In Form von „Watershed“ veröffentlichen die Schweden das neunte Studioalbum: Erstklassiger Progressive Dark Metal der unaufdringlich avantgardistischen Sorte.

Nur allzu gerne lasse ich Meister Åkerfeldt daher erneut für mich ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern.

„Gerade beim Erstellen der aktuellen Lieder für das neue Studioalbum bemerkten wir in uns mal wieder die noch immer bestehende riesengroße Neugier auf musikalisch bisher Unerschlossenes. Es mutete daher jedes Mal aufs Neue erfrischend und belebend an, recht mutig herum zu experimentieren. Ich persönlich vergleiche `Watershed` daher immer sehr gerne mit einer Art von Spirale: Zwar Kreise schließend, aber sich doch auch gleichzeitig aufwärts bewegend in Spektren und Sphären, die wir als Band noch nie erschlossen haben. Bislang wurden wir jedenfalls noch nicht mal ansatzweise müde, immer wieder Neues auszuprobieren“, so Mikael in allem Enthusiasmus.

Wie er weiter in aller Offenheit dazu berichtet, reizt den musikalisch noch immer so entdeckungsfreudigen sympathischen Schweden am Komponieren nicht zuletzt auch, dass er vor Überraschungen niemals gefeit ist:

„Eigentlich gehe ich nie mit einer bestimmten Vorgabe an einen Song ran. Ungefähr weiß ich zwar vorab meistens schon, welche Komponenten enthalten sein sollten, doch nicht selten entwickelt sich das Ganze unterm Ausarbeiten in ganz unerwartete Richtungen. Ich liebe das von ganzem Herzen. So sollte das Musikmachen doch genau genommen auch sein, und nicht anders!“

Recht hat er, und genau nach solcherlei ergiebigen Strickmustern gestaltete der beständige Skandinavier auch seine nonkonformen Gesangslinien für „Watershed“.

„Auf den ersten Hörer sind meine Vokalisierungen vermehrt ziemlich extrem und grollend ausgefallen, doch das täuscht. Denn insgesamt ist ehrlich gesagt sogar weniger Extremgesang auf der Scheibe. Doch wenn ich auf `Watershed` mal hart mit der Kehle rangehe, dann voll und ganz, wie man deutlich hören kann. Für mich zählt da immer die Signifikanz des jeweiligen stimmlichen Ausdrucks“, resümiert der leidenschaftliche Vinyl-Plattensammler Mikael mit aller Bestimmtheit.

Er berichtet anschließend noch: „Leonhard Cohen hat ja einmal folgendes Statement abgegeben: `Je länger man Musiker ist, desto größer wird die innere Leinwand und desto besser das Songwriting`. Und genau das glaube ich auch. Hörbar unreife Trend-Alben von blutjungen Musikern sind daher rein gar nichts für mich. Ich bevorzuge absoluten Tiefgang und große Feinsinnigkeit in der Rockmusik“, so Mikael noch. Eben ganz so, wie es auf „Watershed“ der erfreuliche Fall ist.

© Markus Eck, 27.03.2008

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