Interview: | MORGENSTERN |
Titel: | Beanspruchte Rache |
Eine aufsehenerregende Kunde macht gar schnell die Runde: Die 1998 gegründeten Mittelalter-Metaller Morgenstern ziehen nun unter markerschütternder Beschallung ihres zweiten Albums unter dem programmatischen Titel „Heute ist die Rache mein“ erneut in die Schlacht gegen genreübliche musikalische Einfältigkeit.
Die mitgeführte schwere künstlerische Bewaffnung der sechs Morgensterne scheint auch diesmal enorm überlegen: Überaus eingängige Songstrukturen, hitverdächtige Melodik, bahnbrechender Enthusiasmus, aber auch tragend riffende Gitarren und ein eiserner Siegeswille werden erneut zur Entscheidung zugunsten der stiltreuen Band aus dem deutschen Ort Merkers führen. „Heute ist die Rache mein“ ist ein mustergültiger Nachschub des vorangegangenen Debüts „Feuertaufe“. Diese wurde letztes Jahr auf gleichnamigem Album mit beifallspflichtiger Bravour bestanden.
Erneut finden auch wieder allerlei reizvolle uralte und bewährte Instrumente Verwendung. Schalmeien, Mautrommeln, fidele Sackpfeifen, Perkussionen, Tambourin und Handtrommel sorgen neben vielen Flöten-Einlagen für rundum begeistertes Auditorium. Und der neue Minnesänger Rico stellt sich schnell als Glücksgriff dar. So berichtet mir diesmal Jens Hülpüsch direkt aus dem Lagerzelt des Trupps.
Euer neues Album trägt den Titel "Heute ist die Rache mein". Wofür steht denn dieser Titel? An wem soll sich gerächt werden? An den „Journalisten“, die euer erstes Album verrissen haben?
„Wir haben ein paar ziemlich fiese Dinge von den Schreiberlingen einstecken müssen, aber rächen wollen wir uns deshalb nicht. Der Albumtitel gilt vielmehr solchen Leuten, die einen benutzen, aussaugen und anspucken. Und von der Sorte kenne ich einige. Also einfach mal genau hinhören in den Liedern!“
Wie ist die Situation momentan bei Morgenstern im Bandlager? Sicherlich dominiert bei euch nervenzerfetzende Spannung bezüglich nun folgender Reaktionen der bisherigen Fans.
„Die Stimmung ist tausendmal besser als je zuvor. Die Reaktion auf das neue Line-Up sind durchweg positiv. Wir haben das Ganze schon ein paarmal live gebracht und da hat es jedes mal richtig geknallt. Fans muß man sich halt immer erst verdienen.“
Sind eigentlich alle Mitglieder, die auch bei eurem ersten Album „Feuertaufe“ innerhalb des illustren Spielmannszuges waren, noch in der Mannschaft? Oder sind Änderungen in der Besetzung zu vermelden? „Sänger und Bassist Steffen und Gitarrist Maan Man haben uns die Brocken vor die Füße geschmissen. Deren Plätze nehmen jetzt Rico am Gesang und Jörg am Bass ein.“
Welchen lyrischen Inhalt glorifiziert denn das neue Werk? Erste Hörproben ergaben die bewährte runde Mischung aus mittelalterlicher und neuzeitlicher Thematik. „Es geht um alles Mögliche in den Texten. Meistenteils dreht es sich aber um persönliche Erfahrungen - natürlich nur schlechte -, es sind aber auch Märchentexte dabei wie 'Totenschimmel'. Wir haben diesmal sogar ein Liebeslied zustande bekommen.“
Wie wird die Musik denn heuer optisch auf der Bühne umgesetzt? Gibt es eine Show mit speziellen Gimmicks oder Alltagsklamotten und dafür musikalisch umso Überzeugenderes? „Das neue Motto heißt: 'Feuer Frei und Spaß dabei!' Wobei ganz klar ist, daß wir heute versierter sind, denn wir üben ja auch fleißig. Im Übrigen treten wir nackt auf. [grinst ]Na ja, fast nackt.“
Morgenstern sind ja nun von der Demo- zur Profi-Band mutiert. Hat sich eure Einstellung zur Musik seit dem Erscheinen des Debütalbums verändert? Sieht man bei euch jetzt gewisse Angelegenheiten des Musik-Business etwas klarer und kritischer? „Wenn man die erste Scheibe am Start hat denkt man: 'Wow, was sind wir für Helden!' und meint, alle Welt wartet nur auf einen und freut sich, daß es die Band gibt. Pustekuchen! Jeder Fan und jede verkaufte Scheibe will hart verdient sein. Wenn du das unter 'klarer sehen' verstehst, dann sag' ich dir, ja, wir sehen jetzt klarer.“
Der erzeugte Morgenstern-Sound ist immer noch Mittelalter pur. So kann man dann als Hörer wohl noch immer annehmen, daß ihr euch dieser Zeit auch jetzt noch mit Haut und Haaren verschrieben habt und kaum eine mittelalterliche Veranstaltung entgehen laßt. Oder habt ihr nach der aufwendigen Image-Pflege hinsichtlich Morgenstern auch dann und wann die Nase voll und geht in popeligen Trendklamotten ins nächste Internet-Café? „Wir gehen dann und wann in popeligen Klamotten zur Arbeit, in die Schule, in die Kneipe und auch ins Internet-Cafe.“
Für mich sind Morgenstern somit immer noch ohne den geringsten aufkommenden Zweifel die bisher besten und überzeugendsten Streiter dieser nach wie vor sehr populären Stilistik. Wo holt ihr euch eigentlich die authentischen Lyriken für eure Songs her? Schreibt ihr aus uralten verstaubten Büchern aus geheimen Bibliotheken ab, oder sind es überwiegend Eigenkreationen? Es folgt die allerlängste und gleichzeitig informativste Interview-Antwort, die ich je bekam. „Wir schreiben alles selber.“
Signifikantes Trademark dieser massiv historisch orientierten Musikanten ist die perfekte Verknüpfung von aus alter Zeit stammender musikalischer Tradition und zeitgemäßem Metal-Sound. Letzterer bietet einige Klangfestigkeit, welche primär in selbst geschriebener Lyrik dargeboten wird, aber auch adaptierte Texte aus alten Überlieferungen beinhaltet. Dies gestaltet durch brillante authentische Verse wiederholt einen in sich geschlossenen spannenden Reigen an Erzählungen, welche in perfekt zueinander passender Zweisamkeit mit der Musik kooperieren und das Lauschen der Lieder zu einem einzigen Vergnügen machen.
Wie haben sich Morgenstern also bisher eigentlich neben Subway To Sally, Haggard, In Extremo und den ganzen anderen Kapellen dieser Stilistik in der Szene behaupten können? Die genannten Gruppen sind alle schon sehr etabliert, wie wurdet ihr also bislang von den Fans dieser Sparte aufgenommen? Verlacht oder vergöttert?
„Weder noch. Das Publikum hat uns immer eine Chance gegeben und langsam haben wir kapiert, wie man eine Chance nutzt.“
Was wolltet ihr in den vergangenen Interviews schon immer mal sagen und habt es dennoch aus den verschiedensten Gründen nicht getan? Los, nun endlich heraus damit! Quatscht Klartext!
„Unsere Zeit ist gekommen. Und: Zlatko ist doof und Britney Spears finde ich zum Kotzen.“ Wie überaus interessant. Big Brother-TV-Sympathieträger und Pop-Marionette Zlatko ist aufgrund seiner bekanntlich künstlich hochstilisierten, aber in Wahrheit niedrigen geistigen Reife peinlicherweise Deutschlands Teenager-Idol Number One geworden, mit dem sich scheinbar nun wirklich jeder voll identifizieren kann. Und komischerweise findet Fräulein Spears wiederum jeder zum Erbrechen. Geschlechtliche Handlungen wünscht sich aber laut einer der letzten „Umfragen“ auch jeder Mann mit ihr. Was für eine seltsame Welt. Man wünscht sich einmal mehr zurück ins Mittelalter.
© Markus Eck, 05.07.2001
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