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Interview: ONLAP
Titel: DIY-Spirit im Blut

Als die Pariser ihre Band 2006 ins Leben riefen, sollte noch ein ganzer Batzen Arbeit vor den Beteiligten liegen. Alternative Metal der betont spritzigen und verflucht griffigen Art ist das Ding der lebenslustigen Typen, die auf dem aktuellen Debütalbum „Waves“ so immens spielfreudig rüberkommen als hätte jeder eine ganze Packung Enthusiasmus-Pillen gefuttert.

Ja, was sich da über mehrere EP- und Single-Veröffentlichungen seit damals hinzog, das kulminiert jetzt regelrecht eruptiv. 


Bandgründer, Gitarrist und Composer Florian Maume gründete Onlap zusammen mit seinem Freund, dem Bassisten Franck Renoux - heute leiten sie ihre eigene M&R Digital Agency und promoten viele Künstler und auch deren Shows, darunter auch ihre eigene Combo.

Ziemlich ungewöhnlich - 2006 gegründet, kommt die Formation ganze 18 Jahre später erst mit einem Debütalbum. Allround-Meister Maume, von allen kurz ‚Flo‘ genannt, erläutert dazu:

„Eigentlich ist es aus einem bestimmten Grund von Anfang an so gelaufen. Im Jahr 2015 sahen wir, wie Spotify und Youtube für die Künstler wuchsen, und wir beobachteten, dass viele fortgeschrittene amerikanische Künstler bereits die ‚Single by Single‘-Veröffentlichungsstrategie praktizierten. Und das ist es, was wir in den letzten zehn Jahren gemacht haben: Regelmäßig einzelne Tracks zu veröffentlichen. In den 15 Jahren unseres Bestehens haben wir auch eine Reihe von EPs wie ‚The Awakening‘, oder ‚Running‘ und ein Compilation-Album namens ‚Who We Are‘ veröffentlicht. Dieses Mal haben aber wir uns dazu entschieden, die Dinge für Onlap zu ändern - also, bei einem Label zu unterschreiben und eine ‚richtige‘ CD zu machen. Wir lieben es zu experimentieren. Für uns hat es irgendwie funktioniert, denn Onlap hat mittlerweile 150 Millionen Streams allein auf Spotify und wurde für ‚The Awakening‘ sogar mit Gold ausgezeichnet. Es brachte uns auch die totale Freiheit, jeden Track als ein ganzes Projekt zu betrachten.“

Erwartungsgemäß war der Mann schnell von alternativer harter Musik begeistert.

„Ich konnte nicht anders und verliebte mich sofort in so viele! Eigentlich glaube ich, dass ich und die Jungs in der Band immer noch genau die gleichen Knaller-Songs am meisten mögen, die uns in diese Musik gebracht und bis heute nie verlassen haben. Im Moment denke ich dabei an Lieder wie ‚Last Resort‘ von Papa Roach, ‚Bring Me To Life‘ von Evanescence), natürlich Dutzende von Songs von Linkin Park wie beispielsweise ‚Numb‘, ‚In The End‘, ‚Crawling‘, ‚Waiting For The End‘ oder ‚In Too Deep‘ von Sum 41. Sowie an so viele Songs von Slipknot, Simple Plan, System Of A Down, welche immer noch die Größten für uns darstellen. Dazu kommen Hunderte von legendären Bands wie Falling In Reverse, As I Lay Dying, Bring Me The Horizon etc. etc.“

Dennoch haben Onlap die Eigenständigkeit geradezu gepachtet. Die Musik auf „Waves“ ist höchst originell, sehr lebendig, schön frisch und voller spritziger Überraschungen - und dabei wunderbar eingängig, so dass sie einen ziemlich schnell überzeugen kann. Nach der ganz eigenen kreativen Formel befragt, schüttelt der ausgeschlafene Saitenschrubber seinen Kopf verschmitzt grinsend nach beiden Seiten.

„Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht wirklich. Es fängt alles mit dem Refrain an, so habe ich immer geschrieben. Ich bin ja ein großer Fan von Popmusik - die Stars darin sind definitiv die Könige, wenn es darum geht, die besten Refrains der Welt zu machen und einen legendären Song zu kreieren. Ich habe auch viel französische Varieté-Musik gehört, mit eingängigen Refrains. Ich glaube, das hat mein Songwriting beeinflusst. Ich mag effiziente Dinge, deshalb liegt dieses Album irgendwie in der Mitte zwischen Pop/Rock und Metalcore, da ich auch ein beinharter Hörer von brutalem Metal und Metalcore bin - Bands aus letzterem Genre haben schließlich auch ein Talent für eingängige Refrains“, platzt es schallend lachend aus dem Franzosen heraus.

© Markus Eck, 14.05.2024

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