
| Interview: | MOONSPELL |
| Titel: | Aufs Innerliche zentriert |
Für die einen sind sie Gothic Metal, für die anderen Dark Metal - beides hat seine Berechtigung. Dem künstlerisch ebenso eigenwilligen wie wandelbaren portugiesischen Erfolgsmodell selbst sind Schubladenbezeichnungen herzlich egal, nach mehr drei erfüllten Dekaden außergewöhnlich gehaltvoller Präsenz.
So gönnten Moonspell sich und den Fans am 26. Oktober 2024 ihre erste Symphonic-Show überhaupt - mit dem 45-köpfigen (!) Lissaboner Sinfonietta-Orchester unter der Leitung von Maestro Vasco Pearce de Azevedo in der MEO Arena in Lissabon.
Nun erscheint der Mitschnitt, „Opus Diabolicum“ betitelt. Wie Frontmann Fernando Ribeiro dazu bekundet, hätten er und die Band sich derlei in all der Zeit seit dem Start in 1989 niemals erwartet.
„In der Tat ein weiterer Schritt für uns in über 30 gemeinsamen Jahren. Ich denke, die Resonanz darauf ist sehr gut. Moonspell ist es ja gewohnt, immer wieder allerlei gemischte Gefühle zu wecken - so vermute ich, dass einige Leute es wirklich lieben, vor allem die eingefleischten, treuen Fans, die jeden unserer Schritte verfolgen. Und das ist alles, was sich eine Band wünschen kann. Wir haben ohnehin keine Zeit für Hass“, verlässt es den Mund des Fronters mit einem überlegenen Grinsen.
Wie er bereits mehrfach explizit in der Öffentlichkeit konstatierte, ist der Vokalist selbst kein großer Fan von Metal-meets-Orchestra-Projekten.
„Ja, und das bin ich immer noch nicht. Ich glaube, dass die meisten sogenannten Symphonic-Metal- oder Orchestershows im Grunde genommen verpasste Gelegenheiten sind, zwei starke Stile - also Metal und Klassik - zusammenzubringen. Das meiste davon klingt blass und weich, und man verliert die Stimmung des ersten Versuchs von Heavy Metal mit Mussorgskys ‚Yaga Baba‘, Verdis ‚Dies Irae‘ oder Strawinskys ‚Le Sacre du Printemps‘. Darauf haben wir uns bei unserer Live-Aufnahme und Performance konzentriert: Die Kraft des Metal, die Größe eines Orchesters.“
Als er befragt wird, wie er sich mit seinen Moonspell-Mitmusikern vor und während des aufgezeichneten großen Konzertes fühlte, bleibt Fernando ganz lässig.
„Wir waren da eigentlich allesamt sehr entspannt, da wir mit unseren Gedanken in den Wolken schwebten, und es dauerte eine Weile, bis wir wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehrten. Wir hätten nie gedacht, dass unsere kleine Musik, die hauptsächlich aus Keyboard-Arrangements besteht, so groß, kraftvoll und authentisch sein könnte. Diese Art von Verzauberung hielt uns auf dem Boden und alles fühlte sich konzentriert und natürlich an.“
So hofft der Sänger sehr, wie er darlegt, dass Moonspell als Band eine spannende Atmosphäre und eine spirituelle Verbindung zum dortigen Publikum herstellen konnten.
„Diese Art von Shows sind auch für das Publikum ungewohnt, und manchmal wissen die Leute nicht, wie sie sich in Gegenwart von klassischen Musikern und anderen Konstellationen verhalten sollen: ‚Soll ich mich nun bewegen, einen Moshpit starten oder einfach nur still sein und zuschauen?‘ Ich glaube, wir haben beide Reaktionen bekommen, aber die Atmosphäre war großartig, und das ist es, was bei einer Moonspell-Show zählt nicht eine ‚Wall of Death‘, sondern tiefe Emotionen im Inneren.“
Auch „Vampiria“, der große und legendär gewordene Klassiker vom 1995er Debütalbum „Wolfheart“ wurde würdig zelebriert.
„‚Vampiria‘ hat uns über die Jahre hinweg gemischte Gefühle beschert, da es ein alter Song ist und wirklich altmodischer klingt als der Großteil unseres Repertoires. Doch als ich kürzlich Robert Eggers ‚Nosferatu‘ gesehen habe, habe ich meine Liebe zu diesem Lied wiederentdeckt. Ich habe sogar einen neuen ‚Vampir‘-Song für das neue Album von Moonspell geschrieben, welches nächstes Jahr erscheinen wird! Aber zurück zu ‚Vampiria‘: Ich habe die Stimmung dieses Songs in der Show und mit dem Orchester geliebt. Das Ganze hat ihn auf eine ‚filmischere Ebene‘ gehoben und das überraschende Finale hat ihn meiner Meinung nach noch vampirischer und dramatischer machen können.“
„Opus Diabolicum“ wurde von Fernando in Kooperation mit dem etablierten Jaime Gomez Arellano gemischt, der bislang vor allem für seine vielfältigen klanglichen Arbeiten mit Ghost, Grave Pleasures und Paradise Lost bekannt geworden ist. Teils ging es dabei heftig her, denn der Moonspell-Boss hatte schließlich ganz klare Vorstellungen von der Umsetzung.
„Jaime zog von England nach Portugal und konnte daher eng mit uns an unserem neuen Album zusammenarbeiten. Er konnte an den Proben für die Orchestershow und so weiter teilnehmen, sodass er sozusagen immer auf dem Laufenden war. Sein erster Mix war dann sehr ‚schützend‘ gegenüber dem Orchester, und ich fand, dass das nicht der richtige Weg war. Also habe ich ihn angerufen und ihm gesagt: ‚Das ist Moonspell, ein Moonspell-Album, unsere Songs, also kümmere dich zuerst um uns, dann wird das Orchester seinen Weg finden.‘ Genau das wollte er auch, aber er wollte, dass es orchestral klingt. Ich sagte: ‚Scheiß‘ drauf, das ist Rock’n’Roll’ - und am Ende kam etwas Lebendiges und Kraftvolles dabei heraus, anders als viele andere Mixe, die ich von anderen Metal-meets-Orchestra-Projekten gehört habe. Dieser Mix beißt und reißt, und genau das wollten wir.“
Bezugnehmend auf den aktuellen Release-Titel verkündete Fernando im Vorfeld, dass „Opus Diabolicum“ für ihn wahrhaftig das „Werk des Teufels“ verkörpere - unvollkommen, unvollendet, ungezähmt.
„Und ich liebe es. Es ist ein Live-Album voller menschlicher Fehler und Wechselfälle in einer Zeit, in der alles ‚durch die Maschine gejagt‘ wird, um sauber und hörbar zu sein. Nicht aber ‚Opus Diabolicum‘, nicht Moonspell. Wir lassen uns nicht zähmen! Keine Overdubs, keine Korrekturen, es ist einfach das, was wir mit Liebe und Hingabe gespielt haben. Manchmal bin ich verstimmt, oder das Cello könnte korrigiert werden, aber nicht wirklich. Wir wollten so fehlerhaft sein wie die Werke des Teufels von Tartini oder Paganini.“
Die Auswahl live aufgeführten Lieder war ein Kompromiss zwischen der Band, dem Arrangeur Filipe Melo und dem Maestro des Orchesters, Vasco Pearce de Azevedo.
„Wir hatten dazu ja so viele Ideen! So wollten wir den Anfang dieser Show auf unserem bereits orchestralen Album ‚1755‘ aufbauen und es sollten auch einige wichtige Moonspell-Songs in die Setlist aufgenommen werden. Dabei mussten wir uns letztlich an die Regeln des Orchesters halten, da dieses nicht länger als eine bestimmte Zeit und nicht mehr als eine bestimmte Anzahl von Songs spielen darf. Natürlich hätten wir gerne noch einige andere Kompositionen mit Orchesterbegleitung gesehen, aber man durfte sich davon nicht zu sehr mitreißen lassen. Also haben wir uns für einen Fluss entschieden, wie bei einer Oper, einer Theateraufführung, die eine Geschichte erzählt - eine Erzählung, und ich denke, das ist uns gelungen.“
© Markus Eck, 16.10.2025
Photo Credit: Rui Vasco, Joana Marçal Carriço
[ zur Übersicht ]
📢 PR Agency • 𝐸𝓈𝓉. 2001
🎯 Consistent 5✭ rated
🌐 Worldwide reach:
print, online, radio
⫸ Many years of extensive and in-depth experience in various musical fields form the basis for individual and efficient services.
⫸ In addition to communications for global Public Relations, the main areas of activity are integrated Promotion Campaigns, as well as Marketing, Artist Management, Consulting and Mentoring.
BlattTurbo
Bleeding4Metal
BURRN!
Crossfire Metal
Darkzen Dragon
Filthy Dogs Of Metal
Frenzy Fire
Groundcast
Heavy Metal Webzine It
Highwire Daze Online
Legacy
Metalheads Forever
Metal Gods TV
Metal Pedia
Metal Shock Finland
Metal Temple
Metal Titans
Metal Underground AT
MetalZone
Pete's Rock News And Views
Powermetal DE
Rock Garage
Saitenkult
Smorg Magazine
Stormbringer
The Cosmick View
The Murder Inn
Zephyr's Odem
1921 Baliheadbanger
Demontre Radio
Das Metalmagazin hart&direkt
Hijos De La Luna
La Caverna De Hierro
Metal Com Batata
PowerPlant Radio NL
Radio Diabolus
Rock Live Radio
Linktree
Instagram
Facebook
YouTube
Pinterest
TikTok
Tumblr
Blog
Wordpress
Bluesky
Threads
X
Disclaimer
Impressum
Datenschutzerklärung
© Metal Message ᴳᴸᴼᴮᴬᴸ • 2001-2025 • All rights reserved
Unauthorized use and/or duplication of this material without express and written permission from this site’s author and/or owner is strictly prohibited.
Excerpts and links may be used, provided that full and clear credit is given to Metal Message ᴳᴸᴼᴮᴬᴸ with appropriate and specific direction to the original content.