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Interview: NOMANS LAND
Titel: Brennende Heidenherzen

Auf ihrem aktuellen dritten Langspieler „Raven Flight“ beleuchten diese beliebten russischen Viking Metal-Epiker diverse neue Facetten ihres ohnehin weitläufigen kreativen Horizontes.

Was also zuvor noch als stilistisches Unikat gehandelt werden konnte, das ertönt nun um einiges weltoffener – beziehungsweise entsprechend angeglichen an gebräuchliche Genre-Standards. Erneut gelang Nomans Land in Form von „Raven Flight“ jedoch zweifellos ein künstlerisch gar großartiges, jederzeit perfekt melodisiert dargebotenes Musikspektakel.

Ein erneutes Ausnahmewerk, welches wohl keinerlei internationale Konkurrenz zu fürchten hat. Und einmal mehr gewähren mir Klampfen-Kaiser Sigurd sowie Tieftöner Hjervard eine gemütliche Audienz im rustikalen Mannschaftsraum des windschnittigen Drachenbootes ihrer hartgesottenen Horde.

„Für uns zählt nicht unbedingt um jeden künstlerischen Preis, dass wir genau das spezifische Genre ausreichend stilistisch bedienen, in dem wir uns als Musiker bewegen. Wir trachten nämlich primär danach, exakt die Musik zu spielen, die wir tief in unseren Herzen fühlen. Genau nach dieser Prämisse sind wir auch wieder für das neue Album vorgegangen. Wenn jemand beispielsweise einen neuen Song schreibt, und sich währenddessen ausschließlich an der angestrebten Stilistik selbst orientiert, dann kommt in der Regel ja doch nur etwas heraus, was zuvor schon gehört wurde. Wir, Nomans Land, machen es eben anders, wir lassen uns ausschließlich von unserer inneren Welt inspirieren”, berichtet mir Sigurd mit bester Laune.

Einer einzigartigen imaginären Welt nämlich, so der Sankt Petersburger Saitenmann und Sänger, in der noch Platz ist für stolz-tapfere Wikingerkämpfer, Frostlandschaften sowie für die grandiose Schönheit der skandinavischen Natur. „Solcherlei mächtige Eindrücke versuchen wir den Hörern auch mit der neuen Platte `Raven Flight` zu vermitteln.“

Demnach streben Nomans Land nicht zuletzt auch danach, mit ihrer aufrecht zelebrierten Klangkunst den Krieger-Heldentaten der guten alten Heidenzeiten entsprechenden Tribut zu zollen. Der fingerfertige Gitarrist bekennt ergänzend zu diesem Kontext:

„Das uralte Feuer in unseren Seelen und denen von unseren Anhängern wird somit am Lodern gehalten. Die davon ausgehende Kraft spornte uns auch wieder für das neue Album an, Neues zu integrieren. Song-Qualität ist aber oberstes Gebot bei Nomans Land, daher liefern wir den Hörern mit `Raven Flight` trotz der eingebrachten neuen Ideen abermals beste Viking Metal-Kompositionen.“

Höchste Zeit ist es dann für seinen Mitstreiter Hjervard, Sigurd im Gespräch entsprechend zur Seite zu stehen.

„Mit `Raven Flight` sind wir sehr zufrieden, das Album ist schließlich am Ende ganz genauso geworden, wie wir es haben wollten. Dabei kann ich nicht behaupten, dass wir absichtliche Änderungen in unserem Klangkosmos vorgenommen haben – denn alles darauf Vorhandene entstand auf sehr natürlichem künstlerischen Wege. `Raven Flight` ist ein in sich geschlossenes Schaffenspostulat, ein regelrechter Monolith. Wir spielen Viking Metal. Unsere Seelen, die wir beim Musizieren mit Nomans Land immer tief in uns spüren, stehen dabei über allem. Wenn wir unsere Seelen in Geschlossenheit vereinen, existiert die Band erst. Davon lassen wir uns stets leiten. Unsere Musik spielen wir somit in genau der Art und Weise, wie wir sie in uns fühlen. Nomans Land ist eigentlich unser eigenes Land, und dies ist noch immer nicht restlos erforscht beziehungsweise entdeckt. Somit ist noch Einiges von uns zu erwarten.“

Wie der gute Hjervard anschließend wissen lässt, verließ Gitarrist Torvald nach den Studioaufnahmen zum aktuellen Album die Gruppe.

In der Tat, ein schwerer Schlag für die beliebten Russen. Doch nach einigen Monaten fand sich glücklicherweise adäquater Ersatz, wie der Bassist weiß.

„Mit dem Neuen spielten wir erstmal probeweise circa zehn Konzerte, um bestmöglich herauszufinden, ob er auch in allen Belangen gut zu uns passt. Obwohl uns der Abschied von Torvald unglaublich schwer fiel, schließlich spielten wir für eine lange Zeitspanne zusammen, hatten wir uns mit der neuen Situation zu arrangieren. Alles in allem hat sich alles ganz gut arrangiert und das harmonische Gefüge innerhalb von Nomans Land hat sich wieder aufgebaut.“

Im Dezember 2006 spulte sich also eine wegweisende Prozedere bei diesen Recken ab. Der Tieftöner resümiert: „Unsere Auftritte in der Heimat zu der Zeit mit dem neuen Gitarristen waren ein sehr wichtiger Schritt für uns. Dafür, dass das unsere ersten Gigs mit dem neuen Saitenmann waren, lief alles bestens. Wir spielten damals immer wieder mit diversen Black Metal-Bands und machten uns Sorgen, dass die Leute unsere sehr heroische Art von Musik nicht akzeptieren würden. Doch wir sahen schon recht bald, dass wir uns diese Befürchtungen nur eingebildet hatten. Das Publikum reagierte nämlich überaus stürmisch auf unsere Lieder – was uns anspornte, nun erst Recht weiterzumachen. Eine schöne Sache: Man gibt seine ganze Energie für diese Szene und die Leute geben einem den Einsatz vollauf zurück. Weil wir gerade dabei sind: Auch bei euch in Deutschland erfuhren wir verzückte Live-Begeisterung für unser neues Material, was uns glücklich macht.“

Erstmalig in ihrer Historie legen euch die Sankt Petersburger bei „Raven Flight“ auch ein grafisch wirklich hochklassiges Frontbild vor.

Gemalt hat es der talentierte Pinselkönner Jan Patrik Krasny.

„Ich bin noch immer sehr beeindruckt davon. Und ich gebe ganz offen zu: Als ich das Bild das allererste Mal zu Gesicht bekam, fühlte ich ein heftig kribbelndes Prickeln, welches mir das ganze Rückgrat runter lief.“

Laut nachfolgender Aussage des redseligen Viersaitenkönners fielen die Rezensionen für den neuen Langspieler bislang recht differierend aus.

„Das liegt aber in erster Linie daran, dass wir im Zuge unserer ansteigenden Popularität ein immer größer werdendes Publikum erreichen – und dass sich das auch in immer umfangreicher werdenden medialen Berichten widerspiegelt. Manche Reviews enthielten gar die Auffassung, dass wir uns als Künstler für den Black Metal im Geiste aufgegeben hätten – und dass das neue Album lange nicht so gut wäre die beiden vorhergehenden Scheiben. Größtenteils brachten die internationalen Schreiber jedoch ihre genussvolle Freude über `Raven Flight` in sehr positiver Weise zum Ausdruck.“

Was nun genau die inspirativen Motive für die Erstellung der aktuellen Kompositionen waren, darüber zu berichten fällt meinem Gegenüber recht schwer. „Eventuell flossen dabei Autoren oder Filme mit ein, aber hauptsächlich beziehen wir uns beim Schreiben der Stücke auf unsere Emotionen und vor allem auf unser Unterbewusstsein, welches ohnehin die wichtigsten Erlebenseindrücke in sich trägt.“

Doch Mutter Natur kommt dabei auch nicht zu kurz, so wie es sich gehört. „Wir lieben ihre anmutige Schönheit und unvergleichliche Pracht. Und wir fühlen allesamt eine riesengroße Verbundenheit zu dieser vollendeten Einzigartigkeit.”

Wir gehen zu den lyrischen Inhalten des aktuellen Silbertellers beziehungsweise dem Plattentitel „Raven Flight“ über. „Jeder Flügelschlag der Raben lässt einen unwiederbringlichen Moment hinter sich. Unser ganzes Leben besteht doch letztendlich aus solchen Flügelschlägen beziehungsweise Momenten. Gleichzeitig haben wir aber auch somit ständig die Möglichkeit, etwas in dieser Welt zu verändern, sei es bei uns selbst. Dieser thematische Grundgedanke liegt in jedem neuen Lied inne – alle Songs drehen sich um die Zeit der großen nordischen Krieger und all ihre Götter.“

In diesem Zuge ist Hjervard, so wie auch der Autor dieser Zeilen, ein absoluter Vollblutheide.

Und der Bassist bekennt vor mir nur zu gerne:

„Heidentum und die harmonische Einigkeit mit der Natur stellen meine Philosophie bestens dar. Hätten die Menschen im Laufe ihrer Historie stets danach gelebt, hätten sie bis heute nicht immer wieder all die großen Probleme miteinander.“ Weise gesprochen.

Zum Zeitpunkt des Gespräches sind die Russen bereits emsig mit der Entwicklung neuen Liedgutes beschäftigt.

„Auch planen wir, einen Videoclip zu drehen. Hoffentlich ergibt sich in dieser Richtung eine probate Möglichkeit für uns, denn wir haben dazu eine Menge an Ideen, die umgesetzt werden wollen.“

Was den Viking Metal-Bereich selbst anbelangt, über dessen Entwicklung und neuzeitlich große Popularität freut sich Meister Sigurd abschließend riesig. Wir erfahren dazu noch:

„Eine ganze Menge an Gruppen widmen ihr Schaffen mittlerweile diesem Themenkreis, meiner Meinung nach könnten es sogar noch mehr sein. Einige davon verarbeiten fiktive Inhalte, andere wiederum werken mit Fakten – eines teilen wir jedoch mit beinahe allen Viking Metal-Kapellen: Die brennende Begeisterung für die mutigen und ruhmreichen Taten der urheidnischen Vorväter.“ Hoffentlich lodert diese noch lange in den Seelen, Herzen und Köpfen dieser Sankt Petersburger Helden.

© Markus Eck, 20.02.2007

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