Interview: | MIDNATTSOL |
Titel: | Positiv gestimmt |
Mit dem Ende Mai veröffentlichten Album „The Aftermath“ betonten die norddeutschen Symphonic Folk Metaller ihr Naturbewusstsein und gingen das Thema Umweltschutz an.
Die norwegische Vokalistin Carmen Elise Espenæs zieht ihre ganz persönliche Jahresbilanz.
Konnte „The Aftermath“ die Köpfe der Fans entsprechend ankurbeln?
„Absolut! Wir sind eigentlich sogar ziemlich überrascht, wie wichtig die Leute das Thema finden. Fans und Journalisten zeigen sich sehr neugierig und wollen mehr wissen. Ich halte das für ein gutes Zeichen, denn das bedeutet, dass da draußen viele engagierte Menschen sind, die wirklich etwas verändern wollen.“
Wie gut klappte die neue Zusammenarbeit mit deiner Schwester Liv?
„Es hat alles wunderbar geklappt, obwohl wir in verschiedenen Ländern leben. Eine sehr schöne Erinnerung ist, wie Liv mit mir nach dem kalten Videodreh für „The Purple Sky“ in der Badewanne saß, mit einem Glas Rotwein und Badesalz. Wir haben es genossen! [lacht] Für mich als Mutter dreier Kinder und seit kurzem auch noch mit Katze vom Tierheim ist so etwas kein Alltagsgeschehen. Ich denke auch gerne daran, wie ich und Liv im Aufnahmestudio unseres Keyboarders Daniel Fischer übernachtet haben. Wir wurden wie Königinnen behandelt. Wir lachten die ganze Nacht über alte Zeiten, und dann, plötzlich, beim Erzählen einer Geschichte, hörte ich Liv tief atmen – sie ist einfach eingeschlafen. [grinst] Für uns in Midnattsol war ja 2018 ohnehin ein ganz besonderes Jahr: Wir haben das neue Album herausgebracht und eine neue Band-Homepage samt neuem Merch bekommen. Zudem wurde unser allererstes Musikvideo veröffentlicht. Auch wurde ein Lyrikvideo zu ‚The Aftermath‘ an den Start gebracht. Zum Song ‚Herr Mannelig‘ erarbeiteten wir ein Bandvideo als auch ein Promovideo. Zudem haben wir Releasekonzerte in Deutschland gespielt und viele Interviews gegeben. Jetzt juckt es schon wieder in den Fingern weiterzumachen und wir haben auch schon damit angefangen, die ersten neuen Ideen umzusetzen.“
Was war das Schönste für dich in 2018?
„Das absolute Highlight des Jahres war, dass ich mit Midnattsol endlich unseren Fans, die so lange darauf gewartet haben, neue Songs zum Hören geben konnte, dies auch noch mit meiner eigenen Schwester. Auf diesen Moment haben wir so lange gewartet. Es hat viel Spaß gemacht mit der verrückt-wunderbaren Midnattsol-Familie, wieder Musik zu machen und live aufzutreten. Es war rührend, die Fans auf den Releaseshows zu treffen. Viele kamen von weit weg, um das zu erleben. Außerdem habe ich mit meiner norwegischen Band Savn ein völlig naturnah konzipiertes Musikvideo für die norwegische Ballade „Fri“ veröffentlicht, das war auch sehr schön.“
Was hast du als das Übelste in 2018 empfunden?
„Es sind weltweit so viele, unglaublich traurige Geschehnisse passiert. Manchmal habe ich Angst davor, Kinder in dieser Welt aufwachsen zu lassen. Überall Gewalt, Leid, Umweltprobleme, Tiermisshandlung, Krieg, Konflikte - es nimmt kein Ende. Auch auf persönlicher Ebene war es für mich ein Jahr, in dem ich mich mit dem Thema Tod auseinandersetzen musste. Es gab kaum eine Zeit, in der ich nicht getrauert habe. Um Menschen, die kein Ende ihres Leids sahen und Selbstmord begingen. Das war schlimm. Und dann auch noch der gewaltige Schock, als Mario, Livs Liebe, uns wegen schwerer Herzprobleme für immer verlassen musste. Wir vermissen ihn so sehr. Es ist für mich sehr schwierig, dass Liv in Deutschland wohnt. Ich will sie immer trösten und ihr helfen, so gut es möglich ist. Sie ist jedoch eine sehr starke Frau, eine Kämpferin. Und ich weiß, dass es ihr Schritt für Schritt immer besser gehen wird. Hoffentlich wird das nächste Jahr besser als 2018!“
Konnte dich 2018 musikalisch etwas positiv überraschen?
„Ich war sehr froh, als ich gehört habe, dass die norwegische Folkband Gåte sich wiedervereint und neue Lieder gemacht hat. Ich liebe ihre folkige Atmosphäre und die Songtexte.“
Was war für dich 2018 musikalisch schlimm?
„Meine sechsjährige Tochter hat kürzlich im hiesigen Chor angefangen und sogleich ihr erstes Solo versucht. Ich war dabei, als sie plötzlich ankündigte „Jetzt werden wir ‚Kleiner Hai‘ singen!“ Und ich beteuere, dass ich dabei ganz bestimmt nicht ‚Yeahaow’ ausgerufen habe.“ [lacht]
© Markus Eck, 29.12.2018
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